Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Das wusste schon der griechische Philosoph Heraklit. Eine Weisheit, die selbst für Menschen zutrifft, die einen "Täglich grüßt das Murmeltier"-Alltag leben. Warum? Weil das dem Menschen so von der Natur mitgegeben ist. Sie altern. Jeden Tag ein bisschen. Sichtbar. Aus den kindlichen Pausbäckchen werden messerscharfe Wangenknochen, später Hängewangen.
Das ist der Lauf der Dinge. Irgendwann ist es vorbei mit dem jugendlichen Antlitz – Fidschi-Wasser hin, Botox her. Einem Schema folgt dieser Prozess nicht. Wie schnell und wie stark der Zahn der Zeit am Einzelnen nagt, ist abhängig von vielen Faktoren, von Genen, Lebensstil, äußeren Einflüssen. Und vom Geschlecht, wie Wissenschaftler:innen jetzt herausgefunden haben wollen.
Der menschliche Körper ist vor dem Verschleiß nicht gefeit. Dafür reicht oftmals schon ein Blick ins Gesicht des Gegenübers, denn das geht, flapsig ausgedrückt, mit den Jahren aus dem Leim. So die Erkenntnis der dreidimensionalen Gesichtsanalyse, welche das Forscherteam der Karls Universität in Prag durchführte und die jetzt im renommierten Fachblatt "Nature" veröffentlicht wurde. Grundlage der Studie waren Gesichtsscans von 456 Personen im Alter von 14 bis 83 Jahren. Den Alterungsprozess durch die Jahrzehnte haben die Wissenschaftler:innen anhand von 20 Gesichtsmerkmalen nachvollzogen.
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Das Gesicht flacht im Alter ab
Dabei beobachteten sie, dass die Gesichter mit voranschreitender Lebenszeit unter anderem rundlicher und flacher werden, das Weichgewebe erschlafft. Die sichtbare Augenpartie verkleinert sich und Augensäcke werden hervorgehoben. Dafür wird die Nase länger und die Lippen dünner. "Generell lässt sich feststellen, dass mit zunehmendem Alter die Gesichter beider Geschlechter bis zum Alter von 70 Jahren größer und breiter werden", schreiben die Forschenden. Aber es gibt auch Unterschiede.
Demnach setzen die sichtbaren Alterungsprozesse des Gesichts in unterschiedlichen Lebensperioden ein. Ein Marker dafür ist das vielgefürchtete 30. Lebensjahr. So berichten die Forscher:innen davon, dass sich die Gesichter von Frauen im Jugend- und frühen Erwachsenenalter kaum verändern, ab dem Alter von 30 Jahren aber eine Verbreiterung einsetzt. Das Gesicht von Männern hingegen "wachse" bis zum Alter von 30 Jahren am stärksten. So dehne sich in dieser Lebensperiode der Unterkieferbereich aus, was Augenbrauenbögen und Nasenspitze betone.
Die Alterung zeige sich bei beiden Geschlechtern ab dann nicht nur in der Verbreitung des Gesichts, "sondern auch in der Erschlaffung des Weichteilgewebes und der zunehmenden Sichtbarkeit von Hautfalten". Laut den Prager Wissenschaftler:innen "wachse" und verbreitere sich das Gesicht, so wird unter anderem die Stirn flacher, weiterhin bis zum 60. Lebensjahr. Danach "schrumpfe" das Gesicht bei Männern wieder, bei Frauen nicht.
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Dynamischer Alterungsprozess
Mit zunehmendem Alter kommt es zu Knochenschwund, die darüberliegenden Fettpolster schmelzen und die Haut verliert durch Kollagenabbau an Elastizität. Das hat zur Folge, dass Gesichter im fortgeschrittenen Alter mitunter aussehen, als hätte man die Luft aus ihnen gelassen, aber eben nicht alle. Jedes Gesicht ist einzigartig, abhängig von Knochenstruktur und Volumen des Weichgewebes. Ebenso einzigartig und dynamisch verläuft sein Alterungsprozess.
Drückt jemand seine Emotionen stark durch Mimik aus? Dann zeichnen sich in seinem Gesicht Lach- oder Zornesfalten eher ab, als bei Menschen mit Pokerface. Gewichtsschwankungen können dazu führen, dass die Haut früher an Elastizität verliert. Und auch Krankheit hinterlässt ihre Spuren. Die Faktoren, die den Alterungsprozess bedingen, sind vielfältig. Eine universelle Regel, ab wann die morgendlichen Knitterfalten sich nicht mehr in Wohlgefallen auflösen, sondern Accessoire bleiben, gibt es nicht. In diesem Kontext sind auch die Ergebnisse der Prager Wissenschaftler:innen zu sehen. Es handele sich "lediglich um modellierte Schätzungen".
Quelle: Nature, Telegraph, Quarks
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