Die Impfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff sind wegen der Untersuchung möglicher Sinusvenenthrombosen-Fälle bis auf weiteres gestoppt. Das zerrt an der zeitlichen Planung der Impfkampagne.
Die Impfkampagne in Deutschland läuft schleppend. Die Aussetzung von Impfungen mit dem Vakzin Astrazeneca trägt weiter zu einer Verlangsamung bei.
1,6 Millionen Menschen mit Astrazeneca in Deutschland geimpft
Bis zum 15. März 2021 wurden 3.062.400 Dosen von Astrazeneca geliefert. Der Impfstoff wurde wegen möglicher Sinusvenenthrombose-Fälle aus dem Verkehr gezogen. Die Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) untersucht die Fälle. Die unverimpften Dosen werden laut Gesundheitsminister Jens Spahn, bis ein Ergebnis der Untersuchung vorliegt, in den Zentrallagern des Bundes aufbewahrt. Der Impfstoff ist, ungeöffnet im Kühlschrank, sechs Monate haltbar. Das heißt, das noch Zeit bleibt für die Untersuchungen, bis der Impfstoff nicht mehr verwendet werden könnte.
Bei bislang mehr als 1,6 Millionen Impfungen mit Astrazeneca in Deutschland sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bislang sieben Thrombose-Fälle registriert worden – davon drei Todesfälle. Ob es einen direkten Zusammenhang gibt, ist noch unklar.
Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) von Montag haben bisher gut 1,6 Millionen Menschen in Deutschland eine Erstimpfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff erhalten – bei vielen ist noch Zeit, bis die zweite Dosis ansteht.
Eine Zweitimpfung mit Astrazeneca erhielten bisher erst 217 Menschen.
Mindestens 3,5 Millionen Dosen bis Ostern würden wegfallen
Bis zum 15. März 2021 wurden in Deutschland 12.495.345 Dosen Impfstoff geliefert. Davon wurden 75 Prozent bereits verimpft. Hiervon stammen
- 3.062.400 Dosen von AstraZeneca (davon 54 Prozent verimpft)
- 8.753.745 Dosen vom Hersteller Biontech (davon 85 Prozent verimpft)
- 679.200 Dosen von Moderna (davon 46 Prozent verimpft)
Astrazeneca macht daher etwa ein Viertel der Gesamtlieferungen aus.
Bei den bislang in Deutschland verabreichten Dosen macht der Impfstoff von Astrazeneca einen Anteil von über 17 Prozent aller verimpften Dosen aus.
Bis zum 4. April sehen die geplanten Lieferungen folgendermaßen aus:
- 2.150.400 Dosen von Astrazeneca
- 3.229.200 Dosen von Biontech
- 1.082.400 Dosen von Moderna
Das heißt: Falls der Impfstoff von Astrazeneca weiter nicht verwendet werden darf, muss in Deutschland bis Ostern mit den noch gelieferten und unverimpften Astrazeneca-Vakzinen (1,4 Millionen) auf rund 3,5 Millionen Dosen verzichtet werden.
Im 2. Quartal 2021 hat das Ministerium von Jens Spahn knapp 17 Millionen Dosen Astrazeneca für die Impfung eingestellt, was rund 22 Prozent der geplanten Impfstoffe entspricht. Diese Menge wird jetzt fehlen. Mehr dazu: Gastbeitrag von Gabor Steingart – Die Impf-Misere in 6 Grafiken – und wie Deutschland trotzdem in 51 Tagen immun sein könnte
Von den noch verwendeten Stoffen, die bereits unverimpft da sind und die noch geliefert werden, wären dann noch knapp 6 Millionen Dosen bis Anfang April verfügbar.
Langfristige Planung der Impfstoffe
Schon vor dem Impfstopp in Deutschland kündigte Astrazeneca aufgrund von Lieferschwierigkeiten an, von April bis Juni nur 70 statt 180 Millionen Dosen an die EU zu liefern.
Der Impfstoff von Johnson und Johnson wurde als vierter Impfstoff in der EU zugelassen. Hier ist nur eine Impfung nötig. In der zweiten Aprilhälfte soll mit der Auslieferung an die EU begonnen werden.
Laut dem Bundesgesundheitsministerium sind 37,3 Millionen Dosen für Deutschland eingeplant. Auch der russische Impfstoff Sputnik V, der in Deutschland produziert werden soll, steht in den Startlöchern. Die EU-Arzneimittelbehörde prüft derzeit das russische Vakzin.
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Impfergebnis um einen Monat nach hinten verschoben
Für den Impffortschritt sollte das Mittel von Astrazeneca eigentlich eine immer wichtigere Rolle spielen. Es ist leichter auch in Arztpraxen zu lagern und muss nicht so aufwendig gekühlt werden wie beispielsweise das Präparat von Biontech.
Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) rechnet damit, dass es den Impfzeitplan der Bundesregierung um mehrere Wochen zurückwerfen könnte, wenn ab sofort ohne das Vakzin von Astra-Zeneca geimpft würde.
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Dies würde das Impfergebnis um einen Monat rechnerisch nach hinten verschieben, sagte ZI-Chef Dominik von Stillfried dem Handelsblatt. Dann hätten statt im August erst im September alle Bürger eine zweite Impfung erhalten.
Die Angehörigen der fünften Risikogruppe, also alle Menschen über 60, wären erst Anfang Juli durchgeimpft. Das ZI geht in dem Modell davon aus, dass die bislang zugelassenen Mittel von Johnson & Johnson, Moderna und Biontech in den zugesagten Mengen geliefert werden und die Hausärzte frühestmöglich impfen können.
Insgesamt haben 6.507.159 Personen in Deutschland bisher eine Impfdosis erhalten (RKI, Stand 15. März). Dies entspricht 7,8 Prozent der Bevölkerung. 3,5 Prozent erhielten dagegen bereits zwei Impfungen.
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