Gesundheit

"Ich war nie der Botox-Boy": Werner Mang über Falten im Alter und Eingriffe, die er heute bereut

Herr Professor Mang, in Deutschland gehen die Menschen im Schnitt mit 62 Jahren in Rente. Sie feiern heute ihren 70. Geburtstag. Haben Sie eigentlich schon mal ans Aufhören gedacht?

Ich gebe nichts auf das numerische Alter. Was zählt, ist das biologische Alter. Das spielt sich auch im Kopf ab und da fühle ich mich wie Anfang 50. Ich habe eine glückliche Kindheit gehabt, ordentliche Gene bekommen, immer 110 Prozent gegeben. Mein Beruf macht mir Spaß. Deswegen denke ich überhaupt noch nicht an den Ruhestand. Da wird es mir ganz komisch bei dem Wort.

Aber denken Sie doch einmal zehn Jahre weiter. Wollen Sie mit 80 immer noch am OP-Tisch stehen?

Ich habe mir kein Zeitlimit gesetzt. Die Arbeit hält mich stabil, physisch wie psychisch. Das heißt: Ja, ich werde mit 80 auch noch operieren, sofern ich fit bin. Ich hoffe, dass ich die Gene meiner Mama geerbt habe. Sie ist mit 94 friedvoll zuhause nach dem Frühstück eingeschlafen.

Aber was sagen ihre Patienten dazu?

Die sagen schon heute: „Um Gottes Willen, Herr Professor, hoffentlich operieren Sie noch die nächsten zehn Jahre und gehen uns nicht verloren.“ Das ist doch süß.

In den Ruhestand zu gehen, bedeutet in den meisten Fällen auch, sich finanziell einschränken zu müssen. Dabei lieben Sie den Luxus. Ist es das, was Ihnen Angst macht?

Durch meinen Beruf habe ich einen Reichtum erlangt, den ich mir nie erträumt hätte. Ich habe alles erreicht. Auch meine Kinder sind ordentlich erzogen und haben einen guten Beruf – meine Tochter ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin, mein Sohn Diplomarchitekt in München. Ans Geld denke ich überhaupt nicht mehr. Geld macht auch nicht glücklich.

Werner Mang wurde 1949 in Ulm geboren und wuchs in Lindau am Bodensee auf. Er studierte Medizin in München und hospitierte bei Ivo Pitanguy in Rio de Janeiro. Es folgten Abschluss, Promotion und Facharztanerkennung – Schwerpunkt plastische Operationen. 1982 arbeitete er als Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Mang war jahrelang Präsident der von ihm selbst gegründeten Deutschen Gesell­schaft für Ästhetische Medizin. 1988 Erlangung der Professur. Ein Jahr später gründete er die Bodenseeklinik in Lindau mit vorerst vier Betten. 2003 folgte die Neu-Eröffnung der vergrößerten Klinik, die mittlerweile aus 40 Betten und vier Operationssälen besteht. Werner Mang ist bekannt für seinen luxuriösen Lebensstil und umgibt sich mit viel Prominenz – national wie international.

Ein runder Geburtstag ist ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten und zurückzublicken. Was schätzen Sie: Wie viele Eingriffe haben Sie insgesamt gemacht?

Bei 20.000 habe ich aufgehört zu zählen.

Und bei Ihnen selbst? Denken Sie beim Blick in den Spiegel nicht manchmal: Hier könnte man leicht aufspritzen, dort etwas straffen?

Natürlich wird die Haut schlaffer, die Muskeln und Haare dünner. Die Kinder überholen mich beim Skifahren, auch zum Zahnarzt muss ich häufiger. Das Alter finde ich nicht schön. Aber ich versuche gegenzusteuern. Das Wichtigste ist: raus aus dem Bett in der Früh! Ich stehe jeden Tag um halb 7 auf und mache Sport. Aktivität hält jung, Grübeln macht alt. Aber solange ich noch Tennis spielen kann, ist alles gut.

Würden Sie selbst etwas machen lassen?

Solange ich fit bin, lege ich mich nicht unters Messer. Ich bin ein ängstlicher Mensch, ein Hypochonder. Ich kann jede Stresssituation meistern, aber Krankheit… Bis jetzt war ich nicht krank, ein Glück. Aber wenn es mich irgendwo zwickt, denke ich gleich: ‚Oh Gott, oh Gott, das ist schlimm‘. Damit kann ich nicht umgehen.

Aber wenn Sie die Wahl hätten?

Wenn ich mich manchmal so im Fernsehen sehe, vielleicht die Schlupflider und die Tränensäcke. Möglicherweise gehe ich mit 75 zu meinem Oberarzt und lasse das machen. Aber wie ich schon sagte: Ich bin ein Angsthase.

In der Vergangenheit haben Sie einen jungen Mann zu Brad Pitt umoperiert…

…der sah dann besser aus als Brad Pitt…

Bereuen Sie diese Eingriffe heute?

Als junger Oberarzt habe ich früher die Grenzen der Gesichtschirurgie ausgelotet. Eine Patientin habe ich zu Pamela Andersen operiert. Sie hat am Schluss wirklich fast wie sie ausgesehen. Das waren Jugendsünden. In der ästhetisch-plastischen Chirurgie ist vieles möglich, aber ich bin sehr zurückhaltend geworden. Ich warne ausdrücklich vor dem Schönheitswahn. Es kommen inzwischen 14-Jährige, die wie YouTube-Stars aussehen wollen: aufgespritzte Lippen, Mega-Brüste oder ein Po wie Kim Kardashian. Ich sage dann immer: Man muss auf einem Po kein Sektglas abstellen können. Das sind nicht meine Schönheitsideale.

Sondern?

Es gibt klar einen Trend „back to the roots“ – zurück zur Natürlichkeit. Zu mir kommen Leute aus Amerika, die wieder normal aussehen wollen: Lippenverkleinerung, eine normale Nase, aber bitte nicht zu puppenartig. Bei meinen russischen Patienten ist das noch anders, die wollen nach wie vor „mega, mega“. Aber in Europa geht der Trend ganz klar Richtung „Bio“. Ich sage schon langsam grüne Schönheitschirurgie dazu. 

Wann operieren Sie nicht?

Ich war nie der Botox-Boy. Eine starre Mimik und aufgespritzte Lippen finde ich schlimm. Unter 18-Jährige schicke ich grundsätzlich weg. Man muss sich keine Rippen rausschneiden lassen, um eine Taille wie Victoria Beckham zu bekommen. Oder Mega-Implantate über 500 Gramm einsetzen lassen, die dann später zu Schmerzen und Beschwerden führen. Mit einem Facelift lässt sich auch keine Ehe retten. Dann lieber einen neuen Partner suchen. Diese Wünsche lehne ich ab. Ich will den Menschen natürlich erhalten, will ihn harmonisieren. Das ist doch die wahre ästhetische Chirurgie.

In Düsseldorf ist vor kurzem eine Frau nach einer Po-Vergrößerung gestorben. Machen Sie diese Art von Eingriffen auch in ihrer Klinik am Bodensee?

Wir sind gegen Fetteinspritzungen in den Po. Das kann zu Thrombosen und Embolien führen – potenziell tödliche Komplikationen. Viele Menschen denken, ästhetische Chirurgie sei eine Art softe Beauty-Medizin. Aber das sind Operationen wie jede andere auch und gehören in große Kliniken mit Überwachung, Anästhesisten, einer intensiv-medizinischen Überwachung.

Und Po-Implantate?

Auch die lehnen wir ab, weil sie verrutschen können. Es muss doch nicht weh tun, wenn man auf einer Toilette sitzt.

Klingt fast so, als würden Sie jeden zweiten Patienten wegschicken.

Nein, das nicht, aber rund jeden zehnten. Was wir operieren, sind Patienten ab 18 Jahren mit erkennbaren Mängeln. Die eine Höcker-Lang-Nase haben oder ein fliehendes Kinn und deswegen keinen Partner bekommen. Oder Mädchen, die von der Oma eine Reiterhose geerbt haben, obenrum Kleidergröße 36 tragen und untenrum eine 42. Das Fett kann man unter hohen Sicherheitsvorkehrungen absaugen. Dann ziehen diese Mädchen wieder einen Badeanzug an, gehen ins Schwimmbad und sind glücklich.

Angenommen, Sie könnten sich einen Prominenten aussuchen: Wen würden Sie gerne noch unter dem Messer haben?

Jack Nicholson, den besten Schauspieler überhaupt. Er macht ja leider keine Filme mehr, aber den würde ich gerne wieder so herstellen wie bei „Einer flog über’s Kuckucksnest“. Ein paar Details, Haare, Wangenlifting…

Ein angesehener Kollege von Ihnen, Artur Worseg, erklärte vor kurzem in einem stern-Interview, dass das Problem vieler Patienten nicht ihr Aussehen sei, sondern ihre Seele. In seine Praxis kämen viele Narzissten, Menschen mit Borderline. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ja, natürlich. Man muss heute schon mehr Psychologe sein als Chirurg, wenn man diesen Beruf macht. Viele Patienten haben psychische Störungen, die ich rausfiltrieren muss, weil ich sie allein durch eine OP nicht glücklich machen kann. In meiner Klinik arbeitet ein Psychologe, den wir dann zu Rate ziehen. Wir führen ein liebevolles Gespräch und schicken diese Patienten im Anschluss weg.

Wie erklären Sie einem pubertierenden Mädchen, dass Sie den Höcker auf ihrer Nase nicht entfernen werden?

Bei Jugendlichen habe ich eine gewisse Guru-Funktion. Das finde ich schön. Ich sage ihnen: ‚Mensch, mach doch deine Schule. Du siehst doch gut aus.‘ Dann sagen sie: ‚Ja, gut, wenn der Mang das sagt, dann wird das schon stimmen.‘

Psychologe – wäre das etwa nichts für Sie gewesen?

Nein, nein. Ich bin ein kreativer Mensch. Bei mir muss etwas entstehen. Und die Rückfallquote in der Psychiatrie würde mich psychisch belasten. Wenn ich eine Hakennase operiere, ist das in einer Stunde in Ordnung gebracht. Das Therapieergebnis ist kalkulierbar.

Ist das so? Schönheits-OPs können auch zur Sucht werden. Nach den Brüsten muss ein Lifting her, die Oberschenkel, die Lippen…

Man muss auch mal Nein sagen können. Patienten, die immer wieder kommen, lehne ich ab. Ebenso wenn kein Mangel vorliegt. Aus wunderschönen natürlichen Brüsten mache ich keine Riesenbrüste. Ich habe heute nicht mehr den Druck, alles operieren zu müssen, nur um Geld zu verdienen.

Gibt es einen Patienten, der Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Ja, den Marc-David Jung. Als Vierjähriger war er bei der Flugshow in Ramstein und hat schwerste Verbrennungen erlitten. Ich habe sein Gesicht in zehn Sitzungen rekonstruiert. Er hat später Abitur gemacht, studiert, geheiratet. In meinem Beruf ist es selten, einen Patienten von frühster Kindheit an zu begleiten. Das ist natürlich erfüllender als Botox zu spritzen. An der Bodenseeklinik sind über die Hälfte aller Eingriffe rekonstruktiv – wir operieren Menschen nach Unfällen, rekonstruieren Brüste nach Brustkrebserkrankungen. Wir machen das ganze Spektrum, aber die Presse interessiert sich immer nur für die Ästhetik.

Sie entdecken gerade den asiatischen Markt für sich – mit einer Art Standard-Nase. Ist Ihnen das deutsche Klientel zu langweilig geworden?

Anders gesagt: Der asiatische Markt ist zurzeit sehr spannend. Ein Milliardenmarkt. Man kann sich gar nicht vorstellen, was sich dort drüben in den Kliniken in Shanghai abspielt. Asiaten haben kein Nasenbein und wir haben eine Methode entwickelt, mit der sich die Nase in einer halben Stunde unter örtlicher Betäubung aufbauen lässt.

Kritiker werfen Ihnen vor, Sie würden die Patienten umoperieren und wie Europäer aussehen lassen.

Nein, der Wunsch kommt natürlich von den Patienten. Ich will niemanden verändern, sondern versuche, den Wunsch nach einer bestimmten Ästhetik zu erfüllen. Vier chinesische Ärzte habe ich schon ausgebildet. Wer macht das schon mit 70? Nach Shanghai zu fliegen, um Ärzte auszubilden? Die meisten Chefärzte in meinem Alter sind in der Toskana, trinken Rotwein und spielen Golf. Das habe ich mal versucht. Acht Tage lang. Dann bin ich krank geworden.

Ernsthaft erkrankt?

Habe Herz-Rhythmus-Störungen bekommen. Aber jetzt ist alles wieder gut. Ich muss immer in Bewegung bleiben.

Im Internet gibt es eine Art Gegenbewegung zum Schönheitswahn. Immer mehr Menschen stehen heute zu ihren kleinen Makeln, Dellen, Pfunden. „Body Positivity“ nennt sich das. Was halten Sie davon?

Das ist gut so. Und wenn man sich doch mal optimieren will, dann lieber einen Jogginganzug bei C&A kaufen und Sport machen anstatt gleich zum Schönheitschirurgen zu rennen. Das meiste kann man selbermachen. Beim Rest hilft dann der Chirurg.

Haben Sie keine Angst davor, bald keine Aufträge mehr zu haben, wenn Sie so etwas sagen?

Nein, wieso? Ich spreche gegen mein Fach, aber ich glaube, in der heutigen Zeit muss man kritisch und transparent sein. Durch das Internet kommen viele Trends auf, die übertrieben sind. Ich warne davor.

Ihre Klinik läuft trotzdem gut?

Der Trend ist ungebrochen. Wir haben ein Jahr Wartezeit. Ich muss mich manchmal wundern – trotz Rezession! Da verzichten Patienten auf einen Urlaub oder eine neue Küche und lassen sich stattdessen lieber die Nase machen.

Es gab auch mal andere Zeiten. Durch einen Spiegel-Bericht kam 2011 heraus, dass Sie einen Arzt ohne Approbation bei sich hatten operieren lassen. Ihnen wurde vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen. Ihre Klinik hat einen Strafbefehl akzeptiert. Wie sehr ärgert Sie das rückblickend?

Rückblickend lasse ich mich nicht mehr ärgern. Ich habe damals nur einen Fehler gemacht und nicht das Zeugnis geprüft. Aus solchen Niederlagen muss man lernen, wenn man oben bleiben will. So ist es auch bei uns gewesen. Die Bodenseeklinik ist nach wie vor ein Markenzeichen.

Was haben Sie aus dieser Niederlage gelernt?

Ich bin vorsichtiger geworden und habe einen Personalchef eingestellt. Letztlich ist niemandem etwas passiert.

Kritiker behaupten, dass ihr Image dennoch einen Kratzer abbekommen hat.

Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich habe mir in Lindau ein kleines Imperium aufgebaut und darf nicht vergessen, dass ich ein erfolgreiches Lehrbuch geschrieben habe: das Handbuch der Schönheitschirurgie. Es ist in viele Sprachen übersetzt. Ich bin stolz, dass ich das geschafft habe. Nicht in Berlin, Hamburg oder New York – sondern in Lindau am Bodensee.

Sie sind bekannt dafür, traditionelle Werte zu vertreten. In einem früheren stern-Interview haben Sie über die Rolle von Männern und Frauen gesprochen. Sie erklärten damals, Frauen seien eher für das Häusliche zuständig; Männer für den Beruf. Denken Sie heute immer noch so?

Die Zuständigkeiten haben sich in den letzten Jahren verschoben. Frauen arbeiten heute verstärkt in Positionen, in denen sie ein makelloses Aussehen wünschen, zum Beispiel Ärztinnen oder Politikerinnen. Auf der anderen Seite kommen heute immer mehr Männer aus privaten Gründen zu mir. Sie haben jüngere Freundinnen und wollen gut aussehen. Das war früher anders.

Aber ich habe Sie nach ihrer persönlichen Meinung gefragt. Was denken Sie zum Beispiel über die Frauenquote?

Ich persönlich halte Frauen für das stärkere Geschlecht. Männer werden immer schwächer, Frauen immer stärker. Das reguliert sich doch wunderbar. Wir brauchen bald keine Frauenquote mehr. Ich glaube, wir brauchen bald eher eine Männerquote.

Die Realität sieht anders aus. In den Vorständen vieler Unternehmen sitzen nach wie vor fast ausschließlich Männer.

Das regelt sich schon noch. Ich sehe das doch in meiner Klinik: Hier arbeiten fast 90 Prozent Frauen, auch Ärztinnen. Leider alle kinderlos. Ich finde das traurig.

Woran liegt’s?

An dem Beruf an sich. Die Facharztausbildung ist lang – fertig ist man mit Mitte, Ende 30. Dann fehlt vielleicht der richtige Partner. Nicht so schön.

Sie hatten 2015 öffentlich verkündet, in die Politik gehen zu wollen. Sie wollten für die FDP kandidieren. Seitdem hat man nichts mehr von ihren Plänen gehört. Wann kann man Sie denn nun wählen?

Guido Westerwelle war ein guter Freund von mir. Ich war oft mit ihm Skifahren. Er wollte unbedingt, dass ich für die FDP in den Bundestag gehe. Das waren damals konkrete, seriöse Verhandlungen. Aber das Ganze war so zeitintensiv, dass ich mein Lebenswerk hier in Lindau hätte vernachlässigen müssen. Das Projekt liegt auf Eis. Meine Klinik ist mein Baby. Außerdem wäre ich kein guter Politiker geworden.

Wie kommen Sie darauf?

Ich zu impulsiv, zu aufbrausend und zu ehrlich. Ungeduldig bin ich obendrein. Unter Politikern gibt es oft Endlosdiskussionen – und am Schluss kommt nichts dabei raus. Da wird ewig rumgemauschelt.

Welche Werte haben Sie ihren Kindern vermittelt?

Wichtig ist eine gute Ausbildung und was man im Kopf hat. Ich bin durch meine Arbeit zwar überdimensional reich geworden, aber Reichtum vergeht. Und dann noch: Bleibt’s auf dem Boden, ernährt euch gesund, treibt Sport, seid im Beruf erfolgreich. Und versucht, möglichst wenig zu streiten. Das Äußerliche ist zweitrangig.

Eine überraschende Aussage für einen Schönheitschirurgen. Würden Sie ihre Kinder auch selbst mal operieren?

Das habe ich bereits. Als Kind ist mein Sohn auf den Kamin geflogen und hat sich skalpiert – meine bislang schlimmste OP. Meine Tochter hat sich beim Schaukeln das Ohr abgerissen. Das habe ich wieder angenäht, und das war auch großer Stress. Und heute? Wenn sie sich eine OP wünschen, würde ich das selber machen. Oder mein Nachfolger Doktor Altmann. Es ist gut, im Alter jemanden an seiner Seite zu haben, der die Mang-Schule so vertritt, dass ich mich darauf verlassen kann.

Sie waren früher bekannt dafür, sehr ausschweifend zu leben: Zu Veranstaltungen flogen Sie gerne mit eigenem Hubschrauber. Ist ein solcher Lebensstil angesichts der Klimakrise überhaupt noch vertretbar?

Kreuzfahrten mochte ich dagegen noch nie. Ich würde mich schon als umweltbewussten Menschen bezeichnen. Ich bin viel in der Natur, wandere gerne, esse nur Bio-Fleisch. Umweltschutz fängt bei einem selber an: Einkaufskorb statt Plastiktüten, Gemüse statt Fleisch, Filterkaffee statt Alu-Kapseln.

Und ihre Oldtimer?

Die bewege ich ja kaum und werde jetzt auch auf einen e-Golf umsteigen. Fliegen beschränke ich nur auf das Nötigste. Wenn ich etwas ändern könnte, dann wäre das, die Flugpreise zu erhöhen und Bahnfahren günstig zu machen. Die Mehrwertsteuer muss weg.

Wann sind Sie denn das letzte Mal Bahn gefahren?

Ich muss gestehen, dass ich das Bahnfahren zuletzt aufgegeben habe. Die ganzen Verspätungen, die verpassten Anschlusszüge! Die Bahnstruktur in Deutschland ist schlecht und muss dringend auf Vordermann gebracht werden. In der Schweiz macht Bahnfahren Spaß. Da kommen die Züge im Minutentakt – ohne Verspätungen.

Wie kommen Sie aktuell von A nach B?

Ich bin ein Automensch. Aber jetzt kommt bald die ICE-Strecke München-Lindau, da fahre ich natürlich mit dem ICE. Es ist ja wesentlich bequemer und schneller. Vor kurzem habe ich mir auch ein E-Bike gekauft, damit ich am Berg nicht mehr absteigen muss. Das sind so Dinge, die mit dem Alter kommen.

Sie bezeichnen sich selbst als Workaholic. Was bleibt, wenn Sie in den Ruhestand gehen?

Zunächst einmal die internationale Anerkennung und meine Lehrbücher. Dann widmet mir die Stadt Lindau zum 70. Geburtstag einen Professor-Mang-Platz. Das ist doch nett, oder? Auch der wird bleiben. Und die Ehrung. Dann natürlich die Häuser in meiner Stiftung. Ich bin ja der Restaurator vom Bodensee und habe auf der Lindauer Insel viele alte Häuser gekauft und saniert. Dann die Klinik, die weitergeführt wird..

Ich dachte eher an Sie selbst. Was machen Sie mit der ganzen Freizeit?

Wenn ich mal aufhöre?

Ja!

Ich nehme an, dass ich gar nicht aufhöre. Man muss mich schon aus dem OP tragen.

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