Fitness

Können falsche Schlafpositionen für schlechten Schlaf sorgen?

Bis zu zwanzig Mal pro Nacht – so oft verändern wir unsere Schlafpositionen. Und das meist völlig unbewusst. Trotzdem glauben wir oft felsenfest, dass wir zu einem bestimmten Schlaftypus gehören, also zum Beispiel reine Bauchschläfer sind. „Zeichnet man ihren Schlaf einmal auf Video auf, können die meisten Menschen gar nicht glauben, dass sie, obwohl sie sich beispielsweise als Bauchschläfer einschätzen, einen Großteil der Nacht auf dem Rücken oder der Seite liegend verbringen“, sagt Dr. Hans Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster.

Gibt es wirklich Lieblings-Schlafpositionen?

Daher gibt es auch nicht „die richtige, beste oder gar gesündeste Schlafposition“ für alle. Egal ob (vermeintlicher) Seitenschläfer, Bauch-, oder Rückenschläfer: Auf welcher Seite wir schlafen ist völlig egal, solange wir morgens erholt und entspannt aufwachen. (Lesen Sie auch: So bringen Sie Ihre innere Uhr wieder in den Takt)

Tendenzen, in welcher Position man bevorzugt einschläft, gibt es aber durchaus: „Bis zum 7. Lebensjahr bilden wir in der Regel unsere Lieblings-Einschlafposition aus, diese bleibt uns dann ein Leben lang erhalten – es sei denn, wir sollten sie aufgrund medizinischer Indikationen (z.B. Schnarchen, Rückenschmerzen, etc.) verändern“, sagt der Experte.

Orthopäden: Bauchlage besser vermeiden

Und da kann es dann schon ein bisschen knifflig werden: Aus orthopädischer Sicht gilt eine entspannte Rückenlage auf einem möglichst flachen Kissen als empfehlenswert. Denn dabei bleibt die Wirbelsäule gerade, das Gewicht ist gleichmäßig auf die Matratze verteilt. Ein flaches Kissen ist wichtig, damit Nacken und Kopf in Verlängerung des Rückens liegen, das verhindert Verspannungen.

Auch die Seitenlage ist orthopädisch in Ordnung, allerdings sollte man hier besonders darauf achten, dass die Matratze die richtige Festigkeit hat: Sinkt die Hüfte zu tief ein, ist das vor allem für den unteren Rückenbereich nicht optimal.

Die Bauchlage kann vielen Menschen Nacken- und Schulterbeschwerden verursachen, denn dabei ist unser Kopf stets auf eine Seite gedreht – wir müssen ja schließlich Luft bekommen. Diese ungleiche Beanspruchung lässt viele Orthopäden diese Schlafposition als die aus ihrer Sicht ungünstigste bewerten. Aber auch hier gilt: Wenn Sie auf dem Bauch (ein-)schlafen und auch langfristig keinerlei Beschwerden haben ist das völlig in Ordnung. (So trainieren Sie einen starken Rücken ohne Geräte)

Das ist die beste Schlafposition für Schnarcher

Ganz anders bewerten Mediziner die Schlafpositionen, wenn es um Patienten, die schnarchen geht. „Für Schnarcher oder Menschen, die sogar mit Atemaussetzern im Schlaf zu kämpfen haben, also unter dem so genannten Schlaf-Apnoe leiden, ist die Rückenlage nicht empfehlenswert, sie verstärkt das Problem eher“, so Dr. Weeß.

Denn auf dem Rücken liegend behindern besonders bei übergewichtigen Menschen, die häufiger zum Schnarchen neigen, die überflüssigen Pfunde die Atmung und die ausreichende Durchblutung der inneren Organe. Außerdem fällt in dieser Position die Zunge leichter zurück in den Rachenbereich und kann so das Schnarchen und die Atemprobleme zusätzlich steigern. Schnarchende Menschen sollten daher besser in Seitenlage schlafen und durch ein gezieltes Training ihre (Ein-)schlafposition verändern. (Auch interessant: Die besten Experten-Tipps: Was hilft wirklich gegen Schnarchen?)

Was ist ein Lagepositionstraining?

Aber wie sieht so ein gezieltes Training in der Praxis aus? „Das ist gar nicht so einfach, wir sprechen dann von einem Lagepositionstraining“, erklärt der Schlafexperte. Um sich das auf dem Rücken schlafen abzutrainieren, gibt es zum Beispiel spezielle Schlafwesten, in die ein fester Styroporblock eingenäht ist. Dieser verhindert, dass wir in Rückenlage schlafen – denn das würde sich sehr unangenehm anfühlen. Hausmittel wie Tennisbälle unter den Rücken legen oder ähnliches bringen hingegen meist nichts, denn besonders übergewichtige Menschen empfinden sie nicht als Störung, die sie dazu bringt, sich auf die Seite zu drehen.“ (Lesen Sie auch: Die bekanntesten Schlafmythen – was ist wirklich dran?)

Damit ein Lagepositionstraining auch wirklich erfolgreich sein kann, muss es jede Nacht über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen durchgeführt wenden, dann haben wir die „neue“ (Ein)-schlafposition abgespeichert. Fällt man dann doch in die alten Muster zurück, genügt es meist, ein- bis zweimal pro Woche die korrigierenden Maßnahmen, wie etwa die Schlafweste, anzuwenden, um den Körper wieder an die günstigere Position zu erinnern.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass die individuelle Schlafposition genau dann die richtige ist, wenn man gut ein- und durchschläft und morgens körperlich und geistig erholt aufwacht. Nur bei Menschen, die schnarchen, sollte auf die Rückenlage verzichtet werden. (Auch interessant: Wann Schwitzen in der Nacht gefährlich wird)

Dieser Artikel wurde verfasst von (Eva Stammberger)

*Der Beitrag „Können falsche Schlafpositionen für schlechten Schlaf sorgen?“ wird veröffentlicht von GQ. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen