Nachdem die Mehrheit der Briten im Juni 2016 für einen Austritt aus der EU gestimmt hat, gerät das Leben eines Mannes aus den Fugen. Zunächst verbringt er lediglich viel Zeit in sozialen Netzwerken, wo er seine Meinung zur politischen Lage kundtut. Er sorgt sich zunehmend wegen möglicher rassistischer Übergriffe. Ähnlich geht es einem Freund in den USA, mit dem er sich austauscht.
Der Mann schläft immer schlechter. Als er deshalb einen Arzt aufsucht, verschreibt dieser ihm ein Medikament gegen Schlafstörungen sowie ein Antidepressivum. Doch der geistige Zustand des Mittvierzigers verschlechtert sich in den folgenden Tagen weiter. Er fühlt sich verfolgt, hat Halluzinationen. So ist er etwa überzeugt, dass sich Menschen im Fernsehen und Radio über ihn unterhalten.
Eines Abends fühlt er sich völlig überfordert auszuwählen, welche Gutenachtgeschichte er einem seiner Kinder vorlesen soll. Denn in seinem Kopf gibt es eine richtige Wahl für den Fall, dass er in dieser Nacht stirbt, und eine andere richtige, falls das nicht passieren sollte.
Schließlich wirft er zu Hause mit Gegenständen um sich.
„Von diesem Ort entkommen“
In diesem Zustand erscheint er drei Wochen nach dem Brexit-Referendum in einer Klinik im britischen Nottingham. Die Ärzte nehmen ihn als aufgeregt und verwirrt wahr. Er versucht, mit seinen Händen in den Boden zu graben – „um von diesem Ort zu entkommen“, wie er sagt. Der Mann wird in die Psychiatrie eingewiesen.
Körperliche und neurologische Tests liefern keinen auffälligen Befund, berichtet Mohammad Katshu vom Institute of Mental Health in Nottingham im Fachblatt „BMJ Case Reports“. Die Ärzte diagnostizieren eine sogenannte akute schizophreniforme psychotische Störung.
Zwar habe der Mann auch Stress bei der Arbeit und in der Familie gehabt, doch sie sehen den psychologischen Stress, den er durch das Brexit-Referendum erlitt, als wichtigen auslösenden Faktor für die zum Glück vorübergehende Störung.
13 Jahre zuvor hatte der Mann eine ähnliche Episode, die allerdings milder verlief. Damaliger Auslöser war Stress im Berufsumfeld gewesen.
Nun geben die Ärzte ihm ein Beruhigungsmittel sowie ein Medikament, das der Psychose des Mannes entgegenwirken soll. Der Patient erholt sich. Zwei Wochen später kann er die Klinik verlassen. Nach und nach kann er die Medikamentendosis verringern, bis er die Arznei schließlich komplett absetzt.
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