Sie sind selbst noch fast Kinder – und bekommen schon Nachwuchs: Weltweit bringen jedes Jahr gut zwölf Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind zur Welt. Das entspricht neun Prozent aller Geburten weltweit.
Auffällig ist dabei: Die Geburtenraten unter Teenagerinnen sind regional sehr unterschiedlich verteilt. Während es in wohlhabenden Regionen viel seltener zu einer Schwangerschaft in jungen Jahren kommt und diese oft in einer Abtreibung endet, wird in anderen Gegenden von vielen Minderjährigen erwartet, dass sie jung Mütter werden.
Eine positive Entwicklung ist dabei, dass die Geburtenrate unter Teenagerinnen seit Jahren abnimmt: 1960 bekamen im weltweiten Durchschnitt noch 86 von 1000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind, 2017 waren es nur noch halb so viele.
In vielen Teilen der Welt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten der gesellschaftliche Blick auf junge Menschen verändert. Kindheit und Jugend haben vielerorts einen höheren Stellenwert bekommen, den es zu schützen gilt.
Und die Erkenntnis des Uno-Bevölkerungsfonds setzt sich mehr und mehr durch: Jung Mutter zu werden, schränkt Teenagerinnen in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung ein und beraubt sie ihrer Jugend.
Zudem können eine Schwangerschaft und Geburt in jungen Jahren auch gesundheitlich schaden. So ist die Gefahr von Komplikationen bei Mädchen laut WHO deutlich höher als bei erwachsenen jungen Frauen. Besonders bei Mädchen unter 15 Jahren, von denen jährlich rund zwei Millionen schwanger werden, ist die Müttersterblichkeit auffällig hoch.
Für junge Mütter verschlechtert sich häufig auch die wirtschaftliche Situation: Bringt ein Mädchen früh ein Kind zur Welt, muss sie oft ihre schulische Ausbildung abbrechen oder verliert ihren Job. Armut und Ausgrenzung sind häufige Folgen.
Meistens trifft es Mädchen, die ohnehin schon benachteiligt sind: Frühe Schwangerschaften sind noch immer vor allem in ärmeren Regionen verbreitet. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara gebar 2017 im Schnitt jedes zehnte Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ein Kind.
Am höchsten ist die Geburtenrate in Niger, wo mehr als jedes sechste Mädchen noch vor seinem 20. Lebensjahr ein Kind zur Welt bringt. In Gegenden, in denen Frauen einen guten Zugang zu Verhütungsmethoden und sicheren Abtreibungspraktiken haben, sind die Geburtenraten unter Teenagerinnen hingegen deutlich niedriger. In Nordamerika wird nur eine von 50 Teenagerinnen Mutter (1,9 Prozent), in der EU sogar nur jede Hundertste (1 Prozent).
Ein entscheidender Faktor für die hohen Geburtenraten in vielen afrikanischen Ländern ist, dass junge Mädchen dort oft jung verheiratet werden und der Erwartung gegenüberstehen, früh sexuell aktiv zu werden und Kinder zu gebären. Rund 90 Prozent der Teenagerschwangerschaften passieren innerhalb von Ehen oder festen Partnerschaften.
Mädchen und junge Frauen in Niger
In Niger, dem Land mit der höchsten Geburtenrate, ist der Anteil verheirateter Minderjähriger so hoch wie in keinem anderen Land. In einer Unicef-Befragung gaben mehr als drei Viertel der jungen Nigrerinnen an, noch vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet oder in einer festen Verbindung gewesen zu sein. Mehr als ein Viertel sei sogar schon verheiratet oder verpartnert gewesen, bevor sie 15 waren.
Auch in vielen anderen Ländern, vor allem südlich der Sahara und in einigen Teilen Lateinamerikas, sind auffällig viele Mädchen schon vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet:
Sexualaufklärung und die Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln spielen dabei eine Rolle. Viele der Schwangerschaften von Minderjährigen sind ungewollt, weil der Bedarf an Verhütungsmitteln nicht gedeckt ist.
Doch auch hier sind positive Entwicklungen erkennbar: In Afghanistan und Bhutan zum Beispiel ist die Geburtenrate unter Minderjährigen innerhalb der vergangenen 20 Jahre stark zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich dort die Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln deutlich erhöht: Während im Jahr 2000 nur rund fünf Prozent der Afghaninnen ab 15 Jahren ausreichend Verhütungsmittel zur Verfügung standen, waren es 2015 immerhin knapp 23 Prozent.
In Bhutan stieg die Verfügbarkeitsrate von Verhütungsmitteln von rund 31 Prozent im Jahr 2000 sogar auf etwa 66 Prozent zum Zeitpunkt der jüngsten Erhebung im Jahr 2010. In Aserbaidschan hingegen gaben etwas mehr als die Hälfte der Minderjährigen über einen längeren Zeitraum hinweg an, ausreichend Verhütungsmittel zur Verfügung zu haben. Dennoch stieg die Geburtenrate unter den 15- bis 19-Jährigen dort seit 1997 leicht an.
Dabei zeigt die Geburtenrate nur, wie viele schwangere Teenagerinnen auch tatsächlich ihr Kind austragen. Eine Erhebung des Guttmacher-Instituts, einer US-amerikanischen Non-profit-Forschungseinrichtung, zeigt, dass in wohlhabenden Ländern, in denen Teenagerschwangerschaften ohnehin seltener sind, diese deutlich öfter abgebrochen werden – legal und illegal.
Doch auch in Ländern mit hohen Geburtenraten werden Schwangerschaften abgebrochen, oft mithilfe von unsicheren Methoden und begleitet von hohen Risiken für Mutter und Kind.
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