Gesundheit

Akne durch Vitamin-B12-Injektion?

Wenn Akne an einer ungewöhnlichen Körperstelle, in einem ungewöhnlichen Alter auftritt oder auf die Behandlung nicht anspricht, sollten Apotheker:innen hellhörig werden – denn es könnte eine Arzneimittelnebenwirkung dahinter stecken. Ein möglicher Auslöser ist Vitamin B12, insbesondere wenn es in hohen Dosen eingesetzt wird.

Fallbeispiel

Frau S., 34 Jahre alt, löst in der Apotheke ein Rezept über ein 3%iges Benzoylperoxid-Gel ein, welches sie für eine vor kurzer Zeit aufgetretene Akne verschrieben bekommen hat. Im Beratungsgespräch stellt sich heraus, dass Frau S. in den Wochen vor dem Auftreten der Akne mehrere Vitamin-B12-Injektionen erhalten hatte. Könnten diese etwas mit den Hautveränderungen zu tun haben?

Fallbeispiele, wie das oben, werden seit 1958 immer wieder in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben. Sie vereint, dass Tage bis Wochen nach einer oralen oder intramuskulären Anwendung von Vitamin-B12-Präparaten die Behandelten Acne vulgaris an Gesicht, Nacken, Schultern, Brust und/oder dem oberen Rücken entwickelten. Die eingesetzten Cobalamin-Dosen variierten stark, waren aber in der Regel hoch. Eine Frau entwickelte Akne und weitere Symptome nach einer Gesamtdosis von 12 mg des Vitamins, in einem anderen Fall waren über mehrere Monate sogar 1 g wöchentlich verabreicht worden. Die gute Nachricht: nach dem Absetzen der Präparate besserten sich die Hautsymptome jeweils innerhalb einiger Wochen.

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Einen möglichen, mechanistischen Zusammenhang zwischen der Vitamin-B12-Einnahme und den Hautsymptomen, postulierte eine US-amerikanische Forschungsgruppe 2015. Sie untersuchten hierfür das Transkriptom von Cutibacterium acnes (damals noch Propionibacterium acnes) welche sie von der Nasenhaut von Proband:innen isoliert hatten. C. acnes gehört einerseits zur normalen Hautflora, andererseits wird dieser Keim auch mit der Entstehung von Akne in Verbindung gebracht. 

Zunächst verglichen die Forschenden hierbei das Metatranskriptom von C. acnes-Stämmen von Akne-Patient:innen mit denen von nicht Betroffenen. Im Vergleich zu Letzteren war bei den C. acnes-Stämmen der Akne-Betroffenen 27 operative Geneinheiten runterreguliert, darunter solche für die Vitamin-B12-Synthese, und 109 operative Geneinheiten hochreguliert, beispielsweise solche des Kohlehydratstoffwechsels.

Synthese von Vitamin B12 sinkt, dafür mehr Porphyrine

Anschließend wurde zehn Akne-freien Proband:innen 1 mg Vitamin B12 injiziert. Proben von ihrer Nasenhaut wurden unmittelbar vor der Injektion, sowie zwei und 14 Tage danach entnommen und bei den isolierten C. acnes-Stämmen das Expressionslevel bestimmter an der Vitamin-B12-Synthese beteiligter Gene gemessen. Diese waren an Tag 14 gegenüber den ersten beiden Messungen signifikant verringert und entsprachen dem zuvor bei Akne-Patient:innen gemessenen Level. Bei einem Probanden trat eine Woche nach der Injektion Akne auf.

Weiterhin beobachteten die Wissenschaftler:innen, dass für die heruntergefahrene Vitamin-B12-Synthese von C. acnes nun nicht benötigtes L-Glutamat der Porphyrin-Biosynthese zugeführt und in der Folge vermehrt Porphyrine synthetisiert wurden. Diese haben eine proinflammatorische Wirkung und könnten zur Akne-Entstehung beitragen kann.

Hohe Vitamin B12-Spiegel können also eine Rolle bei der Entstehung von Acne vulgaris spielen. Angst vor einer notwendigen Supplementierung sollten Patient:innen jedoch nicht haben. In der Fachinformation (1000 Mikrogram Injektionslösung, Jenapharm, Stand November 2022) ist diese Nebenwirkung mit einer Häufigkeit von < 1/10 000, also sehr selten, angegeben. Die oben aufgeführten Fallbeispiele legen nahe, dass insbesondere hohe und sehr hohe Einnahmemengen zu der Entstehung der unerwünschten Pickel führen.

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