Drohen durch die Omikron-Welle erneut weitreichende Schulschließungen? Das zumindest befürchten einige Kindermediziner, Virologen und Epidemiologen. Sie haben sich in einem offenen Brief an die Corona-Entscheider der Regierung gewandt und warnen: „Neue Quarantäneregeln dürfen nicht zu Schulschließungen durch die Hintertür führen.“
Mit einem offenen Brief an Kanzler, Kultus- und Bildungsminister haben sich Kinder- und Jugendmediziner sowie Virologen und Epidemiologen in die Corona-Debatte über Schulen und Kitas eingeschaltet. Die 18 Expertinnen und Experten um Ex-Charité-Chef und Drosten-Vorgänger Detlev Krüger, den Virologen Jonas Schmidt-Chanasit und den Epidemiologen Klaus Stöhr fordern eine Lockerung der Quarantäne- und Testpflicht.
Zwar werde sich die Omikron-Variante schneller verbreiten und "deswegen auch häufiger in Schulen, Kitas und in Kinderkrankenhäusern – in vielen Fällen als Nebenbefund – zu finden sein", so die Experten. Allerdings gebe es keine Hinweise darauf, dass Omikron für Kinder mit einem höheren gesundheitlichen Risiko verbunden sei. Darauf würden auch alle Studien hinweisen.
Schulen: Tests statt Quarantäne für gesunde Kinder-Kontaktpersonen
Die physischen und psychischen Probleme, die Schul- und Kita-Schließungen für Kinder bedeuten, seien umfassend dokumentiert und unbestritten, so die Experten. Sie dürften deshalb nicht weiter "durch unverhältnismäßige Quarantänemaßnahmen" ausgeschlossen werden.
Die Experten schlagen stattdessen sogenannte "Test to stay"-Programme vor, wie sie derzeit etwa in Großbritannien angewandt werden: "Bei einem positiven Fall testen sich anlassbezogen Kontaktpersonen täglich und dürfen in der Schule bleiben, solange sie negativ getestet sind", so die dahinterstehende Idee. Die in der Schule geltende Maskenpflicht solle "spätestens, wenn die Omikronwelle abklingt, fallen", heißt es in dem Schreiben.
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Kinder-Impfung: Das sagen die Experten
Auch die Kinder-Impfpflicht wird in dem Brief, der von der bundesweiten "Initiative Familie" formuliert wurde, behandelt. "Gerade, weil Kinder und Jugendliche wegen ihres geringen Erkrankungsrisikos nur einen marginalen individuellen Nutzen daraus ziehen, muss der Impfung ein eingehendes Beratungsgespräch vorausgehen, um Risiken und Nutzen miteinander abzuwägen", schreiben sie. Impfungen gehörten deshalb in Kinderarztpraxen – "Schulen, Kitas oder auch Zoos sind dafür keine geeigneten Orte", kritisieren sie einige Inititiativen.
Bei Erwachsenen ist die Impf-Ansicht der Mediziner deutlich: Sie könnten sich "effektiv selbst schützen. Essenziell hierfür bleibt ihre vollständige Impfung nach STIKO-Empfehlung." Mit dem Epidemiologen Rüdiger von Kries ist auch ein Mitglied der Ständigen Impfkommission unter den Unterzeichnern.
Krüger und Stöhr kritisierten bereits Corona-Politik der Regierung
Der genaue Blick auf die Unterzeichner zeigt auch: Mit Detlev Krüger und Klaus Stöhr sind auch zwei Wissenschaftler darunter, die bereits in der Vergangenheit die Corona-Politik und Lockdown-Maßnahmen der Regierung kritisierten. Auch einen offenen Brief haben Krüger und Stöhr bereits verfasst. Im April vergangenen Jahres kritisierten sie darin die Heranziehung der Inzidenz als alleinigen Pandemie-Maßstab.
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