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"Es tut mir leid, aber…": Was eine wirkliche Entschuldigung ausmacht

Schon Elton John wusste: "Sorry seems to be the hardest word". Eine Entschuldigung geht einem nicht so einfach von den Lippen, wenn wir mit einer dummen Bemerkung, einem Witz oder unserem Verhalten die Gefühle von Freund:innen, Partner:in, Eltern verletzt haben. Wer die Situation schnell regeln will, gesteht sich oft die eigene Schuld nicht ein. Schnell enden die Wortfetzen in einer Erklärung, warum es so gelaufen ist. Doch wer gerade verletzt wurde, möchte keinen rationalen Grund hören, sondern dass seine Gefühle gehört werden. Noch schlimmer sind Sätze, die sich als vermeintliches "Sorry" tarnen, aber in einer sogenannten "nonpology" (abgeleitet vom englischen apology) enden. Bei schlechten Entschuldigungen lenken wir vom eigentlichen Problem ab oder übernehmen keine Verantwortung für unser Handeln.

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Ein Forschungsteam um Roy Lewicki hat in einer Studie untersucht, was eine gute Entschuldigung ausmacht. Die Wissenschaftler:innen haben dabei sechs Komponenten ausgemacht, die eine Entschuldigung haben kann. Dabei sind zwei Kriterien besonders von Bedeutung. Wer sich entschuldigt, sollte die uneingeschränkte Verantwortung übernehmen und eine ernst gemeinte Wiedergutmachung anbieten oder erfragen. Wir erklären, was für eine gute Entschuldigung wichtig ist:  

1. Das Wörtchen „aber“ gehört nicht in eine Entschuldigung

Wer sich wirklich entschuldigen will, sollte nie, wirklich niemals ein "aber" benutzen. "Es tut mir leid, dass ich dich so angemeckert habe, aber du lässt immer deine Sachen rumfliegen und das macht mich wütend" – das ist keine echte Entschuldigung. Ein "aber" hebe eine Entschuldigung automatisch auf und leite immer eine Kritik ein, erklärt die US-amerikanische Psychologin und Therapeutin Harriet Lerner in "Psychology Today".

2. Den Fokus bei sich behalten

"Stehen Sie zu ihrem Verhalten und entschuldigen Sie sich dafür, fertig!", sagt die Psychologin klar und deutlich. Bei einer Entschuldigung sollte niemals die Reaktion des anderen in den Vordergrund gerückt werden. "Es tut mir leid, dass du ich durch meinen Witz verletzt gefühlt hast." Ein solcher Satz impliziert oft, dass die andere Person sich nicht so fühlen sollte. Es zeigt, dass keine Verantwortung für das eigene Verhalten übernommen wird. Besser: "Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Mein Witz war unsensibel und unangebracht."

3. Wirklich um Verzeihung bitten

Es ist keineswegs selbstverständlich, dass jemand, den man verletzt hat, die Entschuldigung annimmt. Bei einer Entschuldigung steht also im Fokus, um Verzeihung zu bitten. Man muss also damit rechnen, dass die verletzte Person nicht so einfach verzeihen kann und die Entschuldigung erst mal nicht annimmt. Harriet Lerner sagt, dass sich niemand entschuldigen sollte, um sich selbst besser zu fühlen, wenn die Gefahr besteht, dass die verletzte Person sich schlechter fühlt. Nicht immer sei eine Entschuldigung willkommen.

4. Wer Recht hat, ist nicht so wichtig

Wer sich entschuldigen will, sollte nicht danach gehen, wer den Streit angefangen hat. Es geht auch nicht darum, wer Recht hat. Vielleicht hat der Partner oder die Partnerin durch eine Bemerkung den Geduldsfaden zum Reißen gebracht. Doch auch wenn die eigene Schuld vielleicht nur bei 14 Prozent liegt, könne es helfen, einzugestehen, dass man daran beteiligt ist, sagt Harriet Lerner.

5. Nicht nur Besserung geloben

"Das kommt nie wieder vor!" – das ist ein schöner Vorsatz. Doch: "Offensichtlich hilft es nicht, sich mit großem Geschwätz zu entschuldigen und dann genau das Verhalten fortzusetzen, für das man sich entschuldigt hat", erklärt Lerner. Nur die Reue zu bekunden, reiche nicht. Es sei auch wichtig, sich wirklich zu bemühen, sich nicht weiter verletzend zu verhalten.

6. Entschuldigungen nicht als Ausweg nutzen

Manchmal nervt der Partner oder die Partnerin immer wieder mit dem gleichen Thema oder Problem, dass ihn oder sie verletzt hat. Eine vermeintliche Entschuldigung kann in solchen Situationen ein bequemer Weg sein, um den Streit zu vermeiden. Doch eine wahre Entschuldigung sollte nie dazu genutzt werden, um den Partner oder die Partnerin zum Schweigen zu bringen. Die Psychologin Harriet Lerner nennt dieses Beispiel für so ein Verhalten: "Ich habe mindestens 10-mal gesagt, dass es mir leidtut, also warum sprichst du die Affäre immer noch an?"

Quellen: Psychology Today, Studie von Roy Lewicki, PsychCentral

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