Gesundheit

Folgen von Ebola: Vervierfachung der Malaria-Opfer droht

Krankheiten wie Malaria und Lungenentzündung könnten als indirekte Folgen der Ebola-Epidemie in Westafrika erheblich mehr Leben kosten als in vergangenen Jahren. Die Kliniken sind ausgelastet und das Personal überfordert, was die Behandlung anderer Krankheiten erschwert.

In Westafrika hat das Grauen einen Namen: Ebola. Doch das hochansteckende Virus ist nur eine der Krankheiten, die das Leben der Menschen in der Krisenregion in zunehmendem Maße bedrohen. Experten gehen davon aus, dass als Begleiterscheinung der Epidemie Erkrankungen wie Malaria, Lungenentzündung und Durchfall sowie Komplikationen bei der Geburt erheblich mehr Menschenleben kosten werden als bislang.

Der Grund: Die Gesundheitssysteme der Staaten sind überfordert, Personal und Kapazitäten knapp und viele Afrikaner suchen aus Angst vor Ansteckung lieber keine Klinik mehr auf.

Auch mehr Todesfälle durch andere Krankheiten

Seit März erlagen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 3091 Menschen der Ebola-Seuche, die mit hohem Fieber sowie äußeren und inneren Blutungen einhergeht. 6574 Menschen haben sich infiziert.

Wissenschaftler wie auch WHO-Generaldirektorin Margaret Chan warnen jedoch, in den drei am härtesten von Ebola betroffenen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone gebe es darüber hinaus eine steigende Anzahl von Todesfällen durch andere Krankheiten. Wie groß das Ausmaß sei, lasse sich nicht beziffern. Wissenschaftler sprechen von einer Art "Wellen-Effekt" der Seuche.

Malaria-Todesfälle könnten sich vervierfachen

Auch ohne Ebola sterben in Westafrika pro Jahr rund 100.000 Menschen an Malaria. Experte Jimmy Whitworth von der britischen Wohlfahrtsorganisation "Wellcome Trust" geht davon aus, dass sich diese Zahl im nächsten Jahr in den von Ebola betroffenen Ländern vervierfachen wird, weil den Menschen keine lebensrettende medizinische Behandlung zuteilwerde.

"Die Menschen scheuen den Besuch in einem Krankenhaus, weil sie Angst haben, sich dort mit Ebola zu infizieren", erläutert Whitworth. In der Folge erhielten sie auch kein Medikament gegen die Krankheit, geschweige denn die notwendige Pflege.

Problem: Regelimpfungen finden nicht mehr statt

Zudem seien die Krankenhäuser voll von Ebola-Kranken und es gebe keinen Platz mehr für andere Patienten. Und in kleineren Gesundheitszentren sei kein Personal mehr vorhanden. Experten gehen daher davon aus, dass die Sterblichkeit infolge von Durchfall oder Lungenentzündungen zunehmen wird.

Sie gelten in Subsahara-Afrika schon jetzt als häufigste Todesursache von Kindern. Auch dürften mehr Menschen mit chronischen Herzerkrankungen sterben, weil sie ihre gewohnte Behandlung nicht mehr erhalten. Da Regelimpfungen nicht mehr stattfinden, entsteht für Mädchen und Jungen ein höheres Risiko an Diphterie, Kinderlähmung und Tuberkulose zu erkranken.

Kinder unter fünf Jahren besonders bedroht

Laut der Präsidentin der Hilfsorganisation "Save the children", Carolyn Miles, sind die 2,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren in der Ebola-Region ohnehin besonders gefährdet. Neben der Gefahr, sich mit Ebola oder einer anderen Krankheit zu infizieren, drohen ihnen schwere psychische Folgeschäden durch den Tod von Eltern oder Verwandten.

WHO-Generaldirektorin Chan wendet sich allerdings dagegen, die Zunahme anderer tödlicher Krankheiten als "Kollateralschäden" der Ebola-Seuche zu bezeichnen. "Das alles ist Teil des zentralen Problems: Vor Ort gibt es keine fundamentale Gesundheitsinfrastruktur. Dies hat es möglich gemacht, dass das Virus außer Kontrolle geraten ist." 

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