Alkohol- und Tabakkonsum gehören zu den Hauptrisikofaktoren für Rachenkrebs. Doch auch sexuell übertragene humane Papillomaviren können dahinterstecken. Wegen steigender Fallzahlen warnen Experten vor Oralsex als möglichen Hauptverursacher.
Krebs im Mund- und Rachenraum gehört zu den selteneren Krebsarten. In Deutschland erkranken laut Zentrum für Krebsregisterdaten circa 14.000 Menschen pro Jahr daran – der Großteil davon sind Männer. Die Erkrankung tritt dabei erst im späteren Alter von circa 64 Jahren auf. Als Hauptrisikofaktoren gelten Tabak- und Alkoholkonsum, aber auch Risikostoffe wie Asbest.
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Auch Humane Papillomaviren (HPV), die durch Intimkontakte übertragen werden und zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Genitalbereich beitragen, können Krebs im Mund- und Rachenraum auslösen. Er bildet sich am häufigsten rund um die Mandeln, aber auch am Zungengrund und an der Rachenhinterwand und wird als Oropharynxkrebs bezeichnet.
Laut einer Aufklärungskampagne der European Head and Neck Society (EHNS) sei die Verbreitung von Rachenkrebs, die mit einer HPV-Infektion in Verbindung steht, rasant angestiegen. Weltweit gingen jährlich circa 45.000 neue Fälle auf HPV zurück. Je nach Land läge der Anteil der an HPV verursachten Fälle mittlerweile zwischen 18 und 90 Prozent. Die Betroffenen seien in der Regel jünger, bei guter Gesundheit und konsumierten auch nicht viel Alkohol oder Nikotin.
Risiko für Rachenkrebs durch Oralsex viel höher
Auf Tiktok warnte nun einer Medizinerin vor einem weiteren Risikofaktor: Oralsex. Die Ärztin Daria Sadovskaya veröffentlichte dort ein Video, in dem sie Oralverkehr in Bezug auf Rachen- bzw. Kehlkopfkrebs als gefährlicher als Rauchen einstufte.
Auch der britische Krebs- und Genomforscher Hisham Mehanna von der Universität Birmingham stützt diese These. Er berichtete vor wenigen Monaten von steigenden Fallzahlen. Beim Portal „The Conversation“ erklärt der Mediziner, dass es in den letzten 20 Jahren zu einem epidemieartigen Anstieg von Oropharynxkrebs gekommen sei. In den USA und Großbritannien sei Rachenkrebs mittlerweile häufiger als Gebärmutterhalskrebs, so der Mediziner.
Laut Mehanna ist ebenfalls der Hauptgrund Oralsex. Demnach läge das Risiko Oropharynxkrebs zu bekommen für Menschen, die im Laufe des Lebens mit sechs oder mehr Partnern Oralsex gehabt hätten
- 8,5 mal höher
als bei Menschen, die keinen Oralsex praktizieren, führt der Mediziner aus.
Nicht jedes Immunsystem kann HPV eliminieren
Bei einer Studie, die der Wissenschaftler mit 1000 Menschen durchführte, zeigte sich, dass 80 Prozent der Erwachsenen in ihrem Leben Oralsex praktizieren. Warum trotz der hohen Verbreitung von HPV dennoch verhältnismäßig wenige erkranken, sei nicht ganz klar.
Die vorherrschende Theorie sei, dass das Immunsystem mancher Menschen das Virus vollständig beseitigen kann, sagt Mehanna. Anderen gelänge dies wiederum nicht, was mit einem Immundefekt in Zusammenhang stehen könnte. Bei diesen Menschen könne sich das Virus kontinuierlich vermehren und in einigen Fällen dann dazu führen, dass Wirtszellen krebsartig werden.
Impfung bester Schutz gegen HPV-Infektion
Bester Schutz gegen eine HPV-Infektion bietet eine Impfung. In vielen Ländern werden Mädchen zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs gegen HPV geimpft. Es gäbe Hinweise, dass in Ländern mit einer Impfquote von über 85 Prozent bei den Mädchen auch Jungen aufgrund einer Herdenimmunität geschützt seien, erläutert Mehanna weiter. Dies gelte aber nur in Ländern mit hohen Impfquoten. Deshalb plädiert der Mediziner auch für eine HPV-Impfung von Jungen, die insgesamt in den nächsten Jahren zu einem Rückgang von Rachenkrebs führen könnte.
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission die HPV-Impfung seit 2007 für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen: Demnach sollten sich Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren gegen HPV (zwei Dosen) impfen lassen. Die beiden in Deutschland erhältlichen Impfstoffe schützen vor den Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18, die auch zur Entstehung von Rachenkrebs beitragen können.
Symptome von Rachenkrebs
Am Anfang spüren Betroffene kaum Symptome. Die Diagnose erfolgt oft erst spät, da die Symptome unspezifisch sind und auch durch bakterielle und virale Infektionen verursacht werden könnten. Zu den Hauptsymptomen gehören
- geschwollene Lymphknoten
- Schluckbeschwerden
- Halsschmerzen, die bis zu den Ohren ausstrahlen
- Mundgeruch
- Wunden im Mund/Rachenraum
Heilungsprognosen bei HPV-Rachenkrebs in der Regel besser
Je nach Tumortyp kommt eine operative Entfernung, Bestrahlung sowie Chemotherapie sowie eine Kombination aus allem in Frage. Steckt hinter der Erkrankung eine HPV-Infektion, haben Betroffene in der Regel bessere Heilungschancen. Bei HPV-Positiven liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei circa 80 Prozent. Bei HPV-Negativen nur bei 40 Prozent.
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