Gesundheit

Sie machten alles richtig – ließen sich impfen, waren getestet. Trotzdem entwickelte sich die Party zum Superspreader-Event

Der Berliner Virologe Christian Drosten hat einen Twitter-Thread zum Anlass genommen, um erneut auf eine Schwäche sogenannter Antigen-Schnelltests aufmerksam zu machen. "Vor Symptombeginn sind Schnelltests einfach nicht empfindlich genug. Daher meine Zweifel an 3G", schrieb Drosten am Wochenende auf dem Kurznachrichtendienst. Bei Geimpften scheine die Empfindlichkeit der Tests "noch schlechter" zu sein, allerdings seien die Daten hierzu noch vorläufig.

Dritt-Impfung für Corona


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Im konkreten Fall berichtet ein Twitter-User* von zahlreichen Corona-Infektionen auf einer Geburtstagsparty, bei der er selbst anwesend war. Alle 20 Gästen seien demnach vollständig geimpft gewesen und hätten sich vor der Feier mit Schnelltests auf das Virus getestet – mit negativem Ergebnis. Dennoch seien in den Tagen nach der Feier zehn Personen positiv auf das Virus getestet worden. Die Symptome der Positiven seien vielfältig, heißt es in dem Thread. "Von hohem Fieber (1x), über Geschmacks- und Geruchsverlust (2x) bis leichte Erkältungssymptome oder gar keine, ist alles vertreten." Die Zweitimpfung lag bei allen Anwesenden demnach etwa sechs Monate zurück.

Das Virus sitze auch bei G-Regelung und vermeintlich negativen Schnelltests mit im Raum und feiere seine Party, so das Fazit des Users. "Kontaktvermeidung" und "Booster-Impfung" seien daher die Maßnahmen der Stunde. Gut sei aber, dass alle Personen geimpft gewesen seien. Die Verläufe seien "mild". 

Drosten kommentierte den Thread mit den Worten "So sieht es aus" und schrieb: "Darum Impflücken schließen, boostern und bis dahin Kontakte reduzieren."

Seit vergangener Woche empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) den Booster für alle Erwachsenen ab 18 Jahren – "in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis". Hintergrund ist, dass der Immunschutz gegen eine Ansteckung mit der Zeit nachlässt. Risikogruppen, darunter Ältere, sollen bei den Auffrischimpfungen priorisiert werden. 

Keine vollständige Sicherheit durch Schnelltests

Dass Schnelltests Infektionen vor Symptombeginn nicht in jedem Fall zuverlässig erkennen, ist seit längerem bekannt. So wies Drosten bereits im April 2021 darauf hin, dass die Tests vor allem in der Frühphase Probleme beim Erkennen einer Infektion haben können. Das bedeutet: Obwohl der Test (noch) ein negatives Ergebnis anzeigt, kann die betroffene Person bereits ansteckend sein. 

Auch die "Cochrane Collaboration" – ein unabhängiges Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten – machte bereits im März darauf aufmerksam, dass Antigen-Schnelltests bei Menschen mit Symptomen besser geeignet seien, Fälle von Covid-19 korrekt zu identifizieren als bei Personen ohne Symptome. Demnach erkennen Schnelltests durchschnittlich nur 58 Prozent der symptomlos Infizierten. 

Die Nachfrage nach Schnelltests ist angesichts der hohen Fallzahlen zuletzt wieder gestiegen. Experten erinnern aber immer wieder daran, dass das Sicherheitsgefühl nach einem negativen Schnelltest trügerisch sein kann. Als Goldstandard gelten sogenannte PCR-Tests: Sie weisen selbst geringste Virusmengen nach, sind allerdings aufwendiger als Schnelltests.

*Name ist der Redaktion bekannt

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