Gesundheit

Ärzte hadern mit Krankschreibungen via WhatsApp

Im Mai 2018 öffnete der Deutsche Ärztetag das Tor fürFernbehandlungen via Telefon und Internet: Laut Muster-Berufsordnung sollenÄrzte ihre Patienten auch ausschließlich aus der Ferne beraten dürfen. WasFernverordnungen betrifft, kam der Ärztetag zu keinem eindeutigen Beschluss. Einigwaren sich die Mediziner allerdings, dass es keine Krankschreibungen über dasInternet geben soll. Doch genau dieses Angebot macht eine Firma ihren Kundennun: AU-Scheine via WhatsApp. Zwei Ärztekammern melden sich zu Wort undprotestieren.

Der Beschluss des Deutschen Ärztetages zur teilweisen Aufhebungdes Fernbehandlungsverbotes ist noch kein Jahr alt, trotzdem hat er im gesamtenGesundheitswesen jetzt schon zu weitreichenden Entwicklungen geführt:Inzwischen haben mehrere Landesärztekammern die Lockerung in ihreBerufsordnungen aufgenommen, es gibt schon mehrere Anbieter von Online-Arztpraxen,in denen sich Patienten via Internet beraten lassen können. Und auch die Frageder Online-Verordnungen stellt sich seitdem wieder: DasBundesgesundheitsministerium will das seit 2016 geltende Fernverordnungsverbotaufheben, sodass Ärzte in Online-Beratungen auch Arzneimittel verschreibendürfen.

Dabei hatte sich der Ärztetag zum Thema Arzneimittelrezeptegar nicht eindeutig geäußert: Ein Antrag, nach dem Online-Rezepte sogarverboten bleiben sollen, wurde an den Vorstand der Bundesärztekammerüberwiesen. Eine klare Meinung hatten die Delegierten des Ärztetages allerdingszu einem anderen Aspekt der Fernbehandlung: der Online-Ausstellung vonKrankschreibungen. In einer Entschließung hieß es damals, dass es keine AU-Scheineüber das Internet geben darf, wenn es vorher nicht zu einem persönlichenKontakt gekommen ist.

AU-schein.de: Krankschreibung via WhatsApp

Doch eine Firma aus Hamburg macht genau das: Auf derInternetseite AU-schein.de können sich Patienten über das Vorgehen informieren.Das Unternehmen wirbt damit, im Falle einer „Erkältung“ AU-Scheine onlineauszustellen und diese per WhatsApp an die Patienten zu verschicken. Dazusollen sich die Kunden eine App auf ihr Smartphone herunterladen, ein Formularausfüllen, in dem Fragen zum Gesundheitszustand gestellt werden, um dann dieKrankschreibung aufs Handy geschickt zu bekommen. Laut Nachrichtenagentur dpa bietetdie Firma AU-Schein seit der Woche vor Weihnachten Erkälteten diesen Service fürneun Euro an, bis zum gestrigen Donnerstag nutzte diesen Service allerdingserst ein Dutzend Erkrankte.

Firmengründer Can Ansay erklärte gegenüber der dpa, dass nachdem Ausfüllen des Formulars die weitere Kommunikation mit einer Ärztin über denverschlüsselten Messenger-Dienst erfolge und somit auch der Datenschutz-Grundverordnungentspreche. Ansay meint, dass die Krankschreibungen Rechtsgutachten zufolge vonden Kassen anerkannt werden müssten, selbst wenn diese von einer Privatärztinohne Kassenzulassung ausgestellt würden. Erkältungen seien für Telemedizinoptimal geeignet, da sie in der Regel ungefährlich und für den Arzt zumeistauch ohne persönlichen Kontakt diagnostizierbar seien. „Es geht ja damitniemand zum Arzt, wenn er nicht Komplikationen hat oder eben eine Krankschreibungbraucht.“

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