Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die mit Abstand häufigste Todesursache in Deutschland. Wissenschaftler haben jetzt analysiert, wo besonders viele Menschen an einem kranken Herzen leiden. Zwei Gruppen sind überdurchschnittlich oft betroffen.
Vier von zehn Menschen, die in Deutschland sterben, tun das aufgrund eines kranken Herzens. Besonders häufig ursächlich dafür ist die sogenannte Koronare Herzkrankheit (KHK), oder auch ischämische Herzerkrankung (IHK). Sie bezeichnet die durch Kalkablagerungen in den Gefäßen bedingte Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff. Das bedingt in der Folge oft Herzinfarkte, Herz-Rhythmus-Störungen oder einen plötzlichen Herztod.
Männer leiden darunter weitaus häufiger als Frauen, wie jetzt neue Zahlen bestätigen: 2018 waren Männer mit acht Prozent mehr als doppelt so oft betroffen wie Frauen. Sie leiden in 3,9 Prozent der Fälle unter der gefährlichen Verkalkung der Herzkranzgefäße. Das geht aus dem Bericht der gerade veröffentlichten Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor. Zi Männer leiden über die Altersklassen verteilt im Schnitt doppelt so oft an einer KHK wie Frauen
Zahl der herzkranken Frauen sinkt, Fälle bei Männern stagnieren
Die geschlechterspezifischen Unterschiede haben sich dabei in den vergangenen Jahren verstärkt: Während die Zahl der betroffenen Männer seit 2009 nahezu konstant geblieben ist (8 Prozent), hat sich der Anteil der weiblichen Patienten seither um 14 Prozent verringert (2009: 4,5 Prozent).
Doch auch regional unterscheidet sich die Häufigkeit der ischämischen Herzerkrankung sehr stark. So war der Anteil Erkrankter unter gesetzlich Versicherten 2018 in Ostdeutschland am höchsten. Mit 8,9 Prozent lag der Anteil der diagnostizierten Fälle deutlich über dem Wert für Westdeutschland (5,6 Prozent). Zi/Versorgungsatlas-Studie Die fünf Bundesländer mit den meisten Herzkranken liegen in Ostdeutschland
Die meisten Herzkranken leben dabei in Sachsen-Anhalt, gefolgt von Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Den geringsten Anteil an Herzpatienten weist die Studie für Baden-Württemberg, Hamburg und Bayern aus.
- Sachsen-Anhalt (10,82 Prozent)
- Thüringen (9,01 Prozent)
- Brandenburg (8,79 Prozent)
- Mecklenburg-Vorpommern (8,70 Prozent)
- Sachsen (7,89 Prozent)
- Saarland (7,29 Prozent)
- Rheinland-Pfalz (6,23 Prozent)
- Schleswig-Holstein (6,22 Prozent)
- Nordrhein-Westfalen (6,06 Prozent)
- Niedersachsen (5,94 Prozent)
- Berlin (5,56 Prozent)
- Hessen (5,54 Prozent)
- Bremen (5,30 Prozent)
- Bayern (5,14 Prozent)
- Hamburg (4,66 Prozent)
- Baden-Württemberg (4,65 Prozent)
Allerdings ist der Anteil älterer Menschen unter den gesetzlich Versicherten in den ostdeutschen Bundesländern auch höher als in Westdeutschland, schränken die Studienautoren ein. Dies ist deshalb wichtig, weil die Zahlen der Herz-Studie auf Abrechnungsdaten von Kassen-Ärzten basieren. Berücksichtigt man den Einfluss der unterschiedlichen Altersstruktur in Ost und West in den Daten, so verringert sich der Unterschied zwischen den Landesteilen auf 1,4 Prozentpunkte: Im Osten leiden demnach 6,7 Prozent der Menschen unter verstopften Herzkranzgefäßen, in Westdeutschland sind es 5,3 Prozent.
So erklären die Autoren die regionalen Unterschiede
Insgesamt zeige sich in den besonders betroffenen Regionen Ostdeutschlands eine positive Entwicklung, schreiben die Studienautoren: In den Jahren 2009 bis 2018 sei der Anteil Erkrankter um insgesamt 16 Prozent und damit stärker als im gesamten Bundesgebiet (-7 Prozent) zurückgegangen. Die bestehenden regionalen Unterschiede hätten sich somit in den letzten zehn Jahren zunehmend angeglichen, loben die Autoren.
Als Grund für die regionalen Unterschiede geben sie vor allem einen ungesünderen Lebensstil in vielen ostdeutschen Bundesländern an. So zeigten Umfragedaten in ostdeutschen Regionen, dass Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dort verbreiteter seien als in Westdeutschland. Dazu zählen laut den Forschern vor allem:
- körperliche Inaktivität
- erhöhter Alkoholkonsum und
- Adipositas.
Drei Faktoren reduzieren Ihr Risiko
Wer sein Risiko für eine Koronare Herzkrankheit und verstopfte Gefäße reduzieren will, sollte deshalb auf den Dreiklang aus regelmäßigem Sport, bewusster Ernährung und wenig Stress achten. Ausreichend Bewegung ist dabei am höchsten einzuschätzen für ein gesundes Herz, erklärt Internist und Kardiologe Thorsten Dill im Gespräch mit FOCUS Online.
"150 bis 180 Minuten Ausdaueraktivität pro Woche, aufgeteilt in mehrere Einheiten, ist empfehlenswert", erklärt der Mediziner. Das Auto stehen lassen und laufen, Treppen steigen anstelle den Aufzug zu benutzen – all das seien bereits einfache Maßnahmen, die sehr wirksam seien.
Stress nennt der Kardiologe vor allem deswegen als Herzrisiko, weil er meist mit anderen ungesunden Faktoren einhergehe: "wenig und schlechter Schlaf, rauchen, zu viel Süßes oder Alkohol."
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