Fitness

Wieviel Schlaf braucht man wirklich?

Napoleon war ein Angeber. „Vier Stunde schläft der Mann, fünf die Frau und sechs der Idiot“, so eines seiner berühmtesten Zitate. Aber wieviel Schlaf braucht man wirklich? Denn, dass er heimlich Mittagsschlaf machte und auch häufig im Sattel einnickte, ignorierte Napoleon bei seiner rustikalen Einteilung der Schlaftypen geflissentlich.

Die Tradition, sich mit einem geringen Schlafbedürfnis zu brüsten ist Jahrhunderte alt. Weitere historische Persönlichkeiten sind zum Beispiel Leonardo da Vinci oder Thomas Edison – diese beiden hielten einen so genannten polyphasischen Schlafrhythmus, also mehrere kurze Schlafphasen über den Tag verteilt, für besonders effizient, aber dazu später mehr. Den absoluten Gegenentwurf dazu lebten zum Beispiel Albert Einstein – er schlief bis zu zwölf Stunden lang – oder Johann Wolfgang von Goethe, der gerne auf zehn Stunden Schlaf kam. (Lesen Sie auch: So bringen Sie Ihre innere Uhr wieder in den Takt)

Wieviel Schlaf braucht man tatsächlich?

„Im Durchschnitt benötigen wir sechs bis acht Stunden Schlaf, um wirklich ausgeruht und fit zu sein“, sagt Schlafexperte Dr. Hans Günter Weeß. Und das hat gute Gründe: Unser Schlaf ist nicht, wie von vielen behauptet, reine Zeitverschwendung, sondern überlebenswichtig. Denn der Körper setzt dann eine regelrechte Regenerationsmaschinerie in Gang, die Zellen erneuern sich, Krankheiten werden abgewehrt, das Immunsystem wird gestärkt. Unser Gehirn verarbeitet alle Geschehnisse und Eindrücke, mit denen es den Tag über konfrontiert wurde – wir lernen, speichern Wichtiges ab und löschen die nebensächlichen Dinge.

Warum ist guter Schlaf für uns so wichtig?

Unzählige Studien zeigen die negativen Auswirkungen, die zu wenig Schlaf auf uns hat: Das Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen und Depressionen steigt, ebenso die Anfälligkeit für Infekte, ja sogar Alzheimer und Demenz werden wahrscheinlicher, wenn man nicht genügend schläft. „Es gibt allerdings Ausnahmen von der Regel“, so Dr. Weeß. Manche Menschen brauchen weniger, manche deutlich mehr Schlaf als der Durchschnitt. (So sieht die optimale Ernährung bei Bluthochdruck aus)

Forscher der Universität of California in San Francisco haben vor einigen Jahren eine Genmutation ausgemacht, die die Ursache dafür sein könnte, warum manche Menschen bereits nach sechs Stunden Schlaf fit sind: DEC2 heißt das Gen, es verändert sich nur sehr selten, bei maximal einem Prozent der Bevölkerung, so die Forscher. Allerdings brauchen auch diese Menschen sechs Stunden Schlaf – alles darunter macht auch sie auf Dauer krank. (Auch interessant: Die bekanntesten Schlafmythen – was ist wirklich dran?)

Wie kann man am besten schlafen?

„Unser natürlicher Schlafrhythmus wird vor allem durch das Schlafhormon Melatonin bestimmt“, so der Experte. Es wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und macht uns daher abends müde – vorausgesetzt, wir setzen uns keinen künstlichen Lichtquellen aus. Daher schlafen wir in der Regel abends ein und werden morgens ohne Wecker vor allem durch das Tageslicht wach. (Lesen Sie auch: Schlafmediziner verrät: Was wirklich beim Einschlafen hilft)

Manche Menschen, wie zum Beispiel eben Leonardo da Vinci und Thomas Edison, pflegen hingegen einen so genannten polyphasischen Schlafrhythmus. Das bedeutet, sie gehen nicht zu einer festen Uhrzeit am Abend ins Bett, sondern schlafen über den ganzen Tag verteilt in mehreren kurzen Phasen. Glaubt man historischen Überlieferungen, trieb Da Vinci dieses Modell auf die Spitze: Er schlief angeblich alle vier Stunden für 20 Minuten, kam also pro 24 Stunden auf nur zwei Stunden Schlaf. Allerdings: Er wurde so 67 Jahre alt, was für das 15. Jahrhundert eine durchaus beachtliche Leistung ist.

Polyphasisches Schlafen

Auch in jüngerer Zeit fand das polyphasische Schlafmodell prominente Anhänger – 2017 machte der Profifußballer Cristiano Ronaldo damit Schlagzeilen: Er kam, stellt man sich ein Diagramm vor, auf etwa 7,5 Stunden Schlaf pro 24 Stunden, aufgeteilt in fünf 90-Minuten-Zyklen. Ob er diesen Schlafrhythmus auch heute noch pflegt, ist nicht bekannt. Allerdings lehnt er sich durch diesen 90-minütigen Zyklus an die wissenschaftlich erforschten klassischen Schlafzyklen an – diese dauern nämlich etwa 1,5 Stunden.

Doch auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Für die große Mehrzahl der Menschen ist ein durchgängiger nächtlicher Schlaf von sechs bis acht Stunden das Beste, das zeigt die aktuelle Studienlage eindeutig. Neben der Schlafdauer ist auch die Schlafqualität von entscheidender Bedeutung – und diese können wir, so der Experte, durch ein paar einfache Regeln positiv beeinflussen: Eine Stunde vor dem Zubettgehen Handy und Co aus, das Schlafzimmer dunkel und kühl (etwa 17-18 Grad Celsius) halten, entspannende Rituale wie Lesen, Meditation, Atemübungen oder leise Musik helfen beim Einschlafen. Auch wenn Napoleon solche Regeln heute bestimmt als Firlefanz bezeichnen würde, sie scheinen zu funktionieren – und darauf kommt es doch letztendlich an. (Auch interessant: Was können Sie gegen Schlafmangel tun?)

Dieser Artikel wurde verfasst von (Eva Stammberger)

*Der Beitrag „Wieviel Schlaf braucht man wirklich?“ wird veröffentlicht von GQ. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen