In den USA wurden bislang mehr als 230 Millionen Corona-Impfdosen verabreicht – mehr als in jedem anderen Land der Welt. Rund 42,1 Prozent aller Menschen haben mindestens eine Impfung erhalten. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil der erstgeimpften Menschen derzeit bei 23,7 Prozent.
Doch allein mit einer Impfung ist es bei den meisten der derzeit verfügbaren Impfstoffe nicht getan. Die mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna basieren auf zwei Impfstoffdosen, die im zeitlichen Abstand von höchstens sechs Wochen gegeben werden. Auch beim Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca sind zwei Dosen vorgesehen. Die Vakzine ist in den USA allerdings noch nicht zugelassen.
Mediziner berichten
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Die erforderliche Zweitimpfung scheint in den USA nun aber zunehmend zum Problem zu werden: Wie die "New York Times" (NYT) berichtet, haben in den USA offenbar mehr als fünf Millionen Menschen die Termine für ihre Zweitimpfung verpasst. Das entspricht etwa acht Prozent aller Menschen, die bereits eine Erstimpfung mit Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten haben. Die Zeitung beruft sich dabei auf Zahlen der US-Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention).
Mediziner zeigt sich besorgt
Für die Entwicklung scheint es mehrere Gründe zu geben, darunter organisatorische. Die "NYT" sprach unter anderem mit einer Frau, die berichtete, ihr Impfzentrum habe zum Zeitpunkt ihrer Zweitimpfung den benötigten Impfstoff nicht vorrätig gehabt. Einige Menschen gaben in Interviews an, mögliche Impfreaktionen nach der zweiten Impfung, etwa grippeähnliche Beschwerden, zu fürchten. Andere sagten, sie fühlten sich mit einer Impfdosis ausreichend geschützt – eine Annahme, die in Frage zu stellen ist.
Zwar zeigen Daten, dass einige Wochen nach der Erstimpfung eine gewisse Schutzwirkung vor einer Covid-Erkrankung zu erwarten ist. Auch zeigte sich, dass das Risiko einer Infektion um etwa zwei Drittel sinkt. Unklar ist allerdings, wie lange diese Schutzwirkung anhält. Einige Experten befürchten zudem, dass Mutationen leichteres Spiel haben könnten, wenn eine größere Anzahl von Menschen innerhalb der Bevölkerung nicht vollständig immunisiert ist.
Der Vorteil der zweiten Dosis liegt dagegen auf der Hand: In Zulassungsstudien wurde beobachtet, dass der zweite Piks die Wirksamkeit der Vakzine weiter erhöhte. Das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, sank durch eine vollständige Immunisierung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer beispielsweise um etwa 95 Prozent. "Ich mache mir große Sorgen, weil Sie diese zweite Dosis benötigen", sagte der Mediziner und Impfstoffexperte Paul Offit mit Blick auf die CDC-Zahlen gegenüber der "NYT".
Ausnahmen von der Regelung
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt in Deutschland aktuell einen Abstand von sechs Wochen (Biontech/Pfizer; Moderna) beziehungsweise zwölf Wochen (Astrazeneca) zwischen Erst- und Zweitimpfung. Wird der empfohlene Abstand nicht eingehalten, könne die Impfserie aber trotzdem fortgesetzt werden und müsse nicht neu begonnen werden, betont die Stiko. Als vollständig geimpft gelten Menschen 14 Tage nach der zweiten Impfdosis.
Eine Ausnahme ist der bald zum Einsatz kommende Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson – hier reicht eine Impfdosis aus. Ähnlich verhält es sich bei Menschen, die bereits eine nachgewiesene Corona-Infektion hinter sich haben. Aufgrund der bereits bestehenden Immunität komme es bereits durch eine einzelne Impfdosis zu einer "sehr guten Immunantwort", schreibt die Stiko. Die Impfung sollte allerdings frühestens sechs Monate nach Genesung erfolgen. Verwendet werden kann demnach jeder zugelassene Corona-Impfstoff.
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