HIV gilt als unheilbar. Doch zwei Erfolgsgeschichten beweisen mittlerweile das Gegenteil: Nach einer Stammzellspende ist ein ehemaliger HIV-Patient aus Großbritannien von dem Virus befreit. Das hatte auch 2007 schon einmal bei einem US-Amerikaner geklappt.
Timothy Brown heißt der erste Mensch, der von einer HIV-Infektion geheilt wurde. 2007 hatte er eine Stammzellspende erhalten – nicht aufgrund seiner HIV-Erkrankung, sondern weil er außerdem an Blutkrebs litt. Damals hatte der US-Amerikaner die Knochenmarkspende in Berlin erhalten. Sein Spender war immun gegen HIV – und befreite auch Brown von dem Virus.
Etwa einer von hundert Europäern besitzt eine angeborene Resistenz gegen HIV. Der behandelnde Arzt Gero Hütter hatte den Spender extra nach diesem Kriterium für Brown ausgewählt. Und es klappte: Der Empfänger profitierte von der Immunität seines Spenders. Heute gilt Brown als geheilt.
Dasselbe Glück hatte nun auch ein Patient aus Großbritannien. Er bekam ebenfalls eine Stammzellspende – in seinem Fall zur Behandlung von Lymphdrüsenkrebs. Auch sein Spender war immun gegen HIV, auch der Brite profitierte. Als geheilt gilt er bislang nicht, dafür muss noch mehr Zeit verstreichen. Doch 34 Monate sind seit der Transplantation bereits vergangen – und im Blut des Briten sind aktuell keine HI-Viren mehr nachweisbar. Das berichten Mediziner des University College London nun im Fachmagazin "Nature".
So verlief die Operation
Dem Patienten aus Großbritannien waren blutbildende Stammzellen transplantiert worden. Der Spender hatte in seinem Erbgut eine sehr seltene Mutation, die ihn immun gegen bestimmte Formen des HI-Virus machte. Davon profitierte der Patient. 16 Monate nach der Transplantation setzte er Medikamente ab, die die Vermehrung des HI-Virus unterdrücken. Wiederum eineinhalb Jahre später war der Erreger noch immer nicht bei ihm nachweisbar.
Für Georg Behrens, Präsident der Deutschen AIDS-Gesellschaft, sind die Ergebnisse sehr vielversprechend: "Diese Behandlung ist zwar sehr experimentell, bringt uns aber dennoch voran, da sie für eine begrenzte Zahl von Patienten neue Optionen erschließt."
HIV-Diagnose ist heute kein Todesurteil mehr
Trotzdem wird eine Stammzelltransplantation vermutlich nicht zur massenhaften Behandlung von HIV-Patienten eingesetzt. Bei Krebspatienten ist sie oft das letzte Mittel der Wahl, wenn eine Strahlen- oder Chemotherapie nicht geholfen hat. Passende Stammzellspender sind rar und eine Transplantation kann mit erheblichen Komplikationen verbunden sein. So können die Immunzellen des Empfängers etwa die gespendeten Zellen angreifen und abstoßen.
Außerdem können HIV-Patienten heutzutage ein langes, normales Leben führen – auch ohne Heilung. Die einzige Einschränkung: Sie müssen ihr Leben lang täglich eine Tablette nehmen, die verhindert, dass sich das Virus vermehrt und eine lebensbedrohliche Krankheit auftritt. Das Medikament sorgt auch dafür, dass sich Sexualpartner nicht anstecken – selbst bei Geschlechtsverkehr ohne Kondom.
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