In einem wissenschaftlichen Beitrag legen Professor Martin Hensher, Professor für Finanzierung und Organisation der Gesundheitssysteme, sowie Katharine Zywert, Doktorandin für soziale und ökologische Nachhaltigkeit, dar, wie sich das Gesundheitswesen weltweit an die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft anpassen könnte. Sie untersuchen an ihren Instituten in Australien bzw. Kanada einige der schwierigen und unbequemen Veränderungen, die die Gesundheitssysteme vornehmen müssten, um Teil der sozial-ökologischen Transformation zu werden.
Die Menschheit beeinflusst alle Systeme auf der Erde – so tiefgreifend, dass sogar ein neues Erdzeitalter nach ihnen benannt wird: das Anthropozän. Neue Errungenschaften und Technologien, eng verbunden mit einem ständigen Wachstum, haben vielen Menschen Wohlstand und verbesserte Lebens- und Gesundheitsaussichten gebracht. Es wird jedoch immer deutlicher: Die planetarischen Grenzen werden zunehmend überschritten. Wollen wir jetzt und in Zukunft noch gut leben, besteht dringender Handlungsbedarf für eine sogenannte sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft.
Mehr zum Thema
Zukunftsdialog
Für eine klimaneutrale Chemie- und Pharmaindustrie
Nachhaltigkeit in der Pharmaindustrie
Merck will bis 2040 klimaneutral sein
Die gute Nachricht des Tages
Kubanische Ärzte und Pfleger helfen in rund 60 Ländern
In ihrem Beitrag, veröffentlicht in der medizinisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift „The BMJ“, analysieren das Wissenschaftsteam Martin Hensher und Katharine Zywert, was der Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft mit großen Veränderungen des Weltwirtschaftssystems für das Gesundheitswesen bedeuten könnte. Die beiden Wissenschaftler vermuten, dass dieses sich erheblich anpassen müsste, um in einem neuen sozial-ökologischen System weiter funktionieren zu können.
„Überdiagnosen“ und „Überbehandlungen“ eliminieren
Eine durch nachhaltige Nutzung der Ressourcen weniger komplex werdende Wirtschaft könnte, laut der wissenschaftlichen Untersuchung, auch medizinische Behandlungsmethoden und Technologien einschränken. Die beiden Autoren vergleichen die Situation mit der, in der Kuba 1990 steckte: Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war das Land vom internationalen Handel und der fossilen Versorgung abgeschnitten. Relativ schnell entwickelte Kuba daraufhin ein zwar abgespecktes, aber wirksames universelles Gesundheitssystem.
Ironischerweise, so die Autoren der Studie, könne der Druck nun ebenfalls weltweit handeln zu müssen, ähnlich wie auf Kuba, die schon lange notwendige Umgestaltung des Gesundheitssystems herbeiführen. Werden „Überdiagnosen“ und „Überbehandlungen“ des modernen Gesundheitssystems eliminiert, so könnte die Gesundheitsversorgung sogar verbessert werden, so die Hoffnung der Autoren.
Quelle: Den ganzen Artikel lesen