Vor einigen Tagen ging eine Warnung vor Ibuprofen und einer SARS-CoV-2-Infektion durch die Medien. Dabei handelte es sich eindeutig um Fake News, trotzdem warnen mittlerweile auch die Gesundheitsbehörden in Frankreich und der Schweiz vor der Einnahme von Ibuprofen und anderen nichtsteroidale Antirheumatika (NRSA) bei grippalen Symptomen. Sie empfehlen stattdessen Paracetamol. Auch die Weltgesundheitsorganisation zog jetzt nach.
Am vergangenen Samstag ging eine Fake News durch die sozialen Medien, die vor der Einnahme von Ibuprofen bei einer Covid-19-Infektion warnte und sich dabei auf angebliche Studien der Uniklinik Wien berief. Diese dementierte sofort.
Am Dienstagmittag meldete nun jedoch die Nachrichtenagentur dpa, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Menschen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus davon abrät, ohne ärztlichen Rat Ibuprofen einzunehmen. Es gebe zwar keine neuen Studien, aus denen hervorgehe, dass Ibuprofen mit höherer Sterblichkeit verbunden sei, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf. Aber die Experten prüften zurzeit die Lage. "Wir raten, im Verdachtsfall Paracetamol und nicht Ibuprofen einzunehmen", sagte Lindmeier. Dies beziehe sich ausschließlich auf die Einnahme ohne ärztlichen Rat, betonte er. Recherchen der Pharmazeutischen Zeitung zufolge soll es in Kürze eine offizielle Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur geben.
Frankreich und die Schweiz raten von Ibuprofen ab
In den letzten Tagen gab es zudem Meldungen in den Nachbarländern, die vor der Einnahme von Ibuprofen und anderen NSAR wie ASS, Naproxen, Ketoprofen oder Diclofenac bei grippalen Symptomen warnen und stattdessen Paracetamol empfehlen. Eine Nachfrage der Pharmazeutischen Zeitung bei der französischen Apothekerkammer ergab, dass die dortige Arzneimittelbehörde bereits im April 2019 vor schweren Komplikationen bei Atemwegsinfektionen bei Kindern und jungen Erwachsenen gewarnt hatte, wenn diese Ibuprofen oder Ketoprofen eingenommen hatten. Daher wird hier bereits seit knapp einem Jahr empfohlen, bei Schmerzen und Fieber im Zusammenhang einer Atemwegsinfektion Paracetamol zu bevorzugen. Entsprechende Sicherheitssignale sind laut Apothekerkammer nicht nur aus Frankreich, sondern auch aus anderen EU-Ländern gemeldet worden.
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schweiz nahm Stellung zur Ibuprofen-Frage: "Es gibt derzeit keine eindeutigen Hinweise darauf, dass diese Art von Medikamenten den Krankheitsverlauf verschlimmert. In Einzelfällen wurde beobachtet, dass sie zu einem schwereren Krankheitsverlauf führen. Bewiesen ist dies jedoch nicht. Überprüfungen dazu laufen. Bis zu einem Ergebnis empfehlen wir eine vorsichtige Haltung gegenüber dem Gebrauch von Medikamenten auf der Basis von Ibuprofen: Die Behandlung von Fieber ist allgemein nicht notwendig. Falls Sie Fieber haben und es Sie schwer beeinträchtigt, nehmen Sie besser ein Medikament auf Basis von Paracetamol", heißt es auf der Webseite der BAG.
Verordnete Medikamente nicht einfach absetzen
Alle weisen darauf hin, dass eine ärztlich verordnete Einnahme dieser Medikamente nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden sollte, insbesondere bei chronisch kranken Patienten, die diese Medikamente dauerhaft nehmen müssen.
Eine offizielle Stellungnahme aus Deutschland, ob Ibuprofen und andere NSAR bei grippalen Symptomen noch abgegeben werden sollen, ist bis dato nicht bekannt.
dh/PZ/NK
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