Gesundheit

Bis in den Tod – die wahnsinnige Liebe der stummen Gibbons-Zwillinge

Als sie vier Jahre alt waren, sprachen Jennifer und June Gibbons nicht mehr mit ihren Eltern – sie reichten ihnen kleine Zettel. Viele Zwillinge führen symbiotische Existenzen, so, als wären sie zwei Teile eines Wesens. Die kleinen Gibbons trieben es auf die Spitze: Miteinander kommunizierten sie in einer Geheimsprache, die kein anderer Mensch verstand. Sie bewegten sich vollkommen synchron – wie zwei Marionetten, die von einem Willen gesteuert wurden. Jennifer soll June durch Augensignale kontrolliert haben. Beide bewegten sich extrem verlangsamt in perfekter Synchronizität. Auf ihre Umwelt wirkten sie wie Zombies. Und es war keine traute Zweisamkeit der Schwestern. Eben hingen sie noch untrennbar zusammen, dann schrien sie sich erbittert an, kämpften und zerkratzten sich ihre Gesichter.

Dabei waren sie unglaublich kreativ und schrieben beachtenswerte Kurzgeschichten. Ihr kompliziertes Leben geriet vollkommen aus dem Lot, als ein neuer, mächtiger Antrieb in das Leben der Zwillinge kam. Die beiden Mädchen, die kaum mit der Außenwelt kommunizierten, entdeckten ihre Liebe zu Jungs. Das konnte nicht gut gehen.

Liebe und Wahnsinn der Zwillinge

Der Vater von vier Brüdern, die sie mit ihrer Liebe verfolgten, nannte sie nur „diese komischen Karnickel“. Die ersehnte Romantik von literarischen Ausmaßen fanden sie nicht. Nur schnellen Sex, Alkohol und Klebstoff-Geschnüffel. Dann flippten sie aus. Sie klauten und brannten einen Schuppen nieder. Das brachte die Mädchen in die schlimmste Anstalt für psychisch auffällige Gewalttäter in Großbritannien. Sie wurden in Broadmoor eingesperrt – dort, wo Gewalttäter wie der Yorkshire Ripper Peter Sutcliffe und die grausamen Gangsterzwillinge Ronnie und Reggie Kray einsaßen. Dort war auch die meistgehasste Frau des Königreichs inhaftiert: die berüchtigte Kinder-Mörderin Myra Hindley.

In diese Klinik für psychisch kranke Straftäter kamen die Gibbons nicht wegen ihrer kleinkriminellen Taten, sondern weil sie die Welt mit ihrem Schweigepakt verstörten. Ihre Tagebücher dokumentieren den Psychokrieg und ihre komplizierten Rituale. Beispiel Essen: Eine musste hungern, die andere sich dafür überfressen. Dann wechselten sie die Rollen. Wurden die komplizierten und nirgends dokumentierten Regeln ihres Lebens verletzt, bestraften sich die Zwillinge.

Die Anstalt der schlimmsten Kriminellen

Die Irrenanstalt Broadmoor befütterte das unheilige Spiel der beiden Zwillingssterne weiter. Die Ärzte versuchten, sie zu trennen, doch sie fanden immer einen Weg, ihre Botschaften auszutauschen. Gleichzeitig kämpften sie erbittert um Gunst und Aufmerksamkeit der inhaftierten Männer. Zurück auf ihren Stationen schrieben sie sich den Hass auf die Rivalin von der Seele. Jennifer wurde zehn Minuten nach June geboren. Sie fürchtete immer, ihre ältere Schwester sei klüger, hübscher und beliebter als sie. June schrieb: „Sie will, dass wir gleich sind. In ihren Augen leuchtet ein mörderischer Glanz. Lieber Gott, ich habe Angst vor ihr. Sie ist nicht normal. Jemand macht sie verrückt. Das bin ich.“

In der Anstalt nahm die Idee von ihnen Besitz, nur der Tod eines Zwillings könne die andere erlösen. „Ich sagte zu Jennifer, du bist stark. Wenn ich sterbe, hast du bald alles hinter dir. Du bist ein Kämpfer“, so June. „Aber Jennifer sagte mir, wenn sie tot sei, solle ein Mann mein Zwilling werden und sie ersetzen. Wir einigten uns, egal wer stirbt, die Überlebende wird ihr Baby nach dem toten Zwilling nennen, damit wir beide weiterleben können.“

Auf unheimliche Weise erfüllte Jennifer den Pakt der Schwestern. 1993 wurden sie nach elf Jahren aus der berüchtigten Anstalt entlassen. Zusammen saßen sie im Bus, der sie nach Hause in eine offene Klinik bringen sollte. Jennifer sackte neben June zusammen und erschlaffte. Als sie in Wales ankamen, konnte Jennifer nicht mehr sprechen. Wenige Stunden später hörte sie auf zu atmen. Jennifer starb an einer mysteriösen Infektion des Herzens.

Nie wirklich frei

Ihre ältere Schwester Greta gab später den Behörden die Schuld am Tod von Jennifer. In einem Interview erklärte Greta, dass die beiden nie in Broadmoor hätten eingesperrt werden dürfen. Das habe ihr Leben völlig ruiniert: „Jenny hätte nicht sterben sollen, sie war erst 29 Jahre alt und hätte nicht entlassen werden dürfen, wenn sie nicht gesund war. Sie hätte im Krankenhaus sein sollen. Und June hätte ein viel besseres Leben verdient. Sie hat nie geheiratet oder Kinder gehabt oder ihren Ehrgeiz, Schriftstellerin zu werden, erfüllt.“ Wirklich frei wurde June nie. Ausstellungen und Lesungen verweigerte sie nach einigen Jahren. Heute lebt sie sehr zurückgezogen in der Nähe ihrer Familie.

Sie hätte die Anstalt verklagt, erklärte Greta. Aber ihre Eltern seien dagegen gewesen. Doch die große Schwester fühlte sich nie in das klaustrophobische Universum der Zwillinge ein. Ihrer Biografin Marjorie Wallace sagte die überlebende June am Grab der Schwester: „Sie ruft mich. Ruft mich leise. Aber ich will nicht in dasselbe Grab wie sie. Das wäre wie in unserem alten Etagenbett. Sie wird mich packen und anschreien: „Jetzt hab‘ ich dich! Du bist tot. Ich bin zwar als Erste gestorben, aber jetzt bist du wieder bei mir, und wir sind eins.“ Sie hat mir immer das Sonnenlicht geraubt. Wenn sie noch leben würde, dann würde sie mir weiter meine Seele stehlen.“

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