Die Bremer Ärztekammer hat beschlossen, dass es ab kommendem Jahr keine anerkannten Weiterbildungen und Prüfungen für Ärzte zum Thema Homöopathie mehr geben wird. Für die Behandlungsmethode fehlten „wissenschaftliche Nachweise ihrer Wirksamkeit“, hieß es in dem Beschluss, der im Rahmen einer neuen Weiterbildungsordnung beschlossen wurde, die ab Juli 2020 gilt.
Die Bundesärztekammer hält in ihrer Musterweiterbildungsordnung hingegen an der Weiterbildung zur Homöopathie für Fachärzte fest. Auf Landesebene können die Ärztekammern jedoch individuell entscheiden, ob sie die Weiterbildungsmaßnahmen anbieten wollen oder nicht.
„Der Beschluss wurde bei uns einstimmig gefasst“, sagt Heidrun Gitter, Präsidentin der Bremer Ärztekammer, dem „Weser-Kurier“. „Eine strukturierte Weiterbildung inklusive Lehrplan und Prüfungen für Verfahren und Mittel anzubieten, deren Wirkung wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist, das fanden wir etwas albern.“ Es sei schwierig, wenn Wissen abgeprüft werde zu Medikamenten, deren Substanz so stark verdünnt sei, dass sie gar keinen Wirkstoff mehr enthielten.
„Ich habe dafür Glückwünsche aus der ganzen Republik bekommen und sogar einen Blumenstrauß“, sagt Gitter. Lob habe zum Beispiel der Münsteraner Kreis ausgesprochen, ein Zusammenschluss von Ärzten, die sich kritisch mit alternativer Medizin beschäftigen. „Die Bremer haben Maßstäbe gesetzt, die hoffentlich für andere Bundesländer umgehend zur Richtschnur werden“, sagt Bettina Schöne-Seifert, Initiatorin des Münsteraner Kreises, ebenfalls dem „Weser-Kurier“.
Wird dadurch die Therapiefreiheit angegriffen?
Kritik für den Vorstoß kam vom Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte: Die Landesärztekammer habe sich gegen die Interessen der Patientinnen und Patienten entschieden und gegen die Stärkung der Therapiefreiheit, hieß es in einer Mitteilung, in der die Vorsitzende Michaela Geiger zitiert wird. „Rund 7.000 Ärzte mit Zusatzbezeichnung Homöopathie in Deutschland stehen für Therapiepluralismus und wollen keine ‚Monokultur‘ in der Medizin“, sagte sie demnach. „75 Prozent der Deutschen wünschen sich ebenfalls eine pluralistische Integrative Medizin.“
In Deutschland wird heftig darüber diskutiert, ob Krankenkassen die Kosten für unter anderem Globuli übernehmen sollen oder nicht. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung oder SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach haben sich bereits dafür ausgesprochen, gesetzlichen Krankenkassen die Kostenerstattung von homöopathischen Mitteln zu untersagen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hingegen will die Kostenübernahme durch die Krankenkassen nicht antasten.
Homöopathie gehört nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen. Allerdings erstatten viele Kassen Versicherten homöopathische Behandlungskosten als freiwillige Leistung, weil es eine Nachfrage gibt. Dies ist auch ein Instrument im Konkurrenzkampf.
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