Gesundheit

Diese Corona-Explosion treibt Merkel Richtung Riesen-Lockdown

In Irland schießen die Infektionszahlen in die Höhe. Von 1. Dezember bis 10. Januar stieg die 7-Tage-Inzidenz in der Pandemie von 54 auf 1322. Besorgniserregend stellte sich auch der 7-Tages-Schnitt pro 1 Million Einwohner dar. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist höchst alarmiert. Droht das Szenario auch bei uns?

Wie FOCUS Online erfahren hat, bezieht sich Merkel in den Verhandlungen und Gesprächen im Kanzleramt über potentielle Verschärfungen des Lockdowns immer wieder auf diese Kurve. Ist die Situation in Irland auch auf Deutschland übertragbar? Grund ist die aggressive Briten-Mutante B.1.1.7. Sie ist hoch infektiös (40 bis 70 Prozent ansteckender) – und treibt die Corona-Zahlen exorbitant. Ob sie auch zu schwereren Verläufen führt, darüber streitet sich die Wissenschaft.

Deutschland steht vor dem Mega-Lockdown. Diskutiert werden in internen Kreisen ÖPNV-Verbot, Homeoffice-Pflicht, Verschärfung der Ausgangssperre und noch strengere Kontaktbeschränkungen. Insider berichten, dass auch statt der 1-Freund-Regel jetzt die 1-fester-Freund-Regel im Gespräch ist. Auch der Beraterstab der Regierung ist alarmiert, wie FOCUS Online aus Kreisen erfahren hat.

Zu viele Tote, zu viele Neuinfektionen, zu hoher R-Wert

Bereits nächste Woche wird sich die Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten dazu beraten. Thema: Verschärfung des Lockdowns in Deutschland. Denn: Die Kontakte müssen runter und das Prinzip Hoffnung greift nicht mehr. Die Corona-Zahlen sind auch hierzulande fatal. Zu viele Tote, zu viele Neuinfektionen, zu hoher R-Wert. Und: Deutschland impft im Schneckentempo. All das ergibt eine Gemengelage, die die Kanzlerin erneut unter Zugzwang setzt.

Die irische Gesundheitsbehörde meldete zuletzt 5057 neue Fälle binnen 24 Stunden. Das scheint im Vergleich zu den deutschen Zahlen wenig, doch Irland hat nur 4,9 Millionen Einwohner. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl liegen die Werte daher deutlich über denen aus Deutschland und dem Vereinten Königreich. 

Das veranschaulicht folgende Grafik von "Ourworldindata.org", auf der die 7-Tage-Inzidenz in Irland, Deutschland und dem Vereinten Königreich pro eine Million Einwohner abgebildet ist:  Ourworldindata.org, Stand: 13.01.2021

Die 7-Tages-Inzidenz gibt an, wie viele von 100.000 Personen sich in einer bestimmten Region im Verlauf einer Woche infiziert haben. Der Wert ermöglicht es, das Infektionsgeschehen verschiedener Landkreise besser miteinander zu vergleichen. Als entscheidende Ziffer gilt hier 50: Übersteigt die 7-Tages-Inzidenz diesen Wert, gilt die Lage in diesem Landkreis als kritisch und die Stadt sollte Maßnahmen ergreifen.

Im Verlauf der Pandemie hatten einzelne Bundesländer wie auch Bayern den Wert auf 35 oder 30 heruntergesetzt und als Frühwarnsystem eingesetzt, um bereits bei diesem Wert stufenweise Lockerungen zurückzufahren.

Einige Tage später allerdings stellt sich die Kurve schon wieder anders dar und die 7-Tages-Inzidenz hat sich relativiert.

OWID  

Auch der Vergleich mit anderen europäischen Ländern sowie ein Blick auf die internationalen Zahlen machen die besorgniserregende Entwicklung in Irland deutlich. 

Neuinfektionen: Irland im Europa-Vergleich (pro eine Million Einwohner)

Ourworldindata.org, Stand: 13.01.2021

Neuinfektionen: Irland im internationalen Vergleich (pro eine Million Einwohner) Ourworldindata.org, Stand: 13.01.2021

29. Februar 2020: Der erste Covid-19-Fall in Irland wird offiziell bestätigt.

12. März 2020: Erster Lockdown. Bis Ende des Monats bleiben Schulen und Universitäten schließen, ebenso wie kulturelle Einrichtungen. In Innenräumen dürfen sich noch maximal 100 Menschen treffen, draußen maximal 500. Die Regierung empfiehlt, wenn möglich im Home Office zu arbeiten. Läden und Restaurants bleiben weiterhin geöffnet.

30. März 2020: Ende des ersten Lockdowns.

21. Oktober 2020: Zweiter Lockdown. Sechs Wochen lang haben Läden geschlossen, die nicht für den täglichen Bedarf notwendig sind. Restaurants dürfen Essen nur noch liefern. Sport ist noch im Umkreis von fünf Kilometern um die eigene Wohnung erlaubt. Schulen und Kindergärten bleiben weiterhin offen.

1. Dezember 2020: Ende des zweiten Lockdowns.

Die nachfolgende Grafik zeigt: Irland hatte mit Beginn des zweiten Lockdowns den Anstieg der Neuinfektionen stoppen können und sich innerhalb kurzer Zeit auf ein niedriges Niveau heruntergekämpft. Mit den Lockerungen zur Adventszeit schossen die Zahlen jedoch wieder in die Höhe.

Ourworldindata.org, Bearbeitung FOL  

Genau diesen Aspekt scheint die Kanzlerin in der aktuellen Diskussion zu vergessen: Die Mutation fand völlig unterschiedliche Bedingungen in Irland vor als sie aktuell in Deutschland sind. Wir befinden uns bereits im Lockdown – im verschärften. Von daher hat das Virus gar nicht die Möglichkeiten, die es in Irland hatte. Auch Christian Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité hielt die geltenden Einschränkungen für ausreichend, um auch die Ausbreitung der Mutation B.1.1.7 einzudämmen. 

Mutation B.1.1.7 auch in Irland nachgewiesen 

Schuld an der Entwicklung könnte die Virus-Mutation B.1.1.7 sein, die auch die Bezeichnung VOC 202012/01 trägt. Sie wurde erstmals im September 2020 in Proben aus Südengland und London nachgewiesen. Gefährlicher scheint die Variante nicht zu sein, aber ansteckender. 

Forscher des Imperial College London gehen davon aus, dass der sogenannte R-Wert bei dieser Mutante deutlich höher liegt als bei anderen bislang bekannten Varianten des Coronavirus: um etwa 0,4 bis 0,7. Der R-Wert gibt an, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Liegt er beispielsweise bei 1, stecken zehn Infizierte jeweils zehn weitere Menschen an. Liegt er bei 1,7, stecken zehn Infizierte 17 weitere Menschen an. 

In Großbritannien breitete sich die Mutante rasant aus. Im Dezember ließen sich bereits mehr als 1600 Fälle eindeutig dem neuen Stamm zuordnen. Andere Länder wie Deutschland meldeten zunächst keine Funde, was auch daran liegen könnte, dass in Großbritannien wesentlich mehr Proben im Labor auf Mutationen untersucht werden als in anderswo. Inzwischen jedoch gibt es immer mehr davon, beispielsweise auch in Dänemark. 

Am 26. Dezember wurde B.1.1.7 schließlich in Irland erstmals nachgewiesen. Kursiert haben könnte die Virus-Mutation bereits unbemerkt vor dem ersten offiziellen Fund. Seit Mitte Dezember steigen die Zahlen in Irland exponentiell an, eine Abflachung der Kurve gab es nur rund um Weihnachten. Das kann auch mit verzögerten Meldungen über die Feiertage zusammenhängen. 

0,71 Prozent der Bevölkerung geimpft 

Die gute Nachricht: Die neu entwickelten Impfstoffe sollen auch gegen die Mutation wirken. Irland fing am 29. Dezember mit den Impfungen an – drei Tage nach Deutschland und 21 Tage nach der ersten Impfung im Vereinten Königreich. Die 79-jährige Annie Lynch aus Dublin bekam als erste Irin das Vakzin von Biontech und Pfizer gespritzt. 

Mittlerweile haben 0,71 Prozent der irischen Bevölkerung eine Impfung erhalten.

Ourworldindata.org  

Wie in Deutschland gilt auch in Irland: Ältere Menschen in Pflegeheimen erhalten die Impfung zuerst. Dabei hat Irland aber eine deutlich niedrigere Altersgrenze angesetzt: Bewohner ab 65 Jahren und Mitarbeiter sind zuerst an der Reihe.

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