Gesundheit

COVID-19: Kreuzreaktive Antikörper durch frühere Coronavirus-Infektionen – Heilpraxis

SARS-CoV-2: Grundimmunität durch harmlose Coronaviren?

Wenn man derzeit von einem Coronavirus spricht, ist in der Regel das Virus SARS-CoV-2 gemeint, welches COVID-19 auslöst und für die vorherrschende Pandemie verantwortlich ist. Es gibt aber auch andere weniger gefährliche Coronaviren, die bereits seit Jahren grassieren. Ein Forschungsteam untersuchte nun, ob frühere Infektionen mit harmlosen Coronaviren eine Grundimmunität für SARS-CoV-2 hervorrufen.

Forschende der amerikanischen Non-Profit-Organisation Translational Genomics Research Institute (Tgen) und der Northern Arizona University haben im Blut von COVID-19-Betroffenen Antikörper nachgewiesen, die auf eine Beteiligung von früheren endemischen Coronaviren hinweisen. Solche endemischen Coronaviren sind unter anderem für saisonale Erkältungskrankheiten verantwortlich. Antikörper für diese weniger gefährlicheren Viren könnten den Verlauf von COVID-19 abschwächen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Cell Reports Medicine“ vorgestellt.

Frühere Coronavirus-Erkrankungen könnten bei COVID-19 helfen

Neuste Studienergebnisse legen nahe, dass das Immunsystem bei einer SARS-CoV-2-Infektion auf Antikörper zurückgreifen kann, die im Rahmen von früheren Coronavirus-Erkrankungen gebildet wurden. Dies könnte den betroffenen Personen helfen, COVID-19 besser zu bekämpfen.

Gewöhnliche Coronaviren sind weltweit verbreitet

SARS-CoV-2 ist nicht das einzige Coronavirus. Der Mensch kam bereits mit mindestens sechs anderen Arten von Coronaviren in Kontakt. Vier dieser Virenarten (Alphacoronavirus 229E, Alphacoronavirus NL63, Betacoronavirus OC43 und Betacoronavirus HKU1) werden als „gewöhnliche Coronaviren“ bezeichnet und sind seit längerem weltweit verbreitet.

Sie lösen überwiegend harmlose Erkältungskrankheiten der oberen Atemwege aus. Die Immunantwort auf diese Coronaviren wurde aufgrund der geringen Gefährdung bislang nur im Ansatz untersucht. Das Forschungsteam der aktuellen Studie hält es für möglich, dass Antikörper auf frühere Coronavirus-Erkrankungen auch gegen SARS-CoV-2 wirken könnten.

Einige Personen könnten eine gewisse COVID-19-Immunität aufweisen

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das COVID-19-Virus eine Antikörperreaktion hervorrufen kann, die beim Menschen bereits vor der aktuellen Pandemie vorhanden war“, erläutert Studienerstautor Dr. John Altin. Einige Menschen könnten daher eine gewisse Grundimmunität gegen SARS-CoV-2 aufweisen.

Kartierung der Immunantwort auf Coronaviren

Mithilfe modernster Technik kartieren die Forschenden Antikörperreaktionen auf alle humanen Coronaviren. „Die generierten Daten ermöglichten eine umfassende Charakterisierung der Antikörper-Antwort bei Personen, die kürzlich mit SARS-CoV-2 infiziert wurden, im Vergleich zu Personen, die nur früheren Coronaviren ausgesetzt waren“, erklärt Studienhauptautor Dr. Jason Ladner.

Kreuzreaktivität bei SARS-CoV-2

Durch den Vergleich von Reaktivitätsmustern gegen die verschiedenen Coronaviren konnten die Forschenden zeigen, dass das Immunsystem bei einer SARS-CoV-2-Infektion auf Antikörper zurückgreifen kann, die bei früheren Coronavirus-Infektionen gebildet wurden. Diese Kreuzreaktivität wurde an zwei Stellen im Spike-Protein von SARS-CoV-2 nachgewiesen. Mit dem Spike-Protein dockt das Coronavirus an menschliche ACE-2-Proteine an, wodurch das Eindringen in die Zellen erleichtert wird.

„Unsere Ergebnisse heben Stellen hervor, an denen die SARS-CoV-2-Antwort durch frühere Coronavirus-Expositionen geprägt zu sein scheint“, beschreibt Dr. Altin. Dieser Vorgang habe das Potenzial, eine breit-neutralisierende Antikörper-Reaktion hervorzurufen.

Wirkung muss genauer untersucht werden

Die Forschenden zeigten aber auch, dass die kreuzreaktiven Antikörper bevorzugt an die gewöhnlichen Coronaviren binden, „was darauf hindeutet, dass die Reaktion auf SARS-CoV-2 eingeschränkt sein könnte“, so Dr. Altin. Welche Auswirkungen die kreuzreaktiven Antikörper auf den Verlauf von COVID-19 haben, muss in weiteren Studien genauer untersucht werden. (vb)

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