Keine Wirkung ohne Nebenwirkung – dieser Satz gilt auch für hormonelle Verhütungsmittel. Die Art von Nebenwirkung, mit der eine 31-jährige Frau aus Portugal konfrontiert war, übersteigt jedoch das übliche erwartbare Maß: 2010 hatte die Frau beschlossen, sich ein Hormonstäbchen zur Schwangerschaftsverhütung in den Arm einsetzen zu lassen. Das Implantat muss alle drei Jahre gewechselt werden, was 2013 und 2017 der Fall war. Doch das dritte Stäbchen bereitete unerwartete Probleme: Es ging auf Wanderschaft und blieb in der Lunge stecken. Wie konnte das passieren?
Wie die Mediziner im Fachblatt „BMJ Case Reports“ berichten, hatte die junge Frau zunächst nichts von der Komplikation mitbekommen. Sie berichtete allerdings über auffällige Blutungen, die seit drei Monaten andauerten. Deshalb hatte sie auch die Gynäkologen einer Klinik zu Rate gezogen. Die Ärzte untersuchten die Frau und versuchten, das Hormonstäbchen in ihrem Arm zu lokalisieren – zunächst vergeblich.
Das Hormon- oder Verhütungsstäbchen besteht aus Kunststoff, in dem sich ein Hormon (Etonogestrel) befindet. Es ist vier Zentimeter lang und misst zwei Millimeter im Durchmesser. Das Stäbchen wird an der Innenseite des Oberarms unter die Haut gesetzt, von wo es kontinuierlich das Hormon abgibt und so eine Schwangerschaft verhindert. Unter anderem verdickt das enthaltene Hormon den Schleimpfropf am Gebärmutterhals; Spermien können so nicht mehr in die Gebärmutter gelangen.
Röntgenbilder weisen Ärzten den Weg
Bei der 31-jährigen Patientin wurden die Ärzte schließlich fündig: Da das Stäbchen Bariumsulfat enthält, war es auf Röntgenbildern im Brustbereich zu sehen. Eine weitergehende CT-Aufnahme bestätigte, dass der Kunststoffstab in einem Blutgefäß des linken unteren Lungenflügels feststeckte.
Wie war das Stäbchen in die Lunge gelangt? In dem Fachartikel werden zwei verschiedene Möglichkeiten diskutiert:
– Wird das Stäbchen falsch platziert – zum Beispiel zu tief in den Arm eingesetzt – kann das Stäbchen in eine Vene wandern und mit dem Blutstrom in die Lunge gelangen.
– Auch übermäßige körperliche Anstrengung nach dem Einsetzen könnte das Stäbchen auf Wanderschaft geschickt haben.
Dass ein Implantat in die Lunge gelangt, sei „sehr selten“, betonen die Ärzte in dem Fachblatt. In der Fachliteratur seien nur wenige solcher Fälle beschrieben.
Die 31-jährigen Patientin musste operiert werden. Chirurgen entfernten den Fremdkörper mithilfe einer Video-assistierten Thorakoskopie. Dabei wird ein spezielles Endoskop in die Lunge eingeführt; die Operation erfolgt meist unter Vollnarkose.
Der Eingriff glückte, und die Patientin konnte das Krankenhaus vier Tage später wieder verlassen. Bei einem Folgetermin waren keine Komplikationen festzustellen. Auch die Wunden waren gut verheilt. Ob die Patientin weiterhin Hormonstäbchen verwendet oder auf eine andere Verhütungsmethode umgestiegen ist, schreiben die Mediziner nicht.
Quelle: BMJ Case Reports
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