Gesundheit

Drosten warnt vor zu frühen Lockdown-Lockerungen

Eine Woche vor den nächsten Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie hat der Virologe Christian Drosten erneut eindringlich vor zu frühen Lockerungen der Beschränkungen gewarnt. "Für die Zeit bis Ostern können wir noch nicht viel an Bevölkerungsschutz durch die Impfung erwarten", sagte der Charité-Wissenschaftler im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info vom Dienstag. Am Mittwoch kommender Woche wollen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten darüber entscheiden, ob der zunächst bis 14. Februar befristete Lockdown verlängert wird.

Geringe Auslastung


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Kanzlerin Merkel lehnt eine Lockerung des Lockdowns ab. Sie bitte alle Menschen, "noch eine Weile durchzuhalten", sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in der ARD-Sendung "Farbe bekennen". Zwar gebe es jetzt bundesweit eine Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. "Das ist eine gute Leistung, da waren wir lange nicht. Aber damit haben wir noch nicht wieder die Kontrolle über das Virus durch die Gesundheitsämter."

Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) dämpfte Hoffnungen auf eine schnelle Lockerung. Es gebe zwar einen erfreulichen Rückgang bei den Infektionen, sagte er am Dienstag im Landtag in Wiesbaden. Es dürfe jedoch nicht durch unbesonnenes Verhalten ein möglicher dritter Lockdown riskiert werden. Die Corona-Pandemie sei noch längst nicht überwunden, mahnte er. 

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hält eine Debatte um mögliche Lockerungen ebenfalls für verfrüht. "Ich bin da im Moment sehr zurückhaltend", sagte er am Dienstag. Er erinnerte daran, dass eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche Richtlinie für die bundesweiten Maßnahmen im Lockdown sei.

Drosten warnt vor überlastetem Gesundheitssystem

Virologe Drosten sagte, auch wenn durch die Impfungen die Sterblichkeit sinke, bleibe das Verringern der Fallzahlen für ihn essenziell. Wo und wie schnell man lockere, müsse man genau prüfen. Es gebe "einen großen Grund zur Sorge". Drosten sprach von einem Szenario, in dem es zu zahlreichen schweren Krankheitsverläufen in der mehr als 23 Millionen Menschen umfassenden Gruppe der 40- bis 60-Jährigen kommen könnte – falls zu früh gelockert würde und diese Menschen noch nicht ausreichend durch Impfungen geschützt seien. Dies könne unter anderem zu einer Überlastung des Gesundheitssystems und hohen Krankenständen in Unternehmen führen.

Drosten zeigte sich über den in Aussicht gestellten Anstieg der Impfstoffdosen im Jahresverlauf "sehr positiv überrascht". "Die Situation ist viel besser als ich das noch vor Tagen gedacht habe." Er verwies allerdings auch auf Unwägbarkeiten und Herausforderungen an das Impfen in der Breite. Zur Wirksamkeit der verschiedenen Präparate erklärte Drosten, dass sie alle "total gut wirksam" seien gegen schwere Verläufe. Nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums sollen die Liefermengen bis zum Sommer deutlich anziehen. 

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, fordert strafrechtliche Konsequenzen für Menschen, die sich den Zugang zu einer Corona-Impfung verschaffen, ohne dass sie an der Reihe sind. Mit Blick auf die Neufassung der Impfverordnung sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Unbefriedigend ist, dass nach dem Entwurf von Jens Spahn Menschen weiterhin straflos bleiben, wenn sie sich unberechtigt eine Impfung erschleichen."

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