Ist die Intubation die richtige Behandlungsmethode bei COVID-19?
Die maschinelle Beatmung (Intubation) gilt als letztes Mittel, um schwer erkrankte COVID-19-Betroffene zu retten. Bereits zwei Studien zeigen jedoch, dass die Sterberate bei einer solchen Behandlung ungewöhnlich hoch ist. So starben in England rund die Hälfte, in China sogar zwei Drittel der Patientinnen und Patienten, die im Zuge einer COVID-19-Erkrankung eine maschinelle Beatmung erhielten. Damit liegt das Sterberisiko weit über den Beatmungen, die infolge von anderen Viruserkrankungen durchgeführt werden.
Das „Intensive Care National Audit and Research Center“ (ICNARC) veröffentlichte kürzlich einen Report, in dem Daten von 2.883 Erkrankten mit schweren COVID-19-Verläufen ausgewertet werden. Alle Betroffenen wurden in Großbritannien auf einer Intensivstation behandelt. Dabei zeigte sich, dass die Sterblichkeit bei denjenigen, die eine künstliche Beatmung erhielten, bei 51,6 Prozent liegt – wesentlich höher als bei anderen Virsuspneumonien. Der „ICNARC report on COVID-19 in critical care“ kann auf der Webseite des ICNARC eingesehen werden.
Beatmungssterberate bei COVID-19 höher als gewöhnlich
Eine maschinelle Beatmung (Intubation) wird auch bei schweren Verläufen von anderen Viruserkrankungen, wie beispielsweise bei Influenza, eingesetzt, wenn eine Lungenentzündung (Pneumonie) vorliegt. Die durchschnittliche 30-Tages-Sterblichkeit bei einer solchen Behandlung beträgt laut ICNARC 22 Prozent. Rund vier von fünf Betroffenen überleben also eine solche Behandlung.
Rund jede zweite Person stirbt bei künstlicher Beatmung
Der neuste Report der ICNARC zeigt, dass bei 1689 abgeschlossenen Intubationen, die infolge schwerer COVID-19-Erkrankungen durchgeführt wurden, 871 Personen starben und 818 lebend entlassen wurden. Das ergibt eine 30-Tages-Sterblichkeit von 51,6 Prozent in dieser Gruppe. Ein noch drastischeres Bild zeichnet eine kleinere Fallserie aus Wuhan. Hier starben 32 von 52 Erkrankten auf der Intensivstation. Das ergibt eine Sterblichkeitsrate von 62,5 Prozent.
Lebensalter als wichtigster Risikofaktor
Wesentlich besser sind die Überlebenschancen bei denjenigen, die keine Intubation benötigen. Hier betrug die Sterberate 19,4 Prozent – also deutlich geringer als bei einer maschinellen Beatmung. Wichtigster Faktor für das Überleben der schweren Verläufe ist das Lebensalter. Nur 27,1 Prozent der Patientinnen und Patienten über 80 Jahre überlebten die Beatmung. Unter den 70- bis 79-Jährigen überlebten 31,3 Prozent. In der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre wurden 43,6 Prozent der Betroffenen lebend entlassen und bei den 50 bis 59-Jährigen 58,9 Prozent.
Alternativen zur maschinellen Beatmung
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Behandlung von schweren Verläufen verbessert werden muss. Eine kleine chinesische Studie zeigte beispielsweise, das bei schweren COVID-19-Erkrankungen die Bauchlage die Atmung verbessert.
Verschiedenen Medienberichten aus den USA zufolge, gehen viele Ärztinnen und Ärzte aufgrund der hohen Sterblichkeit bei der maschinellen Beatmung zu alternativen Methoden über. So soll durch Positionsänderungen das Atmen erleichtert und die Lunge entlastet werden. Zudem versuchen manche Medizinerinnen und Mediziner größere Mengen Sauerstoff, zum Teil mit der Zugabe von Stickstoffmonoxid, über die Nase zuzuführen. Derzeit gibt es noch keine verlässlichen Daten dazu, ob solche Methoden effektiver sind. (vb)
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