Resistente Bakterien mit Hilfe der Amerikanische Schönfrucht bekämpfen?
Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien wie MRSA (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus) sind weltweit ein wachsendes Problem. Auf der Suche nach neuen wirksamen Behandlungsmöglichkeiten sind Forschende nun auf einen pflanzlichen Wirkstoff aus den Blättern der Amerikanischen Schönfrucht gestoßen. Dieser hebt die Resistenz von MRSA gegenüber dem Antibiotikum Oxacillin auf und ermöglicht so eine erfolgreiche Bekämpfung der Bakterien.
Die Amerikanische Schönfrucht (Callicarpa americana) war schon bei den Ureinwohnern Nordamerikas als Heilpflanze bekannt. Forschende der Emory University und der University of Notre Dame haben nun die antibakterielle Wirkung der Pflanze gegen MRSA untersucht und dabei festgestellt, dass ein Wirkstoff aus den Blättern der Amerikanischen Schönfrucht eine erfolgreiche Behandlung der resistenten Bakterien ermöglichen könnte. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden in dem Fachmagazin „ACS Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Traditionelle Nutzung als Heilpflanze
Die Amerikanische Schönfrucht wächst im Süden der USA in der freien Natur als auffälliger Strauch mit hellvioletten Beeren, die im Sommer zu reifen beginnen und eine wichtige Nahrungsquelle für viele Vogelarten darstellen. Laut Aussage der Forschenden nutzten Indianerstämme wie die Alabama-, Choctaw-, Creek-, Koasati- und Seminolen-Indianer sie zu verschiedenen medizinischen Zwecken.
Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten der Schönfrucht
So wurden zum Beispiel die Blätter und andere Teile der Pflanze gekocht, um sie in Schweißbädern gegen Malaria und Rheuma zu verwenden, berichtet Forschungsteam. „Die gekochten Wurzeln der Amerikanischen Schönfrucht wurden zur Behandlung von Schwindel, Bauchschmerzen und Urinretention verwendet, während die Rinde der Stängel und Wurzeln zu Mixturen gegen juckende Haut verarbeitet wurde“, berichten Forschenden in einer Pressemitteilung der Emory University.
Wirkung gegen MRSA untersucht
„Wir haben uns daher entschieden, die chemischen Eigenschaften der Amerikanischen Schönfrucht zu untersuchen“, erläutert Co-Studienautorin Cassandra Quave von der Emory University. In früheren Studien sei bereits der Nachweis gelungen, dass Extrakte aus den Blättern der Schönfrucht Moskitos und Zecken abschrecken und gegen Akne-Bakterien wirken. In der aktuellen Studie haben die Forschenden nun die Wirkung der Extrakte aus den Blättern der Amerikanischen Schönfrucht gegen MRSA untersucht.
Das Forschungsteam identifizierte in den Blättern eine chemische Verbindung aus der Gruppe der sogenannten Clerodanditerpenoide, die das Wachstum von MRSA leicht hemmt. Allerdings fiel die Wirkung nur schwach aus und daher kombinierten die Forschenden den pflanzlichen Wirkstoff mit dem Beta-Laktam-Antibiotikum Oxacillin.
Kombination mit Antibiotikum
„Beta-Laktam-Antibiotika gehören zu den sichersten und am wenigsten toxischen, die derzeit im Antibiotika-Arsenal verfügbar sind“, erläutert Cassandra Quave. Doch haben MRSA eine Resistenz gegen sie entwickelt. In den Laborversuchen konnten die Forschenden nun nachweisen, dass die Kombination aus dem Schönfrucht-Wirkstoff und dem Antibiotikum Oxacillin synergistisch wirkt und die Resistenz von MRSA gegen das Medikament aufhebt.
In einem nächsten Schritt muss die Kombination des Schönfrucht-Blattextrakts mit Oxacillin nun in Tiermodellen untersucht werden, bevor eine Anwendung in klinischen Studie an Menschen in Frage komme, erläutern die Forschenden. Sollte sich die Wirksamkeit gegen MRSA-Infektionen bestätigen, könne der Pflanzenwirkstoff im Labor synthetisiert und seine chemische Struktur optimiert werden, um die Wirksamkeit als Kombinationstherapie mit Oxacillin weiter zu verbessern. (fp)
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