Unsere Autorin Anna Carolin Antropov hat’s getan: Sie hat zum ersten Mal geimpft. Und zwar eine Apotheker-Kollegin mit Kochsalzlösung im Rahmen der ärztlichen Schulung zur COVID-Impfung. Kalter Schweiß gehörte dazu – doch Gott sei Dank nur vor Nervosität. Ein Erfahrungsbericht.
Ich habe lange gehadert, ob ich diese Schulung wirklich belegen möchte. Ehrlicherweise: von möchte kann keine Rede sein. Es war mein Berufsethos, der mich dazu trieb. Hätte man mich vor drei Jahren gefragt, hätte ich das kategorisch ausgeschlossen. „Ich kann kein Blut sehen – sonst hätte ich Medizin studiert!“, erklärte ich gerne meine Berufswahl. Doch dann kam die Pandemie und damit der Wunsch, als Heilberufler mit all meinen Qualitäten anzupacken.
Mehr zum Thema
Eine Kolumne von #DerApotheker
Impfen in der Apotheke – die Ärzteschaft sollte uns unterstützen!
Schulungen am Wochenende
Apotheker in NRW üben für die COVID-19-Impfungen
Lukas-Apotheke in Karlsruhe
Wegen mangelnder Nachfrage Impfstart verschoben
Ergebnisse der DAZ-Umfrage
Kein Personal, keine Räume, keine Nachfrage – warum Apotheken nicht impfen
Apotheken können durch ein niedrigschwelliges Impfangebot nicht nur die Impfquote erhöhen, sondern auch Ärzte entlasten und insgesamt einen wertvollen Beitrag leisten. Ich persönlich bin überzeugt, dass Apotheker nach entsprechender Schulung Impfungen sicher durchführen können. Denn eine Anaphylaxie tritt nur extrem selten auf, die Indikationsstellung ist bei COVID-19 oder Influenza leicht möglich – und in allen Zweifelsfällen verweisen wir ohnehin an den Arzt.
Impfende Apotheker? Für mich also ganz klar eine gute Sache. Aber sehe ich mich selbst als impfende Apothekerin? Ich, die stets wegsieht, wenn sich jemand mit einer Nadel auch nur nähert? Als nach einem Knochenbruch ein Draht aus dem Finger ragte, war ich die, der vom Anblick der eigenen Hand schlecht und schummrig wurde. Ich bringe also denkbar schlechte Voraussetzungen mit und habe so meine Probleme mit Nadeln.
Alles halb so wild
Und doch gab ich mir einen Ruck und dachte: Wenn ich mein Studium bewältigen konnte, werde ich auch Impfen lernen. Kurzerhand meldete ich mich für die ärztliche Schulung an. Ich erhielt die Unterlagen und sollte einwilligen, dass wir uns gegenseitig Kochsalzlösung spritzen. Als ich das las, wollte ich instinktiv einen Rückzieher machen. Stattdessen wählte ich die Flucht nach vorne, sah mir als Vorbereitung diverse YouTube-Videos an, holte noch einmal meinen Anatomieatlas aus dem Schrank und tastete meinen Delta-Muskel. Abschütteln konnte ich die Nervosität jedoch nicht.
Am Tag selbst war die Theorie rasch erklärt. Die Ärztin redete nicht lange um den heißen Brei und erklärte, dass der Fokus der Fortbildung auf der Praxis lag. Ein bisschen rechtliche Einordnung, ein bisschen Arbeitsschutz, dann ein paar Informationen zu Impfungen. Die theoretischen Fortbildungen hatten alle Teilnehmer ohnehin im Vorfeld absolviert. Das Aufklärungsgespräch übten wir in Zweierarbeit. Dann erklärte die Ärztin in wenigen Sätzen die korrekte Impftechnik.
„Kochrezept“ für eine gelungene Impfung
- der Impfling sitzt oder liegt, der Arm hängt locker herab oder liegt auf dem Oberschenkel
- Desinfektion der Hautstelle: sprühen, wischen, sprühen, trocknen lassen (Goldstandard)
- die Injektion erfolgt in den Musculus deltoideus etwa drei bis vier Querfinger unter dem Akromion
- Spritze rasch im rechten Winkel tief genug einstechen und zügig injizieren
- herausziehen, sanft mit Tupfer drücken und Einstichstelle mit Wundschnellverband versorgen
Dann griffen wir selbst zur Spritze. Denn aus früheren Schulungen wusste die Ärztin, dass es bei Apothekern meist die Hemmschwelle ist, warum die Hände zittern. Es ging also auf Tuchfühlung. Nach zwei Jahren Pandemie, in denen ich kaum einem Patienten den Blutdruck gemessen habe, war es tatsächlich ungewohnt nah und fast intim, einen fremden Arm abzutasten. Glücklicherweise simulierten wir die Impfung zunächst mit Spritze inklusive Kanülenkappe an unserem Sitznachbarn. Langsam löste sich die Stimmung und wir gingen von Tisch zu Tisch.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen