Gesundheit

Brauchen Männer spezielle Nahrungsergänzungsmittel?

Das Angebot an Nahrungsergänzungsmittelnist breit. Die unterschiedlichsten Zielgruppen werden hier adressiert:Schwangere, Sportler, Veganer und auchMänner. Doch ist das nur eine Marketingmasche oder unterscheiden sich dieBedürfnisse tatsächlich? Und wie steht es eigentlich überhaupt mit demGesundheitsbewusstsein der Männer? DAZ.online hat mit Professor Martin Smollichgesprochen, der auf der Interpharm einen Vortrag über Sinn und Unsinn von fürMänner beworbene NEM hält.

DAZ.online: Ihr Interpharm-Vortragträgt den Titel „Was Mann braucht und … was Nahrungsergänzungsmitttel leistenkönnen“. Brauchen Männer tatsächlich etwas anderes als Frauen oder ist das nureine Marketingmasche?

Smollich: Ich würdedas nicht unbedingt „Marketingmasche“ nennen, sondern vielleichtgenderspezifisches Marketing. Einerseits gibt es wirklich Indikationen, dieobjektiv männerspezifisch sind, wie die benigne Prostatahyperplasie oder dieerektile Dysfunktion. Daneben kennen wir deutliche geschlechtsspezifischeUnterschiede im Ernährungsverhalten und daraus resultierend in derMikronährstoffversorgung. Insofern unterscheiden sich die Bedürfnisse vonMännern und Frauen aus epidemiologischer Sicht tatsächlich. Die entscheidendeFrage ist allerdings, ob die Männer-spezifisch beworbenen NEM wirklich einengesundheitlichen Vorteil bringen.

Am 15. und 16. Märzfindet in Stuttgart die Interpharm statt. Ein Themenblock deswissenschaftlichen Kongresses befasst sich mit dem Thema Männerkrankheiten und ihre Pharmakotherapie, unter anderem NEM für Männer.

Das volle Programm und weitere Informationen finden Sie hier.

DAZ.online: Haben Männer diesbezüglichNachholbedarf? Zumindest hat man den Eindruck, dass Frauen eher „etwas für ihreGesundheit tun“ oder ist das eine Generationenfrage?

Smollich: In Bezug aufgesundheitliche Prävention haben Männer im Vergleich zu Frauen definitivNachholbedarf, z. B. auch dort, wo es um eine gesundheitsförderliche Ernährunggeht. Das bedeutet natürlich nicht, dass Männer mehr NEM einnehmen sollten, umeinen im Vergleich zu Frauen gesundheitschädlicheren Lebensstil vermeintlich zukompensieren. Grundsätzlich werden NEM häufiger von Frauen als von Männerneingenommen.

DAZ.online: Stimmt ihrer Meinung nachder Eindruck, dass vor allem die Menschen NEM nehmen, die sie am wenigstenbräuchten? Also solche, die ohnehin gesundheitsbewusst leben und sichentsprechend ernähren.

Smollich: Dieser Eindruck stimmt und ist durchzahlreiche Studien belegt. Tatsächlich werden NEM besonders häufig von Frauen über40 Jahren, mit höherem Bildungsstatus und einem insgesamt ehergesundheitsbewussten Lebensstil konsumiert. Umgekehrt nutzen gerade jeneBevölkerungsgruppen, die im Einzelfall vielleicht doch von NEM profitierenwürden, diese Präparate eher nicht. Das heißt: Da die typischen NEM-Konsumentenmeist ohnehin schon sehr gut mit Mikronährstoffen versorgt sind, ist dieSinnhaftigkeit besonders fraglich.  

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