Persönliche Gesundheit

Was Patienten mit Vorhofflimmern hilft


Oft macht sich die Krankheit durch ein sehr unangenehmes Druckgefühl auf der Brust bemerkbar, durch Herzrasen oder -klopfen, verbunden mit Atemnot und Schwindel. Das sogenannte Vorhofflimmern senkt die Lebensqualität der Erkrankten stark. Und es erhöht ihr Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln oder einen Schlaganfall zu erleiden.

Die Herzrhythmusstörung tritt vergleichsweise häufig auf, in Deutschland sind schätzungsweise zwei Millionen Menschen betroffen. Die meisten von ihnen sind älter als 50 Jahre.

Gerät das Herz durchs Vorhofflimmern häufiger aus dem Takt oder hält ein solcher Anfall länger als ein, zwei Tage an, dann sollten Betroffene unbedingt ärztlichen Rat suchen.

Elektroschock kann das Herz wieder in den Takt bringen

Zum einen können Mediziner Gerinnungshemmer verschreiben und so das Risiko eines Schlaganfalls senken. Zum anderen können sie auch mit einem kurzen Elektroschock, der sogenannten Kardioversion, das Herz aus der Rhythmusstörung befreien, damit es wieder regelmäßig schlägt. Dies kann auch durch die Gabe spezieller Medikamente passieren, sogenannter Antiarrhythmika.

Kehrt das Flimmern trotzdem wieder zurück, gibt es vor allem zwei Möglichkeiten:

  • das dauerhafte Einnehmen von Antiarrhythmika,
  • die sogenannte Katheter-Ablation, bei der ein Katheter über die Blutgefäße ins Herz eingeführt und der Bereich des Herzens verödet wird, von dem die Rhythmusstörung ausgeht.

Die aktuellen Leitlinien empfehlen beide Optionen, Ärzte und Betroffene müssen zusammen abwägen. Ein Ärzteteam hat Medikamenteneinnahme und Operation nun in einer großen Studie verglichen.

2204 Patienten, die in Nordamerika, Europa und Asien an der Untersuchung teilnahmen, ließen den Zufall entscheiden, welche Therapiemethode bei ihnen zum Einsatz kam. Die Teilnehmer waren im Schnitt 68 Jahre alt und litten seit gut einem Jahr an Vorhofflimmern, knapp zwei Drittel waren Männer.

Teilnehmer in der Medikamenten-Gruppe konnten sich später für eine Ablation entscheiden, wenn ihre Symptome durch die Arzneien nicht abklangen. Dies taten rund 27 Prozent der Betroffenen. Gleichzeitig wurde bei rund neun Prozent der Patienten aus der Ablation-Gruppe der Eingriff doch nicht durchgeführt, was die Auswertung der Studiendaten erschwerte.

Das Team um Douglas Packer (Mayo Clinic, Rochester, USA) und Daniel Mark (Duke Clinical Research Institute, USA) begleitete die Patienten im Schnitt vier Jahre und ermittelte:

  • wie viele einen Schlaganfall, Herzstillstand oder schwere Blutungen erlitten oder starben
  • und wie die Patienten ihre Lebensqualität ein Jahr nach der Ablation beziehungsweise nach Beginn der Gabe von Antiarrhythmika einschätzten.

Unterschied in der Lebensqualität

Das Ergebnis, über das die Forscher jetzt im Fachblatt „Jama“ berichten: Ablation und Medikamente schützen in etwa gleich gut vor den möglichen Folgen des Vorhofflimmerns wie etwa einem Schlaganfall. In der Gruppe, bei der der Katheter-Eingriff durchgeführt wurde, traf acht Prozent eine der gefürchteten Komplikationen des Flimmerns. In der Gruppe, die Medikamente nahm, waren es 9,2 Prozent. Statistisch hat der Unterschied von gut einem Prozent hier keine Bedeutung.


Wer hat’s bezahlt?

Die Studie wurde unter anderem von einem staatlichen US-Institut (NHLBI) finanziert, der Mayo Clinic sowie von drei Medizinprodukte-Herstellern (Biosense Webster, Medtronic, Boston Scientific Corporation).


Beide Methoden können unangenehme Nebenwirkungen haben: Je rund ein Prozent der Patienten hatten nach der Ablation eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel oder einen Bluterguss an einer Ader, ein sogenanntes Pseudoaneurysma. In der Medikamenten-Gruppe entwickelten rund anderthalb Prozent der Patienten eine Schilddrüsen-Störung.

Doch egal ob Katheter-Ablation oder Antiarrhythmika: In beiden Gruppen berichteten die Patienten nach einem Jahr von einer gestiegenen Lebensqualität. Allerdings nahm sie nach einer Ablation stärker zu. Die Patienten hatten nach dem Eingriff eine höhere Chance, dass das Flimmern nicht wieder auftrat und mussten dementsprechend auch seltener ins Krankenhaus. Sie klagten auch seltener über Atemnot oder Erschöpfung.

Allerdings benötigte mehr als die Hälfte der Patienten, bei denen eine Ablation durchgeführt wurde, in den folgenden vier Jahren einen weiteren Eingriff, weil die Rhythmusstörung zurückgekehrt war.

Zusammengefasst bestätigt die Studie das aktuell empfohlene Vorgehen: Betroffene können sich gemeinsam mit dem Arzt nach eingehender Beratung entscheiden, ob sie lieber Antiarrhythmika einnehmen oder eine Ablation vorziehen. Beide Therapien verbessern die Lebensqualität und senken ähnlich stark das Risiko schwerer Komplikationen des Vorhofflimmerns. Detaillierte Informationen aus der aktuellen, großen Studie, auch über mögliche Nebenwirkungen der Behandlungen, können Patienten und Ärzten helfen, eine Entscheidung zu treffen.

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