Gesundheit

Hygiene, Praxisregeln: Ärzte wollen Maßnahmen nach Pandemie beibehalten

Zwar ist die Pandemie noch nicht überstanden – wie ein Leben nach dem Lockdown aussehen könnte, darüber machen sich Mediziner und Wissenschaftler jedoch schon jetzt Gedanken. Ihre Empfehlung: An bestimmte Maßnahmen sollten wir uns auch nach Ende der Corona-Krise weiter halten.

Wann die Pandemie vorbei ist, kann wohl keiner beantworten. Zwar sinken in Deutschland die Fallzahlen immer weiter, nach und nach werden Schritte aus dem Lockdown getätigt – doch Normalität ist noch lange nicht eingekehrt.

Und wenn es nach Medizinern geht, dann bleibt es vorerst dabei. So raten deutsche Hausärzte etwa dazu, einige der Maßnahmen nach Ende der Pandemie beizubehalten – insbesondere die Hygieneregeln.

Wie Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe erklärte, bemerkten die Mediziner ein allgemein geringeres Ansteckungsrisiko mit leichten Infekten.

Verringertes Ansteckungsrisiko durch Hygiene und Abstand – auch nach der Pandemie

„Durch die Abstandsregeln und das verstärkte Hygieneverhalten ist das allgemeine Ansteckungsrisiko im Moment insgesamt niedriger als sonst“, sagt Weigeldt. „Viele leichtere Infektionskrankheiten werden vermieden. Dazu gehören Erkältungskrankheiten, grippale Infekte aber auch Magen-Darm-Infekte.“

Vor allem das häufige und gründliche Händewaschen und das Lüften, das die Deutschen in der Corona-Phase eingeübt hätten, sollten Weigeldt zufolge „auf Dauer zur Routine werden“.

Das gleiche gelte für die veränderten Abläufe in den Arztpraxen. „Bei Arztbesuchen gibt es in der Corona-Krise einen Lerneffekt, der Schule machen sollte“, erklärte Weigeldt weiter. „Patienten mit leichteren Infekten könnten künftig weniger in die Arztpraxen kommen, denn bei schwachen Symptomen können erfahrene Hausärzte zumeist auch am Telefon helfen.“ In solchen Fällen sollte dem Mediziner zufolge die Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung ebenfalls beibehalten werden.

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Kontaktbeschränkungen: Oxford-Forscher raten zu „Social Bubbles“

Doch nicht nur die Hygienemaßnahmen und Abläufe in Praxen sollten Experten zufolge bestehen bleiben. Zumindest in nächster Zeit sollten Wissenschaftlern der Universitäten Oxford und Zürich zufolge außerdem soziale Kontakte noch eine ganze Zeit lang reduziert werden.

In der im Fachmagazin „Nature“ erschienenen Studie mit dem Titel „Social network-based distancing strategies to flatten the COVID-19 curve in a post-lockdown world” verglichen die Forscher drei verschiedene Arten, soziale Kontakte zu pflegen.

Dabei stellten sie fest, dass das Zusammenfinden sogenannter „Social Bubbles“, „sozialer Blasen“ das geringste Risiko neuer Corona-Infektionen berge. Dabei wird die soziale Interaktion auf wenige wiederholte Kontakte beschränkt. In der Praxis könnte das bedeuten, dass eine Familie eine andere Familie auswählt und zustimmt, niemanden außerhalb dieser beiden Familien zu treffen.

Auch wenn eine solche Methode am schwierigsten durchzuführen sei, war sie laut den Forschern am effektivsten. „Diese Mikrogemeinschaften sind für ein Virus schwer zu durchdringen“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Zudem habe es das Virus so schwer, sich außerhalb der Gruppen zu verbreiten.

Wie viele Personen sich in einer solchen Blase befinden sollten und für wie lange, dazu machten die Forscher keine konkreten Angaben. Es gibt jedoch bereits Regionen, die diese Art der Kontaktbeschränkung durchsetzen.

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Im Alltag besser umsetzbar: Mischung der Methoden

Am Montag hatte beispielsweise das Alameda County in der San Francisco Bay Area die Richtlinie eingeführt, dass die Bewohner Kreise mit bis zu zwölf Personen bilden sollten, mit denen sie in Kontakt stehen dürfen. Für einen Zeitraum von drei Wochen sollen die Bewohner ausschließlich Kontakt mit Menschen dieser „Bubble“ pflegen.

Die beiden anderen Modelle sahen vor, nur Menschen in geografischer Nähe und gleichen Alters zu sehen oder stattdessen nur Freunde und Familie regelmäßig zu treffen. Diese waren den Wissenschaftlern zufolge jedoch weniger effektiv.

Sie räumten jedoch ein, dass Menschen in einer post-pandemischen Welt auch Kontakte zu anderen Menschen, außerhalb der Nachbarschaft, Familie oder „Blase“ pflegen müssten. Nur eine Strategie zu verfolgen, sei demnach im normalen Alltag womöglich nicht praktikabel.

Stattdessen schlagen sie vor, in Zukunft auf eine Mischung verschiedener Methoden zu setzen. Im Vergleich zu den unterschiedlichen, randomisierten Ansätzen sei „jede Kombination besser bei der Begrenzung der Infektionsausbreitung.“

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