Ende September warnte Kanzlerin Angela Merkel vor einem täglichen Infektionsanstieg von über 19.000 Fällen – bis Weihnachten. Die Zahl schockierte viele – die Realität schockiert noch mehr. Denn die Zahlen zeigen: Wir könnten diesen Punkt viel schneller erreichen.
- Merkel warnte bis Weihnachten vor täglich 19.200 Neuinfektionen
- Tatsächlich geht der Anstieg der Fälle schneller voran, wir könnten diesen Wert bereits am 12. November erreichen
- Bei einer konstanten Wachstumsrate von 5,6 Prozent gäbe es bis Weihnachten täglich 170.000 Neuinfektionen
In einer Konferenz des CDU-Präsidiums hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende September vor einem enormen Infektionsanstieg in Deutschland gewarnt. Sie prognostizierte bis Weihnachten 19.200 Neuinfektionen pro Tag.
Von diesem Wert sind wir zum jetzigen Zeitpunkt zwar scheinbar noch weit entfernt. Ein Blick auf die 7-Tages-Inzidenz in Deutschland zeigt jedoch: Der Trend geht nicht nur genau in diese Richtung – die Entwicklung ist sogar noch schneller, als von Merkel prognostiziert.
Zur Rechnung: Angela Merkel war in ihrem Szenario von einem exponentiellen Wachstum ausgegangen – bezogen auf den R-Wert und die Entwicklung der Fallzahlen Ende September.
Bis Weihnachten waren es zu diesem Zeitpunkt noch zwölf Wochen. In der Septemberwoche wurden in Deutschland insgesamt 11.656 Neuinfektionen gemeldet, durchschnittlich 1665 pro Tag.
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Statistikerin rechnet vor, wie Merkel auf ihre Prognose kam
Statistikerin Katharina Schüller hatte für diese zwölf Wochen 20 viertägige Reproduktionszyklen ausgemacht, da der R-Wert Ende September über vier Tage hinweg stets bei etwa 1,13 gelegen hatte. Damit ergibt sich über die zwölf Wochen mit 20 Zyklen bis Weihnachten eine Gesamtzahl von rund 19.178 Neuinfektionen. Man geht hierbei also von einer konstanten Zuwachsrate aus. Diese gleicht dem exponentiellen Anstieg zu Beginn der Pandemie.
Zuwachsrate derzeit doppelt so hoch, wie von Merkel befürchtet
Vom Tag von Merkels Rechnung an (28. September 2020) bis Weihnachten sind es 85 Tage. An diesem Tag lagen die aktuellen Neuinfektionen bei 1857, bis Weihnachten waren es 85 Tage. Berechnet man hier also die mittlere Wachstumsrate, müssten sich die Fallzahlen im Schnitt täglich um 2,79 Prozent erhöhen, um an Weihnachten die vorgerechnete Zahl der 19.200 Neuinfektionen zu erreichen.
Mit aktueller Zuwachsrate: 19.200 Neuinfektionen schon am 12. November
Die Realität sieht jedoch anders aus – wesentlich schlimmer, als von Merkel vorhergesehen. Anders als befürchtet, liegt die tägliche Zuwachsrate des 7-Tages-Schnitts nicht bei rund 2,8 – sondern schon bei rund 5,6 Prozent. Also etwa doppelt so hoch. Der Anstieg der Fälle ist damit also wesentlich steiler, als angenommen. Damit könnten wir den Wert der 19.000 täglichen Neuinfektionen schon wesentlich früher erreichen, als an Weihnachten.
Geht man von der Wachstumsrate von 5,6 Prozent und den durchschnittlichen 1665 Neuinfektionen pro Tag Ende September aus, könnte der tägliche Infektionsanstieg von 19.200 nicht erst nach 85 Tagen, also an Weihnachten, sondern bereits nach 45 Tagen drohen: Das wäre am 12. November 2020. An Weihnachten läge die Zahl der täglichen Neuinfektionen dann nicht wie befürchtet bei 19.200 – sondern stattdessen bei rund 170.000.
Hierbei handelt es sich jedoch natürlich um eine statistische Hochrechnung. Zu diesem Wert kommt es nur dann, wenn die in Deutschland erlassenen Maßnahmen nicht greifen beziehungsweise verschärft werden und der Anstieg seit Ende September bis Ende konstant bei 5,6 Prozent liegen würde.
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