Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Das RKI meldet derzeit wieder einen langsamen Anstieg der Neuinfektionen, aber die Experten sind sich weitgehend einig, dass sich das Infektionsgeschehen dramatisch verändern kann, wenn sich die ansteckendere Omikron-Variante des Coronavirus durchsetzt. Derzeit verdoppelt sich die Zahl der Infektionen mit der Mutante etwa alle vier Tage.
Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gibt es ein wirksames Gegenmittel: Er sieht auch bei Corona-Erstimpfungen schon eine große Schutzwirkung gegen Omikron. »Die erste Impfung senkt bereits nach 14 Tagen das Sterberisiko drastisch«, sagte er der »Bild am Sonntag«. Mit einer Steigerung der Erstimpfungen könnte auch in der »Omikron-Welle« die Zahl der Coronatoten wirksam gesenkt werden.
Das Gefühl vieler Ungeimpfter, dass der Zug für sie ohnehin abgefahren sei, stimme nicht: »Lassen Sie sich impfen«, lautet sein Appell.
Studien zeigten, dass sich die Omikron-Variante wesentlich schneller verbreite als die Delta-Variante, aber auch etwas weniger schwere Fälle verursache. »Das ist aber keine Entwarnung für ältere Ungeimpfte«, betonte Lauterbach. Er warte auf weitere wissenschaftliche Studien. In Dänemark und Großbritannien, wo Wissenschaftler mildere Krankheitsverläufe bei einer Omikron-Infektion meldeten, liege die Impfquote bei Älteren deutlich höher als in Deutschland.
Auf Twitter schrieb Lauterbach, dass Omikron in Großbritannien zu »sehr vielen« Krankenhauseinweisungen führe. Einweisungen auf die Intensivstation stiegen hingegen langsamer.
Großbritannien hatte zuletzt 189.000 Neuinfektionen am Tag gemeldet. Eine »Tragödie« sei dort bislang ausgeblieben, weil die Älteren eine hohe Impfquote hätten und 75 Prozent geboostert seien. In der »BamS« zeigte sich Lauterbach »sehr, sehr in Sorge um die Ungeimpften« in Deutschland.
Lauterbach bekräftigte auch den Nutzen von Masken – dieser habe sich durch die neue Variante sogar noch gesteigert: »Die Viruslast der Infizierten ist bei Omikron niedriger, deshalb wirken Masken besser.« Insbesondere in der Schule sei das Tragen der Masken »ein absolutes Muss für alle Klassen«, sagte er der Zeitung.
Der Statistiker Christian Hesse von der Universität Stuttgart prognostizierte der »BamS« zufolge ein Durchsetzen der Omikron-Mutante binnen weniger Tage: »Bereits jetzt ist in einigen Bundesländern wie Niedersachsen die Omikron-Variante dominant. In einer Woche wird sie das in ganz Deutschland sein.«
Einige Ärzte und Forscher sehen in der Verbreitung der – mildere Symptome auslösenden – Mutante auch eine Chance. Der Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), Michael Weber, erhofft sich von der Omikron-Variante des Coronavirus eine deutliche Entlastung des Gesundheitssystems. »Wenn sich die Omikron-Variante auch bei uns so stark durchsetzt wie in Südafrika, Großbritannien oder Dänemark und die Infektionen so überwiegend mild verlaufen wie dort, besteht eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass die Pandemie auch hierzulande zu einer Endemie wird«, sagte Weber der »Welt am Sonntag«.
Die stark mutierte Omikron-Variante war vor gut einem Monat erstmals in Südafrika nachgewiesen worden. Seitdem hat sie sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in etwa hundert Ländern ausgebreitet. In mehreren europäischen Ländern, darunter Frankreich und Portugal, entwickelte sich Omikron bereits zur vorherrschenden Coronavariante.
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