Gesundheit

15.000 Tote wegen Impf-Bummelei: Professor warnt Regierung – und fordert Strategiewechsel

Paul J. J. Welfens ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Wuppertal. Er hat die Folgen des aktuellen Impfstoffplans berechnet und kommt zu einem bedenklichen Schluss: Wenn der Impfstoff erst Ende des Jahres zugelassen wird, bedeute das nicht nur viele Tote, sondern auch großen wirtschaftlichen Schaden für Deutschland.

Der Wuppertaler Makroökonom Paul J. J. Welfens findet für die deutsche und europäische Impfstrategie harte Worte. Im Gespräch mit der „Westdeutschen Zeitung“ mahnt er etwa, „dass Deutschland beziehungsweise die EU den Start der Impfaktion in 27 Ländern behindern“. Denn während in anderen Ländern wie Großbritannien und den USA der Impstoff bereits zugelassen ist und erste Impfdosen verteilt wurden, zieht sich die europäische Zulassung voraussichtlich noch bis Ende Dezember hin.

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Impf-Start Ende Dezember bedeute 15.000 zusätzliche Tote in Deutschland

Das würde bis zu 15.000 Menschenleben kosten, warnt er die Regierung im Gespräch mit „Bild“. Er bemängelt zudem, dass Deutschland bislang zu wenige Impfdosen bei Biontech und Pfizer bestellt habe. Es brauche viel mehr Impfstoff, den man nun nachbestellen solle – zur Not auch zu erhöhten Preisen.

Laut Welfens ist außerdem der gesamte deutsche Impfplan auf einen viel zu langen Zeitraum ausgelegt. So sollen laut RKI-Planung erst nach etwa eineinhalb Jahren bis zu 55 Millionen Deutsche geimpft worden sein – die unter 60-Jährigen sind frühestens ab der zweiten Jahreshälfte von 2021 vorgesehen. Darin sieht Welfens ein „Ungerechtigkeitsproblem“.

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Wirtschaftsprofessor fordert „Turbo-Impfplan“

Anstelle des aktuellen Plans, der Impfungen bis ins Jahr 2022 vorsieht, brauche es laut Welfens eine Art „Turbo-Impfplan“. In der „Westdeutschen Zeitung“ erklärt er, dass die komplette deutsche Bevölkerung binnen 90 Tagen geimpft sein könnte. Und zwar, indem jeder Arzt in Deutschland 212 Personen impfe.

Das bräuchte allerdings mehr Ärzte und Impfzentren. Auch große Betriebe nimmt der Wirtschaftsprofessor daher in die Pflicht: Großunternehmen sollten für ihre Mitarbeiter als Impfzentren fungieren. Die Kosten rechneten sich laut dem Professor durch reduzierte Gesundheitskosten, zudem sagt er: „Bei einer 90 Tage-Impfstrategie dürfte das Wirtschaftswachstum um mindestens ein Prozent in 2021 höher ausfallen als bei dem RKI-Ansatz“. Er landet somit bei 34 Milliarden Euro mehr im Staatssäckel.

Sein Impfplan würde auch weniger Shut- und Lockdown bedeuten – laut Welfens „eine Thematik, die die Politikagenda dominiert in einer Zeit, wo man eigentlich die Impfung dringlich thematisieren sollte“.

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Deutsche könnten bis Ostern durchgeimpft sein

Dem Makroökonom zufolge könnte die deutsche Bevölkerung bereits an Ostern 2021 durchgeimpft sein. Er fordert daher umgehend eine schnellere Zulassung des Impfstoffs, mehr Tempo beim Umsetzen des Impfplans, mehr Ärzte, mehr Impfzentren, mehr zur Verfügung gestelltes Geld und klarere Prozesse. Der Impfvorgang, wie er aktuell geplant sei, ist laut Welfens nicht tragbar: Er fordere nicht nur viele zusätzliche Covid-19-Tote, sondern bringe schwere wirtschaftliche Schäden mit sich.

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