Der Wunsch nach einem erfüllten Liebesleben ist so alt wie die Menschheit selbst. Heute weiß man jedoch, welche physiologischen Prozesse dahinter stecken, wenn es damit nicht so klappt. Und natürlich hat die Pharmaindustrie Lösungen dafür im Angebot. Doch ist „Lustverlust“ tatsächlich eine Krankheit? Und was können die Ursachen dafür sein? Wir haben Professor Dr. Thomas Herdegen gefragt, der auf der Interpharm in Berlin einen Vortrag über pharmakologische Strategien gegen den Lustverlust hält.
DAZ.online: Der Titel ihres Interpharm-Vortrags lautet „Pharmakologische Strategien gegen den Lustverlust“. Hat „Lustverlust“ überhaupt Krankheitswert? Ist das nicht ganz normal, mal keine Lust zu haben?
Herdegen: Stimmt, jeder hat das Recht auf Unlust oder sogar auf Lustverweigerung. Aber wenn die Lust abhandengekommen ist, dann möchten viele Menschen diesen Mangel beheben. Libido geht ja nicht nur zwischen Paaren verloren.
Am 13. und 14. März 2020 findet in Berlin die Interpharm statt. Ein Themenblock des wissenschaftlichen Kongresses befasst sich mit dem Thema „Die Last mit der Lust“.
Das volle Programm und weitere Informationen finden Sie hier.
DAZ.online: Ist das objektvierbar, wann Lustverlust noch normal ist und ab wann man dem Ganzen einen Krankheitswert zuschreiben kann oder liegt das im subjektiven Empfinden jedes Einzelnen – also solange man nicht darunter leidet, hat es auch keinen Krankheitswert?
Herdegen: Wenn eine normale und erwünschte Libido als Folge zum Beispiel von endokrinen Störungen oder Arzneimitteln verloren geht, dann handelt es sich um einen therapiebedürftigen Mangel. Wenn Menschen im mittleren oder höheren Lebensalter ihre Lust bewusst „zur Ruhe bringen“, dann ist auch das normal. In der Tat, den Krankheitswert schafft zumeist das subjektive Empfinden.
DAZ.online: Was können die Ursachen sein?
Herdegen: Körperliche Ursachen für einen Libidoverlust sind hormonelle Veränderungen, Medikamente oder ein ungesunder Lebensstil. Psychische Ursachen sind Störungen der Stressachse und die großen psychiatrischen Störungen wie Depressionen, Psychosen oder Angststörungen. Aber auch Anorexie.
DAZ.online: Sind Männer häufiger betroffen oder Frauen?
Herdegen: Ha! Honi soit qui mal y pense! (Anmerkung der Redaktion: „Nur ein Mensch, der etwas Übles denkt, wird hierbei etwas Anstößiges finden.“ Übersetzung laut Duden)
Bei den „hormongesteuerten” Männern lässt sich Libido häufiger beziehungsweise leichter durch sexuelle Reize auslösen. Aber Frauen kommen häufig zu kurz, weil der Mann entweder den emotionalen oder somatischen Trigger nicht findet oder weil am Ende des Tages die familiäre Belastung einfach erschöpft.
DAZ.online: Gibt es einen Zusammenhang zwischen körperlicher Dysfunktion, zum Beispiel erektile Dysfuntkion (ED) bei Männern, und Lustverlust?
Herdegen: Ja. Die körperliche Erregungsfähigkeit (Erektion, Lubrikation) koppelt positiv zurück zum Erleben der Lust, die wiederum die sexuell-somatischen Änderungen steigert. Umgekehrt kann eine ED die Libido hemmen.
DAZ.online: Was erwartet die Besucher in Ihrem Interpharm-Vortrag?
Herdegen: Mancherlei Lustvolles.
Die Last mit der Lust
Pharmakologische Strategien gegen den Lustverlust
Prof. Dr. med. Thomas Herdegen
Samstag 14. März 2020, 14 Uhr; Wissenschaftlicher Kongress
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