Kürzlich erreichte die AZ der verzweifelte Anruf eines jahrzehntelangen Lesers. Der alleinstehende Pasinger Stefan Maier (85, Name geändert) hatte zuvor Infopost von der Stadt bekommen. Verkürzter Inhalt: "Liebe Senioren, bald geht es mit dem Impfen los. Wir werden Sie nochmal kontaktieren, um einen Impftermin zu vereinbaren".
Maier erkundigte sich bei einer Telefonhotline, wo denn diese Impfungen stattfinden. Dort bekam er die Information, dass bisher geplant sei, dass ausschließlich im Zentrum in der Messe Riem geimpft werden solle. Nun fragte sich der Senior, wie er denn im Ernstfall von Pasing nach Riem gelangen solle, um den Impfstoff in den Arm gespritzt zu bekommen.
85-Jähriger: "Habe Angst, mich auf der Fahrt zum Impftermin anzustecken"
"Ich bin zwar noch eigenständig", sagt Maier, der in einem kleinen Haus wohnt, "aber ich gehe manchmal am Stock. Außerdem habe ich Angst, mich auf der fast zweistündigen Fahrt mit dem ÖPNV von Pasing nach Riem mit dreimaligem Umstieg anzustecken. Gibt es wirklich keine andere Lösung?", fragte er die AZ.
Die AZ hakt nach, zunächst bei der Vizevorsitzenden des Münchner Seniorenbeirats, Ingrid Seyfarth-Metzger. Sie ist Ärztin und Anästhesistin. Ist es für Senioren Ü80 zumutbar, solch weite Strecken zurückzulegen? Was läuft in den Planungen für die nächste Stufe der Impf-Offensive schief?
Ärztin: "Nicht realistisch, 150.000 Menschen in einem einzigen Zentrum zu impfen"
"Wir dürfen jetzt nicht nach Schuldigen suchen, sondern müssen schnellstens Lösungen finden", sagt Seyfarth-Metzger zunächst. Es sei einfach für alle eine völlig neue Situation. "Noch nie mussten so viele Menschen auf einmal geimpft werden", sagt Seyfarth-Metzger.
Aber eine Sache dürfe man schon hinterfragen: "Ich halte es nicht für realistisch, pro Monat etwa 150.000 Menschen in einem einzigen Zentrum zu impfen, wie es zunächst geplant war", sagt Seyfarth-Metzger. 150.000 – das sei die monatliche Zahl der Erst-Impfungen, die man in etwa bis zum Sommer bewältigen müsse, um mehr als einer Million Münchnern den Impfstoff zu verabreichen.
Mögliche Lösungen: Taxi-Gutscheine für den Impftermin und mobile Impfteams
Und nein, sie halte es nicht für zumutbar, dass Senioren wie Stefan Maier so weite Strecken für die Impfung zurücklegen müssten. Seyfarth-Metzger hat konkrete Vorschläge, um die Lage zu entspannen. Regelmäßig sitzt sie an runden Tischen mit Stadtpolitikern und diskutiert das Impfthema. Taxigutscheine für die Senioren seien eine Möglichkeit (diese lehnt die Stadt derzeit aber ab).
Und: "Wir brauchen unbedingt mobile Impfteams", sagt sie, "schließlich gibt es sehr viele Senioren über 80, die bettlägerig sind oder gebrechlich." Auch die Idee, in den Alten- und Servicezentren (ASZ) sowie bei Hausärzten Impfungen zu verabreichen, sei ein guter Ansatz, um die Impf-Offensive zu dezentralisieren. "Eine große Stadt wie München muss sich da jetzt schnelle und gute Gedanken machen", sagt Seyfarth-Metzger.
CSU spricht sich für mehr Impfzentren aus: "Am besten in jeder Himmelsrichtung"
Gedanken haben sich auch die Stadtratsfraktionen gemacht. Die CSU-Fraktion reichte bereits zwei Anträge ein, über die in den nächsten Wochen entschieden werden sollte. Zum einen sollen mehr Impfzentren eingerichtet werden. "Am besten je eine in jeder Himmelsrichtung", sagt CSU-Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl.
Zum anderen solle ein Impf-Bus organisiert werden, der zu den Senioren fährt. "In anderen Städten gibt es den schon", sagt Pretzl, es sei schließlich unverantwortlich, "Senioren wie Herrn Maier so weite Strecken fahren zu lassen".
Stadtpolitik denkt über Impfbusse und Hausbesuche nach
Auch die Stadtrats-SPD überlegt gerade, ob das eine große Münchner Impfzentrum in Riem für die über 80-Jährigen so sinnvoll ist. Fraktionssprecherin Anne Hübner ist der gleichen Meinung wie die Vizepräsidentin des Seniorenbeirats, Ingrid Seyfarth-Metzger. "ASZ könnten sich sehr gut eignen als weitere Impf-Orte", sagt sie.
Hübner kann sich auch vorstellen, dass Ärzte bei bettlägerigen Patienten Hausbesuche vornehmen und die Senioren daheim impfen. "Seit kurzem ist bekannt, dass der Impfstoff von Biontech nach Anbruch weitere sechs Stunden bei Kühlschranktemperatur haltbar ist", sagt Hübner.
Derzeit größtes Problem: "Nicht klar, wann die nächste Impflieferung kommt"
Das sei eine sehr neue Information und entscheidend für mobile Einsatzteams. "Sonst müsste man ja jede angebrochene Impfeinheit entsorgen", sagt Hübner. Fünf bis sechs Impfungen seien derzeit mit einer Biontech-Impfeinheit möglich. Der Münchner Impf-Krisenstab tage fast täglich, so Hübner. Hauptproblem sei ohnehin, dass "noch nicht klar ist, wann die nächste Impflieferung kommt".
Derzeit habe man lediglich genug Impfdosen, um die zweite Impfung in Pflege- und Altenheimen vorzunehmen.
Wie Sie an Ihren Impftermin kommen:
Wer älter als 80 Jahre alt ist und nicht in einem Altenheim wohnt, muss sich im Impfzentrum in der Messe impfen lassen. Impfungen beim Hausarzt sind derzeit noch nicht möglich. Die Stadt geht derzeit davon aus, dass mit Impfungen in der Messehalle C3 erst im Februar begonnen werden kann. Um einen Impftermin zu bekommen, müssen Sie sich zunächst registrieren. Dafür gibt es zwei Wege. Wer einen Internetanschluss und eine E-Mail-Adresse hat, registriert sich über www.impfzentren.bayern
Menschen ohne Internet und mit festem Wohnsitz in München, können sich auch bei der Hotline 089 9042 9222 2 registrieren lassen. Sobald die Terminvergabe startet, werden diejenigen, die sich registriert haben, kontaktiert. Erst dann bekommen sie einen Impftermin.
Dieser Artikel wurde verfasst von Hüseyin Ince
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Das Original zu diesem Beitrag „85-Jähriger: „Habe Angst, mich auf dem Weg zum Impfzentrum anzustecken““ stammt von Abendzeitung.
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