Gesundheit

Tränen vor NRW-Impfzentrum: Das sind chronisch Kranke, die wir abweisen müssen

Trotz der Öffnung der Corona-Impfungen für alle am Montag halten einige Bundesländer in ihren Impfzentren am Vorrang für Risikogruppen fest. Auch der Betriebsärzte-Verband startet seine Impfungen – doch die Menge an verfügbaren Dosen ist eher überschaubar. Alle Meldungen rund ums Impfen in Deutschland lesen Sie im Ticker von FOCUS Online.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 7. Juni 2021

  • Auf dem schnellsten Weg zum Pieks: Hausarzt, Impfzentrum, Drive-In, Newsletter: So kommen Sie jetzt an Ihren Impf-Termin
  • Biontech, Moderna, Astrazeneca (Vaxzevria), Curevac – Die wichtigsten Coronavirus-Impfstoffe im Check

G7-Staaten zur Freigabe der Impfstoff-Patente aufgefordert

Dienstag, 8. Juni, 7.30 Uhr: Vor dem G7-Gipfel in Großbritannien haben regierungsunabhängige Organisationen die reichen Industrieländer aufgefordert, im Kampf gegen die Pandemie die Patente für Impfstoffe freizugeben. Auch müsse Technologie in ärmere Länder transferiert werden, um dort eine Produktion aufzubauen.

"Spenden können marginal helfen, aber die Entwicklungsländer brauchen die Rechte, das Know-how und die Technologie zur eigenen, regionalen Herstellung der Impfstoffe", sagte Jörn Kalinski von Oxfam International am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur vor dem Gipfel im britischen Carbis Bay.

Die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der Sieben (G7) aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien und Japan kommen von Donnerstag bis Sonntag in dem Touristenort in Cornwall zusammen. Der Kampf gegen Covid-19 ist eines der zentralen Themen. Oxfam und die anderen in der People's Vaccine Alliance zusammengeschlossenen Organisationen warnten davor, dass ohne eine Ausweitung der Impfungen in Entwicklungsländern das Virus weiter mutieren werde und heutige Impfstoffe unwirksam machen könnte.  

Scharfe Kritik wurde an Deutschland und G7-Gastgeber Großbritannien geübt, die einen Vorstoß von US-Präsident Joe Biden und Ländern wie Indien und Südafrika zur Aufhebung der Impfpatente blockierten.

Studie: Gemischte Corona-Impfung zeigt "stärkere Immunantwort"

15.06 Uhr: Eine kombinierte Impfung mit Astrazeneca als erste und Biontech/Pfizer als zweite Dosis ist nach vorläufigen Erkenntnissen einer neuen Studie "deutlich wirksamer" gegen das Coronavirus als eine zweifache Astrazeneca-Impfung. Die Abwehrreaktion des Körpers sei bei der Impfstoffkombination von Astrazeneca und Biontech sogar "geringfügig höher" als bei einer zweifachen Biontech-Impfung, teilte die Immunologie-Professorin Martina Sester an der Universität des Saarlandes am Montag in Saarbrücken mit. Unter ihrer Leitung hat ein Forscherteam in den vergangenen Wochen die Immunreaktion von 250 vollständig geimpften Personen untersucht.

Man sei von "der Eindeutigkeit" der vorläufigen Ergebnisse überrascht, sagte Sester. Die Analyse habe gezeigt, dass bei einer kombinierten Astra-Biontech-Impfung ebenso wie bei einer zweifachen Biontech-Impfung "etwa zehnmal mehr Antikörper im Blut" nachgewiesen werden konnten als bei der Gabe von zweimal Astrazeneca. "Bei den neutralisierenden Antikörpern zeigte die kombinierte Impfstrategie sogar leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache Biontech-Impfung", sagte die Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie.

Noch seien die Ergebnisse der Studie nicht wissenschaftlich veröffentlicht. Da sie aber so klar seien, wolle man sie mit der Öffentlichkeit teilen. "Wir sind der Meinung, dass wenn noch weitere Forscherteams zu ähnlichen Ergebnissen kommen, man intensiv über eine Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoffen nachdenken sollte", sagte Sester. Bei Menschen mit Vorerkrankungen, deren Immunabwehr geschwächt sei, könnte man überprüfen, ob diese nicht spätestens als dritte Impfung eine kombinierte Version bekommen sollten: "Um eine möglichst breite Immunreaktion des Körpers zu erzeugen".

Hintergrund der gemischten Impfserie ist eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) nach dem Bekanntwerden von seltenen, aber schweren Komplikationen nach Astrazeneca-Erstimpfungen vor allem bei Jüngeren. Aus Risiko-Nutzen-Abwägungen heraus wird Menschen unter 60 Jahren, die schon eine Astrazeneca-Impfung haben, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie Biontech/Pfizer empfohlen.

Nach Aufhebung der Priorisierung: 130.000 neue Impftermine in Berlin

11.51 Uhr: Berlin will mit Aufhebung der Impfpriorisierung an diesem Montag rund 130 000 zusätzliche Corona-Erstimpfungstermine freischalten. Damit sei bereits am Sonntag begonnen worden, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Tatsächlich konnten am Montag über die Telefon-Hotline Impftermine für Anfang Juli gebucht werden. Kalayci sagte: "Besser wäre natürlich, wenn es mit mehr Impfstoff einherginge. So eröffnen sich nur begrenzte Spielräume für Impfangebote in den Impfzentren."

Trotz deutlich gesunkener Corona-Ansteckungszahlen lehnt Kalayci weitere umfassende Lockerungen der Corona-Regeln in der nächsten Zeit ab, etwa bei der Abstands- und Maskenpflicht in vielen Bereichen. Zuerst müsse man sehen, wie sich die aktuellen Lockerungen auswirkten. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Montag bei 26,5. Die Zahl gibt an, wie viele Menschen pro 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen neu mit dem Coronavirus infiziert haben. Rund 45 Prozent der Berliner sind inzwischen einmal geimpft worden, etwas mehr als 20 Prozent haben den vollen Impfschutz.

Webseite für Impf-Terminvergabe in Hessen abgestürzt

10.33 Uhr: Die Impf-Priorisierung gibt es ab heute nicht mehr. In Hessen ist daraufhin die Terminvergabe-Plattform abgestürzt. Am Montagmorgen war folgender Hinweis zu lesen: "Die Terminplattform wird zurzeit gewartet, wir sind in Kürze wieder da."

Offenbar hatten sich zu viele Impfwillige gemeldet. Ab 10 Uhr war die Webseite jedoch wieder erreichbar.

Betriebsärzte-Verband startet Impfungen – doch Menge an Dosen ist "überschaubar klein"

Montag, 7. Juni, 7.29 Uhr: In den Unternehmen gibt es aus Sicht der Betriebsärzte ein großes Interesse an Corona-Schutzimpfungen. "Wir sind zunächst mal froh, dass es jetzt endlich losgeht, weil die Nachfrage aus den Betrieben ist groß. Daher freuen wir uns", sagte der Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Wolfgang Panter, am Montag im Bayerischen Rundfunk (Bayern 2). Allerdings sei die Zahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen noch "überschaubar klein".

Die Betriebsärzte starten an diesem Montag mit den Impfungen, laut Panter haben rund 6300 Kollegen Impfstoff angefordert. In der ersten Woche sollen sie insgesamt 702 000 Dosen bekommen. Sie starten zunächst mit dem Präparat von Biontech/Pfizer. Panter riet, in den Betrieben wegen der geringen Mengen zunächst die am stärksten gefährdeten Kollegen zu impfen.

Israel beginnt mit CoronaImpfung von Zwölf- bis 16-Jährigen

17.40 Uhr: Israel hat am Sonntag mit der Impfung von Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren begonnen. "Für mich ist es wichtig, meine Kinder impfen zu lassen", sagte die 48-jährige Miriam Schwartz, die ihre zwölf und 14 Jahre alten Kinder in ein Impfzentrum in Jerusalem begleitete. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer war von den Gesundheitsbehörden für "wirksam und sicher" erklärt worden, nachdem sie zuvor von einem "möglichen Zusammenhang" zwischen dem Impfstoff und Fällen von Herzmuskelentzündungen bei jungen Menschen gesprochen hatten.  Friso Gentsch/dpa/Illustration Eine Spritze liegt auf einem Impfpass.

Der 15-jährige Ofek, der seine erste Spritze bekam, sagte, er habe auf diesen Moment gewartet, damit er wieder ins Ausland reisen könne "und Familienangehörige treffen kann, die ich seit zwei Jahren nicht gesehen habe". Die meisten seiner Freunde hätten "nicht wirklich Angst vor Corona, weil wir Jungen ein geringeres Risiko als Erwachsene haben". Es gehe vielmehr darum, dass sie wieder reisen könnten, ohne nach der Rückkehr nach Israel in Quarantäne zu müssen.

Die Gesundheitsbehörden hatten bereits mit der Impfung Jugendlicher begonnen, denen eine schwere Covid-19-Erkrankung drohte oder deren Angehörige Risikogruppen angehören. Vergangene Woche genehmigten die Behörden schließlich die Ausweitung des Impfprogramms auf Zwölf- bis 16-Jährige. "Der Impfstoff ist wirksam und sicher" und die mit dem Virus verbundenen Risiken seien größer als die einer Impfung, erklärte das Gesundheitsministerium. 

Inzwischen sind in Israel rund 55 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Dies ist auf die großangelegte Impfkampagne zurückzuführen, die durch ein Abkommen über einen Datenaustausch mit den Impfstoffherstellern Biontech und Pfizer ermöglicht wurde. Dabei verpflichtete sich Israel, das die medizinischen Daten seiner gesamten Bevölkerung digitalisiert hat, gegen eine bevorzugte Belieferung mit Impfstoff rasch Informationen über dessen Wirksamkeit weiterzugeben.

In Deutschland können Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ab Montag gegen Corona geimpft werden. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte das Vakzin von Biontech/Pfizer vor gut einer Woche auch für diese Altersgruppe zugelassen.

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