Gesundheit

"Zero Covid"-Strategie gescheitert: Hongkong meldet nun die weltweit höchste Covid-19-Todesrate

Lange Zeit galt Hongkong als Vorbild für die Bekämpfung des Coronavirus. In der chinesischen Sonderverwaltungszone hatte man sich sehr schnell für eine "Zero-Covid"-Strategie entschieden: Dem Virus sollte kein Raum gegeben werden, schon bei einzelnen Fällen wurden strikte Lockdowns für ganze Städte verhängt. Tatsächlich ging der Plan zunächst auf, die Infektionszahlen blieben niedrig, die Zahl der Todesfälle auch. International, auch in Deutschland, wurde Hongkong immer wieder als Referenz für eine gelungene Pandemiebekämpfung genannt.

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Doch das hat sich nun gründlich geändert. Die Virusvariante Omikron tobt in Hongkong, die Situation ist trotz strikter Maßnahmen außer Kontrolle geraten. Zehntausende Fälle werden täglich gemeldet – und zuletzt fast 300 Tote pro Tag. Das ist bei einer Stadt mit 7,5 Millionen Einwohnern nicht nur eine exorbitant hohe Zahl, sondern aktuell auch die höchste Covid-19-Todesrate in der Welt. 

Seit Pandemiebeginn sind in Hongkong mehr als 7.000 Menschen an Covid-19 verstorben, die allermeisten davon im März. Von Beginn der Pandemie bis Mitte Februar 2022 verzeichnete Hongkong höchstens eine Handvoll Tote am Tag, meistens gab es allerdings gar keine Corona-Todesfälle zu beklagen. Das sorgt für erschreckende Bilder: Auf Fotos in den sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie sich in Krankenhäusern die Leichensäcke stapeln. Der Regierungsberater und Professor der Hongkong Universität (HKU), Yuen Kwok-yung, schätzte die Zahl der Infizierten auf rund 2,5 der 7,5 Millionen Einwohner. Er rechnet nicht damit, dass das Virus beseitigt werden könnte.

Zu wenig ältere Menschen gegen Covid-19 geimpft

Doch wie konnte es zu diesem schweren Ausbruch mit solch dramatischen Folgen kommen? Jin Dong-yan, Virologe an der Universität Hongkong, spricht von einer "erwartbaren Tragödie": Trotz vieler Appelle aus der Wissenschaft hätten viele – vor allem ältere – Menschen es versäumt, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Viele von ihnen haben nun mit einem schweren Verlauf zu kämpfen oder sterben sogar an der Krankheit.

Besonders schwer betroffen ist die vulnerable Gruppe der Über-80-Jährigen, schreibt "Vice". Zu ihr gehören mehr als 70 Prozent der Todesfälle. Hier ist die Impfquote besonders gering: Nur 20 Prozent in dieser Altersgruppe sind geimpft. Die übrigen 80 Prozent sind gegenüber dem Virus weitestgehend ungeschützt. Die Gesundheitsexpertin Karen Grepin führt das unter anderem darauf zurück, dass in den Medien oft der Eindruck erweckt worden sei, man müsse völlig gesund sein, um sich impfen lassen zu können.

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Viele alte Menschen hätten deshalb aus Angst oder Vorsicht auf eine Impfung verzichtet. "Die Alten und Menschen mit Vorerkrankungen haben deshalb geglaubt, sie seien keine guten Kandidaten für Impfungen", sagte Grepin dem "Time Magazine". Diejenigen, die die Impfung am dringendsten bräuchten, hätten sie meist nicht bekommen.

Hongkong impft mit Totimpfstoff Sinovac

Aber auch diejenigen, die geimpft sind, verfügen nicht über den optimalen Schutz. In Hongkong wurde vor allem der chinesische Sinovac-Impfstoff verimpft. Der wirkt zwar auch gegen Covid-19, laut Studien jedoch bei nur zwei verabreichten Dosen nicht so effektiv wie beispielsweise das Vakzin von Biontech. Eine neue Untersuchung macht jedoch Hoffnung: Ein Booster mit dem Totimpfstoff Sinovac erhöht bei Über-60-Jährigen den Schutz gegen einen schweren Verlauf oder Tod auf 98 Prozent, berichtet die "New York Times".

Die Zahl der Todesfälle ist in Hongkong in den vergangenen Tagen wieder leicht zurückgegangen. Trotz der immer noch hohen Infektionszahlen sieht die Regierung den Höhepunkt der Welle überstanden und kündigte Lockerung an. Die Dauer der Quarantäne für Einreisende wird vom 1. April an von 14 auf 7 Tage reduziert. Auch dürfen dann wieder Flugzeuge aus neun Ländern, darunter Großbritannien, Frankreich und die USA, in der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole landen. 

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