Gesundheit

Die Corona-Angst in uns: ein Plädoyer gegen die Panik

Dass die Corona-Pandemie von uns allen viel abverlangt, braucht hier gar nicht weiter ausgeführt zu werden. Seit nun gut zwei Jahren schwimmen wir auf Corona-Wellen. Die Corona-Ticker bombardieren uns minütlich mit Infektionszahlen, Warnungen von Expert:innen und Äußerungen aus der Politik.

Manche reagieren auf das alles mit Zorn. Sie gehen "spazieren" und legen sich mit der Polizei an. Sie pfeifen auf die Maske oder weigern sich vehement, sich impfen zu lassen. Viele aus dieser Fraktion steigern sich da in Dinge hinein, die absolut nicht förderlich sind – weder für die Pandemie-Bekämpfung noch für die Demokratie.

Doch auch im Team Vorsicht wird über das Ziel hinaus geschossen. Diese Menschen sind das krasse Gegenteil der Querdenker:innen. Sie hätten härtere Corona-Maßnahmen am liebsten schon vorgestern gehabt oder verurteilen die "Spaziergänge" der Corona-Leugner:innen auf Schärfste.

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Coronavirus ernst nehmen – aber keine Panik

Manch einen in dieser Gruppe hat die Panik fest im Griff. Solche Menschen vermeiden jeden Kontakt, aus Angst vor einer Infektion. Sie sagen, sie hätten seit Beginn der Pandemie das Haus kaum verlassen. Sie fordern über die Herbst- und Wintermonate einen harten Lockdown. Sie sehen in jedem Treppenhaus, jedem Fahrstuhl, jedem Bus einen Viren-Hotspot.

Natürlich, in dieser Pandemie verunsichert vieles. Prognosen von Wissenschaftler:innen werfen Fragen auf. Manch einer scheint aber in den Prognosen zu Infektionsentwicklungen, Virus-Varianten oder Hospitalisierungen den Vorboten der Apokalypse zu sehen. Manche überschlagen sich mit düsteren und noch düsteren Vorhersagen. Alles wird schlimmer und schlimmer. Man begibt sich in einen Strudel von Hiobsbotschaften und schlechten Nachrichten.

Keine Panik!

Keine Panik? Ja! Natürlich gibt es in einer Pandemie viele schlechte Nachrichten, die unser Gemüt belasten oder verdüstern. Das können wir nicht ändern. Aber wir können ändern, wie wir damit umgehen. Wir sollten uns nicht hineinsteigern ins Schlechte. Wir sollten nicht den ganzen Tag nach Horrormeldungen suchen, die unsere Furcht füttern. Es kann nicht gesund sein, sich rund um die Uhr mit Negativem zu beschäftigen, überall nur Hiobsbotschaften zu vermuten und Schnappatmung bei jeder neuen Corona-Variante zu bekommen, Stichwort "Deltakron". Daher sollte man – wenn man sich darin selbst wiederfindet – einmal durchatmen.

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„Furcht schärft die Sinne. Angst lähmt sie“

Warum? Zum einen ist es – wie ausgeführt – nicht gut für unsere Psyche. Zum anderen, weil das Coronavirus nicht verschwinden wird. Das Coronavirus wird (hoffentlich) früher oder später endemisch, da sind sich viele Expert:innen einig. Wir müssen also lernen, mit dem Virus zu leben. Soll man sich also über Jahre oder gar den Rest seines Lebens zu Hause isolieren und mit Menschen nur über Zoom oder Facetime sprechen? Soll man daher jedes Jahr über Monate in den harten Lockdown gehen?

Das heißt umgekehrt aber nicht, dass wir auf alle Corona-Regeln pfeifen sollen, uns wieder zuhauf in engen Wohnungen auf Partys umarmen und küssen können. Wir müssen uns (leider) noch eine Zeit lang an Corona-Regeln halten, gegebenenfalls sogar verschärfen. Wir müssen Kontakte reduzieren, Maske tragen, auf Risikogruppen aufpassen, uns regelmäßig testen und sollten uns auch impfen oder boostern lassen.

Ja, das Virus kann schlimm sein. Es kann Long-Covid verursachen, uns auf die Intensivstation bringen – oder im schlimmsten Fall sogar in den Sarg. Aber hilft es uns, wenn wir uns von Panik getrieben zu Hause verschanzen und Menschen – wenn überhaupt – nur mit FFP2-Maske treffen? Ist das nicht auch schädlich für uns?

"Nehmen Sie es ernst", sagte Altkanzlerin Angela Merkel zu Beginn der Pandemie. So sollte es sein. Wir müssen das Virus weiterhin ernst nehmen, wissen, dass das Virus nicht harmlos ist, Respekt vor Corona und Covid haben. Aber eben nicht den Kopf verlieren, damit wir nicht kopflos agieren. Ein Zitat des amerikanischen Neurologen und Psychiaters Kurt Goldstein fasst es gut zusammen: "Furcht schärft die Sinne. Angst lähmt sie."

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