Gesundheit

E-Rezept: Große Erwartungen und etwas Sorge

Das E-Rezept soll das Papierrezept nicht digital nachahmen, sondern Mehrwerte bieten. Darum wird es Gewohnheiten der Patienten und Abläufe in den Apotheken verändern. Bei einer Veranstaltung der Gehe am Mittwoch waren sowohl die gespannte Erwartung auf die Neuerungen als auch die Sorge vor unfairen Rahmenbedingungen zu erleben. Doch alle waren sich einig, dass die Zeit für das E-Rezept reif ist. 

Welche Chancen und Herausforderungen das E-Rezept für die Apotheken bietet, hinterfragte der Pharma-Großhändler Gehe in einer „blauen Stunde“ am Mittwochabend in Hamburg. Dort erklärte Christian Klose, Leiter der Unterabteilung Gematik im Bundesgesundheitsministerium, die Digitalisierung werde nur funktionieren, wenn sie den Nutzern einen Mehrwert biete. Analoge Prozesse zu digitalisieren, sei dafür der falsche Weg. Die Frage sei, was eine Anwendung biete müsse, um die Wünsche der Patienten nach mehr Gesundheit und längerem Leben zu erfüllen. Der Datenschutz sei sehr wichtig, aber nicht das „absolut Wichtigste“. Klose erklärte dies mit einem Vergleich aus der Luftfahrt: Eine Fluggesellschaft könne nicht versprechen, dass nie ein Flugzeug abstürze. Doch sie könne alles tun, um einen Absturz zu verhindern. In diesem Sinne sei das System in Deutschland sehr gut. Außerdem müsse die Technik begeistern, die Anwender unterstützen und verständlich sein. Doch entscheidend für die Umsetzung sei die Kultur zu adressieren.

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Frank-Ullrich Schmidt, Referatsleiter beim GKV-Spitzenverband, betonte den erwarteten Nutzen des E-Rezeptes durch den Verzicht auf Medienbrüche und Papier und durch den Gewinn an Informationen für den Patienten, wenn die Daten auch in die E-Patientenakte einfließen. Der GKV-Spitzenverband sei allerdings enttäuscht, dass im jüngsten Referentenentwurf das E-Rezept nicht als Pflichtanwendung vorgesehen sei.

Gewinner und Verlierer unter den Apothekern erwartet

Gehe-Chef Dr. Peter Schreiner prognostizierte, dass das E-Rezept den Apothekenmarkt verändern werde. Es werde Gewinner und Verlierer geben. Schreiner warb dafür, die Chancen für die Patienten und für die Apotheken zu erkennen. Apotheker könnten ihr Fachwissen besser einbringen, wenn die Patientendaten übersichtlich vorliegen. Darum plädierte Schreiner für ein offenes System mit Schnittstellen. Es sei unerträglich, dass jeder auf seinem Datenpool sitze. Zugleich betonte Schreiner, dass die freie Apothekenwahl unbedingt erhalten bleiben müsse. Andreas Thiede, Gehe-Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, sensibilisierte dafür, dass sich die Gewohnheiten ändern. Patienten würden Waren vom Sofa aus bestellen.

Peter Menk, Geschäftsführer der Initiative Pro AvO, erklärte, die Initiative wolle, dass die Rezepte weiter in die Apotheke vor Ort kommen. Doch es biete den Patienten keinen Vorteil, statt des Papiers ein Telefon in die Apotheke zu tragen. Vorteilhaft für Patienten und Apotheken sei dagegen, wenn der Patient das Rezept vorab sendet und später die Arzneimittel abholt. Damit würde die für alle ärgerliche Situation vermieden, dass das Arzneimittel nicht vorrätig ist.

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