Wir lernen von ihnen Laufen, Sprechen und was es bedeutet, zu Lieben: unsere Eltern prägen uns fürs Leben. Das gilt im Positiven wie im Negativen. Während wir aufwachsen, können wir uns kaum vorstellen, dass es irgendwann mal ein Leben ohne diese (im Idealfall) beiden Menschen an unserer Seite geben wird. Und dann werden wir selbst erwachsen, starten in den Berufsalltag und beginnen, unser eigenes Leben zu führen.
Unsere Eltern spielen dadurch plötzlich eine kleinere Rolle in unserem Alltag. Nicht etwa, weil sich die Liebe zu ihnen verändert hat – sondern, weil sich der Fokus ganz natürlich auf Freundschaften, Arbeit und die eigene Familiengründung und Traumerfüllung verschiebt. Manchmal passiert es dabei allerdings, dass wir die Verbindung zu den Menschen verlieren, die uns in aller Regel von unserem ersten Atemzug an begleitet haben.
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Das Problem mit den gewohnten Rollenbildern
Schuld daran ist oft nicht einmal die fehlende gemeinsame Zeit. Laut aktuellen Umfragen telefoniert mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen mindestens einmal die Woche mit ihren Eltern. Für viele Erwachsene sind die eigenen Eltern außerdem nach wie vor die ersten Ansprechpartner in den besonders schlimmen und schönen Momenten des Lebens.
Und trotzdem fehlt der Eltern-Kind-Beziehung oftmals die Tiefe, wenn aus Kindern Erwachsene werden. Eben, weil wir oftmals in alte Muster verfallen. Das sagt jedenfalls die Hamburger Kommunikationspsychologin Constanze Bossemeyer in einem früheren Interview mit dem stern: "Erwachsene Kinder reagieren schnell angespannt, wenn sie schon in Habachtstellung darauf warten, dass ihre Eltern sie wieder wie Kinder behandeln."
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Die Folge: Erwachsene verhalten sich in ihrem Elternhaus tendenziell auch wieder wie Kinder und die Augenhöhe, die eine Beziehung zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern erreichen könnte, rückt in weite Ferne. Dabei haben wir als Erwachsene die wunderbare Chance, unsere Eltern nochmal völlig neu kennenzulernen.
Unsere Eltern als Mensch kennenlernen
Wenn beide Parteien ein gewisses Alter erreicht haben, lassen sich nicht nur alte Themen einfacher aus dem Weg räumen. Wir können von unseren Eltern auch vieles über das Leben lernen. Über ihres und über unseres. "Die Familie hat sehr viel Macht", sagt der Psychologe Klaus A. Schneewind im Gespräch mit "GEO" dazu. Niemand könne sich dem Einfluss seiner Eltern entziehen.
Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Eltern wirklich kennenlernen. Und zwar nicht nur in ihrer für uns gewohnten Elternrolle, sondern auch als Mensch. Denn von ihnen lernen wir, die Welt wahrzunehmen und einzuordnen. In der Psychotherapie gilt nicht umsonst der Grundsatz, dass sich die Kindheit auf unser ganzes Leben auswirken kann. Wenn wir verstehen, welche Beweggründe unsere Eltern für gewisse Dinge hatten, dann fällt es uns leichter, damit umzugehen.
Psychologie
Wie unsere Eltern unser Sexleben beeinflussen
Aber wie lernt man Menschen kennen, die man eigentlich schon sein ganzes Leben lang zu kennen glaubt? Wie so oft – mit den richtigen Fragen und einem ehrlichen und offenen Interesse am Gegenüber. Während die offene Grundhaltung von selbst kommen sollte, kann man sich ruhig Inspiration holen, was die Fragen angeht. Wir haben da ein paar erste Ideen.
15 Fragen, die wir unseren Eltern stellen können
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Natürlich sind die Fragen nur eine Auswahl aus unendlichen Möglichkeiten an Fragen, die man seinen Eltern stellen kann und auch sollte. Generell gilt: Fragen Sie, was Sie ehrlich interessiert. Das Wichtigste dabei ist, mit einer Offenheit an das Gespräch heranzugehen. Oftmals vertreten unsere Eltern andere Einstellungen als wir.
Hier gilt es, respektvoll mit möglichen Meinungsverschiedenheiten umzugehen und Raum für eigene Perspektiven zu lassen. Wem das gelingt, der ist auf einem guten Weg zu einer tieferen Verbindung zu seiner Mutter und/ oder seinem Vater. Und ganz nebenbei lernt man im Austausch mit seinen Eltern auch gleich noch etwas über sich selbst.
Quellen: Umfrage Verhältnis erwachsener Kinder zu ihren Eltern (Redaktions Netzwerk Deutschland), Studie Entfremdung erwachsener Kinder von ihren Eltern
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