Gesundheit

Corona-Experiment Augustusburg: Restaurants wieder öffnen – trotz 200er-Inzidenz

Ganz Deutschland macht wieder dicht? Nein. Das Städtchen Augustusburg startet einen Modellversuch, um trotz hoher Inzidenz zu öffnen. Die Vision des Bürgermeisters: Ein fast normaler Frühling mit offenen Geschäften und Lokalen. Wird die 4500-Einwohner-Gemeinde damit zum Vorbild für andere?

Die Zeichen in Deutschland stehen eher auf Lockdown denn auf Lockern. Das lassen jedenfalls die Vorzeichen auf den Bund-Länder-Gipfel am Montag erahnen. „Wir werden leider von der Notbremse Gebrauch machen müssen“, kündigte Kanzlerin Angela Merkel am Freitag an.

Einer, der davon jedenfalls nichts wissen möchte, ist Dirk Neubauer. Der SPD-Politiker ist Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Augustusburg. Aktueller Inzidenzwert: höher als 200 (pro 100.000) Einwohner. Im Interview mit dem „Spiegel“ sprach Neubauer über sein Modellprojekt, das nun starten soll. Die Entscheidung darüber fällt in den nächsten Tagen.

 

„Im Idealfall zeigen wir, wie man verantwortungsvoll mit dem Coronarisiko umgeht und wieder ein bisschen Normalität ermöglicht“, erklärt der Bürgermeister. Damit könnte das Städtchen mit 4500 Einwohnern vielleicht der einzige Ort mit einem ansatzweise normalen Frühling sein. Cafés, Museen, Geschäfte sollen geöffnet werden.

So funktioniert das Öffnungskonzept

Wie das – trotz der hohen Inzidenzen – klappen soll, führt Neubauer aus: „Man registriert sich online, erhält einen Barcode fürs Handy oder zum Ausdrucken und geht damit ins Testzentrum. Wer ein negatives Ergebnis erhält, kann drei Tage lang alle teilnehmenden Einrichtungen besuchen, Geschäfte, Restaurants, Sportvereine. Der Barcode ist dann eine Art Eintrittskarte: einfach an der Eingangstür einscannen und reingehen.“

In weniger als 20 Minuten soll so ein Freifahrtschein zur Verfügung stehen: Der Testvorgang selbst würde maximal 52 Sekunden dauern. 15 Minuten später erreiche das Ergebnis schon per Mail das Handy. Gleichzeitig dient das System, ähnlich wie bei der Corona-Warn-App, zur Kontaktnachverfolgung. Denn etwa im Museum könne erkannt werden, wie nah die Menschen sich gekommen sind.

Wenn allerdings der Test positiv ausfällt, gibt es keine digitale Eintrittskarte. Stattdessen bekommt die Testperson die Aufforderung, sich zu isolieren, sowie einen Bogen, auf dem sie Ihre Kontakte auflisten muss. Außerdem geht die Meldung, dass jemand infiziert ist, automatisch ans Gesundheitsamt.

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Augustusburg als Modell fürs ganze Bundesland

Das klingt attraktiv, riecht nach Freiheit in der eingeschränkten Corona-Zeit. Das könnte als Publikumsmagnet wirken. Doch selbst vor einem Touristenansturm ist dem Bürgermeister nicht bange. Damit würden sie sich hier auskennen, sagt Neubauer. Auch aktuell kämen viele Menschen zum Wandern her. „Wer künftig anreisen möchte, muss sich online registrieren. Für die Tests gibt es begrenzte Zeitfenster und also auch nur eine gewisse Zahl an Gästen. Zumindest in den ersten Tagen“, erläutert der Politiker das Prozedere im „Spiegel“-Interview.

Dass die Touristen Testkapazitäten sprechen könnten, die Gefahr sieht er nicht. „Wir können 300 Menschen testen – pro Stunde“, erklärt der Bürgermeister. Und das Testzentrum sei die ganze Woche über geöffnet. „Ich glaube an dieses System, und das würde nicht nur in Augustusburg funktionieren.“

Neubauer ist überzeugt davon, dass das Konzept als Modell fürs ganze Bundesland funktioniert. Am Wochenende soll die Website sicher-offen.de online gehen. Andere Städte aus Sachsen wie Chemnitz und Leipzig hätten bereits Interesse angemeldet. FOCUS Online/Wochit Schon bevor ich am Flughafen bin, will ich unsere Mallorca-Reise abbrechen

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