Großbritannien impft, die EU wartet. Die Verzögerung bei der Zulassung des ersten Corona-Impfstoffs des Mainzer Unternehmens Biontech stößt zunehmend auf Unverständnis. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach übt deutliche Kritik an den Prozessen.
Das Zulassungsverfahren für einen Corona-Impfstoff ist nach Angaben der Europäischen Arzneimittel-Behörde EMA kaum zu beschleunigen. Spätestens am 29. Dezember werde das Gutachten des Expertenausschusses vorliegen, erklärte die Direktorin der EMA, Emer Cooke, am Montag in Amsterdam. "Wir arbeiten rund um die Uhr für die Zulassung des ersten Covid-19-Impfstoffes". Die Fristen würden allerdings im Laufe des Prüfverfahrens "ständig neu bewertet".
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte eine Beschleunigung des Verfahrens gefordert. Der Impfstoff der Unternehmen Pfizer und Biontech ist bereits in Großbritannien, Kanada und den USA mit einer Notzulassung auf dem Markt.
Verzögerung bei Zulassungsverfahren "erklärungsbedürftig"
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Verzögerung bei der Zulassung. "Es sei erklärungsbedürftig, dass Großbritannien schon einen deutschen Impfstoff einsetzen kann, wir aber noch nicht", sagte Lauterbach dem Nachrichtenportal t-online. "Wir hätten neben dem europäischen Zulassungsverfahren gleichzeitig ein nationales laufen lassen sollen", so Lauterbach.
Die EMA-Chefin betonte, dass es keine Abstriche bei der Sicherheit geben werde. "Die europäischen Bürger haben uns gesagt, dass sie eine schnelle Zustimmung wollen, aber viel wichtiger, sie wollen eine gründliche Überprüfung von Nutzen und Risiken des Impfstoffes, so dass sie überzeugt sind, es ist sicher, wirksam und von hoher Qualität."
Im Gegensatz zu den USA, Kanada und Großbritannien erteilt die EU keine Notzulassung. Die bedingte Marktzulassung stelle sicher, so die EMA-Chefin, dass die Covid-19-Impfstoffe die EU-Standards für alle Impfstoffe und Arzneimittel erfüllten.
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Spahn: Tun alles dafür, dass es noch im Dezember losgehen kann
Dennoch könnte möglicherweise noch vor Silvester der erste Bürger in Deutschland geimpft werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält einen Beginn von Impfungen gegen das Coronavirus noch im Dezember für denkbar: "Wir tun alles dafür", dass es noch im Dezember losgehen könne mit dem Impfen, sagte der CDU-Politiker am Montag im "Polittalk aus der Hauptstadt", einer Kooperation des RBB-Inforadios mit der "Süddeutschen Zeitung".
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Spahn machte erneut deutlich, dass es keine Notfallzulassung für Deutschland, sondern eine europäische bedingte Zulassung für den ersten Impfstoff geben solle. "Damit sind wir mit allen 27 Mitgliedstaaten angetreten, nicht zuletzt um Vertrauen zu erhalten. Ich bin mir sehr sicher, bei einer Notzulassung würde manche Debatte sicherlich darüber geführt: Ist da genug geprüft worden, wurde da tief genug hineingegangen in die Daten?", betonte Spahn.
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