Es grummelt im Bauch, Sie müssen ständig zur Toilette, Sie fühlen sich schwach: Rebelliert der Darm, ist das äußerst unangenehm. Ein Darmexperte erklärt, wann die Verdauung den Turbo einschaltet, was dagegen hilft und wann Durchfall nicht harmlos ist.
Wenn es mit der Verdauung nicht rund läuft, reden die Menschen nicht gerne darüber. In einigen Fällen sollten sie jedoch dieses gesellschaftliche Tabu überwinden. Denn wenn der Darm Alarm schlägt, kann das auf ernsthafte Krankheiten hinweisen – auch wenn es in den meisten Fällen lediglich unangenehm, aber schnell vorbei ist.
Von Durchfall (Diarrhö) sprechen Mediziner, wenn jemand öfter als dreimal täglich zur Toilette muss und der Stuhl eine breiige bis flüssige Form aufweist. So unerfreulich das ist, so nützlich ist es wiederum. Denn dadurch wird der Körper gefährliche Keime oder Gifte schnell wieder los.
Das ist die Ursache von Durchfall
Die Gründe für Durchfall können organisch sein, also etwa eine Entzündung oder ein Virus. Auch Bakterien, zum Beispiel Salmonellen aus verunreinigten Lebensmitteln, kommen in Frage. Sie bilden giftige Stoffwechselprodukte, die die Darmschleimhaut angreifen.
- Campylobacter (verunreinigtes Geflügelfleisch, Rohmilch)
- EHEC-Keime (verunreinigte, roh verzehrte oder unzureichend erhitzte Lebensmittel wie Rohmilchprodukte oder Sprossen)
- Listerien (verunreinigte Wurstwaren, kontaminierter Salat, Rohmilchkäse)
- Noro-Viren und Rota-Viren (beide über Stuhl und Erbrochenes verbreitet)
- Salmonellen (aus verunreinigten Eiern oder Fleisch, durch mangelnde Hygiene verbreitet)
Außerdem können auch bestimmte Medikamente wie Antibiotika Diarrhö auslösen.
„Es gibt aber auch nicht organische Ursachen. Dazu zählt etwa Durchfall, den man vor dem Examen bekommt“, erklärt Wolfgang Kruis, Leiter der Abteilung Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Kalk in Köln. Hier haben Angst und Stress die Darmnerven in Aufruhr versetzt.
Sekretorische und osmotische Ursache von Diarrhoe
Durchfall kann im Dünn- oder Dickdarm beginnen. Wissenschaftlich unterscheidet man dabei sekretorische von osmotischen Ursachen.
Zwischen Darminhalt und Darmwand findet täglich ein Austausch statt von neun bis zehn Litern Wasser. Doch nur 100 Milliliter werden pro Stuhlgang ausgeschieden.
Hat ein Virus die Darmwand infiziert oder ein Bakteriengift sie gereizt, können die entzündeten Darmzellen buchstäblich das Wasser nicht mehr halten und geben es unkontrolliert in den Darm ab (sekretorisch). Das erklärt, warum der Stuhl dann sehr dünnflüssig ist und in so großen Mengen auftritt.
„Handelt es sich jedoch um eine osmotische Ursache, ist der Darminhalt verantwortlich. Das kann zum Beispiel durch Milchzucker eintreten, der den Stuhl verflüssigt“, erklärt Wolfgang Kruis die Hintergründe.
Behandlung von Durchfall
Für die Behandlung spielt dieses Wissen jedoch selten eine Rolle. „In der Regel ist jeder Durchfall nach drei Tagen abgeklungen, wenn man fastet und nur Ungesüßtes trinkt“, beruhigt der Darmexperte. Stilles Wasser oder Kräutertees eignen sich besonders gut, da sie den Darm nicht zusätzlich belasten. Da Durchfall zudem mit seinem großen Flüssigkeitsverlust den Mineralstoff-Flüssigkeits-Haushalt (sprich, den Elekrolyt-Haushalt) des Körpers stört, sollten Betroffene für Ausgleich sorgen.
„Die WHO empfiehlt dafür auf einen Liter Wasser 2,5 Gramm Speisesoda, 1,5 Gramm Kaliumchlorid (Apotheke), 3,5 Gramm Kochsalz und 20 Gramm Traubenzucker als Elektrolyt-Lösung“, erläutert der Experte.
Unter Vorbehalt sieht Wolfgang Kruis zur Durchfalltherapie die früher so beliebten Kohletabletten. „Man gibt heute zu bedenken, dass die Kohle Gifte absorbiert und diese dadurch sogar noch länger im Darm verbleiben könnten.“
Wann Sie mit Durchfall zum Arzt sollten
Harmlos ist eine Diarrhö dann nicht, wenn Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl auftreten, wenn man nicht mehr ausreichend trinken kann, weil man sich zu schwach fühlt oder wenn der Durchfall länger als eine Woche anhält.
„Dann sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankungen, zum Beispiel Darmkrebs, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und andere auszuschließen,“ rät Darmexperte Kruis.
Auf einen Reizdarm etwa deutet es hin, wenn Durchfälle, Krämpfe und Blähungen über einen längeren Zeitraum anhalten und sich mit Verstopfung abwechseln. Wer häufig von Durchfällen betroffen ist, leidet möglicherweise unter einer entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Auch ein gestörter Hormonhaushalt etwa durch Fehlfunktionen der Schilddrüse kann dahinterstecken.
Weitere Alarmzeichen, mit denen Sie unmittelbar medizinischen Rat einholen sollten, sind: hohes Fieber, Erbrechen, starke Schmerzen, Kreislaufprobleme oder Blut im Stuhl. Vor allem ältere Menschen oder kleine Kinder sollten direkt zum Arzt gehen.
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