Im Kampf gegen das Rauchen will die neue Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig keine Werbeschlupflöcher für E-Zigaretten lassen. Die CSU-Politikerin verlangt ein umfassendes Reklameverbot, über das die Große Koalition seit Monaten verhandelt – vor allem zum Schutz von Jugendlichen, bei denen neue Produkte zum Dampfen im Kommen sind.
Mit Blick auf mögliche neue Strategien im Umgang mit Cannabis will Ludwig einen offenen Dialog. Vor allem Rauchen und übermäßiges Alkoholtrinken richten immer noch massive Gesundheitsschäden an, wie der von Ludwig vorgestellte neue Drogen- und Suchtbericht ergab – auch wenn der Konsum insgesamt zurückgeht.
Die wichtigsten Erkenntnisse des aktuellen Berichts im Überblick:
Steigende Zahl von E-Zigaretten-Rauchern
Bei Tabak seien gute Entwicklungen zu sehen, sagt Ludwig, die seit September Drogenbeauftragte ist. „Rauchen wird langsam wirklich out.“ So ging der Anteil rauchender Jugendlicher in den vergangenen zehn bis 15 Jahren um zwei Drittel zurück. Dafür steige der Konsum von E-Zigaretten bei ihnen klar an. „Diesen Trend gilt es zu stoppen“, sagte Ludwig. Jegliche Langzeitstudien zu Gesundheitsauswirkungen fehlten.
Sie fordert deshalb ein umfassendes Werbeverbot für E-Zigaretten. Ein Werbeverbot nur für herkömmliche Zigaretten und Erhitzer wäre nur ein „halber Schritt“, denn an Treffpunkten wie Bushaltestellen und im Internet würde es dann künftig nur noch Werbung für E-Zigaretten geben. „Das will ich nicht“, sagt Ludwig.
In die lange festgefahrene Debatte zum Werbeverbot ist Bewegung gekommen, seit die Union ihren generellen Widerstand aufgegeben hat. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für ein Verbot ausgesprochen und „eine Haltung“ dazu bis Jahresende in Aussicht gestellt. In der vorigen Wahlperiode war ein Anlauf gescheitert. Nun geht es darum, Beschränkungen auf Außenwerbung und Kinos auszuweiten. Offen ist, ob nur klassische Tabakprodukte nicht beworben werden dürfen, oder ob das Verbot – so wie die SPD es durchsetzen will – auch für E-Zigaretten gelten soll.
Cannabis: „So einfach wird das nicht“
Ludwig will ein Ende „ideologischer Debatten“ und stattdessen mit Vertretern aller unterschiedlichen Positionen ins Gespräch kommen. Die einen seien für die volle Härte des Gesetzes, die anderen für eine Legalisierung. „Aber ganz so einfach wird es nicht sein“, so Ludwig. Daher strebe sie einen offenen Dialog an. Das sei nur sinnvoll, wenn man nicht von vornherein auf ein Ergebnis festgelegt sei. Dabei gehe es auch darum, junge Menschen besser mit Vorbeugung und Aufklärung zu erreichen. Schon einmal Cannabis konsumiert haben laut Drogenbericht 19 Prozent der Jugendlichen und 42,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen.
Alkohol: Bessere Hilfe für Kinder süchtiger Eltern nötig
Auch bei übermäßigem Alkoholtrinken gebe es einen positiven Trend nach unten, sagt Ludwig. Allerdings wird in Deutschland immer noch im internationalen Vergleich viel Alkohol konsumiert. Männer trinken mehr Alkohol als Frauen. Insgesamt weisen rund 18 Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen einen riskanten Konsum auf. Und Schätzungen zufolge werden pro Jahr etwa 10.000 Babys mit alkoholbedingten Folgeschäden geboren, bei 2000 davon seien die Beeinträchtigungen schwer.
Ludwig will insbesondere bessere Hilfen für Kinder, die bei alkoholabhängigen Eltern aufwachsen. Vorschläge dafür wolle eine Arbeitsgruppe mehrerer Ministerien in Kürze vorlegen.
Illegale Drogen: Eigenbedarfsregelung für Heroin sei „blanker Unsinn“
Bei illegalen Substanzen wie Heroin und Kokain gebe es eine fast stabile Entwicklung, sagt Ludwig. So stieg die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr leicht auf 1276 Menschen. Das waren vier Tote mehr als 2017. Hauptursache sind dabei weiterhin Vergiftungen durch Opioide.
Die Beauftragte wandte sich strikt gegen Stimmen, auch für Heroin oder Kokain eine Eigenbedarfsregelung zu schaffen – also dass bei kleinen Mengen keine Strafverfolgung droht. „Das ist blanker Unsinn.“ Ein wichtiger Baustein seien Behandlungen mit Ersatzstoffen. Die dürften aber nicht auf Ballungsräume beschränkt bleiben, sondern müssten tatsächlich flächendeckend verfügbar werden.
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