Der EU-Parlamentarier Dr. Christian Ehler (CDU) hat amgestrigen Mittwoch eine Apotheke in Frankfurt (Oder) besucht. Knapp zweiStunden lang ließ sich der Abgeordnete durch die Oderland-Apotheke von BeateMika führen. Ehler sprach auch mit Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbertüber die Importquote, individuell hergestellte Arzneimittel und denVersandhandelskonflikt. Was das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung betrifft, hatder CDU-Politiker eine klare Meinung: „Man kann nicht alle Bereicheökonomisieren.“
Die Europawahl steht vor der Tür. Knapp 100 der 751Parlamentarier kommen aus Deutschland. Einer von ihnen ist Dr. Christian Ehler.Ehler ist gebürtiger Bayer und seit 2004 Abgeordneter der EVP-Fraktion imEU-Parlament. Vor seiner Tätigkeit als Politiker war Ehler jahrelang alsUnternehmer tätig. Unter anderem war er Geschäftsführer zweierTechnologiezentren in Berlin und Brandenburg. In Brandenburg engagierte sichEhler dann auch politisch in der CDU und wurde 1999 erstmals in den Landtaggewählt, wo er wirtschafts- und technologiepolitischer Sprecher der CDU war. ImEU-Parlament ist er Mitglied des Ausschusses für Industrie, Forschung undEnergie.
In der Frankfurter Oderland-Apotheke interessierte sich derPolitiker zunächst für individuell hergestellte Arzneimittel. In der Rezepturder Apotheke ließ er sich von Apothekerin Beate Mika beispielsweise erklären,wie Apotheken Heime versorgen und für Kinder Arzneimittel herstellen, etwaSchmerzmittel oder Kapseln. Apothekerin Mika und Kammerpräsident Dobbert lagaber auch das Thema Importförderklausel auf dem Herzen.
Apotheker beschweren sich über Importquote
Die Pharmazeutin erklärte, dass die Quote einen großen Mehraufwandin der täglichen Praxis erzeuge. „Wir müssen praktisch ein doppeltesWarenlager führen“, so Mika. „Außerdem ist es gerade älteren oder dementenPatienten nur schwer erklärbar, dass ihr Arzneimittel auf einmal andersaussieht und eventuell sogar fremdsprachliche Buchstaben auf der Packung zusehen sind.“ Dobbert beschwerte sich darüber, dass die Förderklausel „eigentlichnur aufgrund von Partikulärinteressen einer Firma aus dem Saarland“ noch am Lebensei. Die Pharmazeuten wiesen den CDU-Politiker auch auf Fälle hin, in denenImporte pharmazeutische Probleme erzeugen könnten und berichteten vonImport-Aufklebern, die auf Blister von schnell wirksamen Schmelztablettenaufgeklebt wurden, sodass Schmerzpatienten in Notsituationen nicht schnell genugan ihre Medikamente kamen.
Die Apotheker sprachen den EU-Parlamentarier auch aufden Versandhandelskonflikt an und erläuterten ihm den aktuellen Stand beimgeplanten Apotheken-Stärkungsgesetz. Ehler hörte aufmerksam zu, wirkte aber gutvorbereitet auf das Thema. Er erklärte, dass er schon 2016 „ratlos“ auf dasEuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung geschaut habe und es „problematisch“ sehe. Denn: „Man kann nichtalle Bereiche, insbesondere nicht solche in der öffentlichen Daseinsvorsorge, ökonomisieren. Sie sind auch Unternehmer, haben aber gewissermaßen hoheitlicheAufgaben in der Gesundheitsversorgung. Da kann man nicht alles in der Versorgung über den Marktregeln.“
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