Warmes Wetter, helle Tage, gute Laune: Im Sommer sind nur wenige Menschen krank. In diesem Jahr gab es im Juli und August auch keine erhöhten Coronazahlen und erst recht keine Grippe- oder Erkältungswelle. Trotzdem melden Krankenkassen auch in Hamburg enorm erhöhte Fehlzeiten von Berufstätigen. Die DAK schlägt Alarm und hat eine beängstigende Erklärung.
Von Juli bis September – eigentlich die schönsten Monate des Jahres – waren deutschlandweit ganz besonders viele Berufstätige krank. Laut DAK-Gesundheit fehlte jeder Beschäftigte allein in diesen drei Monaten fünf Tage. Untersucht wurden die Daten von 2,35 Millionen Versicherten.
Die Krankenkasse befürchtet, dass sich die Zahl der Krankheitstage bis zum Ende dieses Jahres damit auf mehr als 20 Tage pro Kopf summieren wird, also vier Wochen pro Person! Das wäre ein neuer bisher nie erreichter Höchststand.
„Seelische Anspannung macht sich bei Rückenproblemen bemerkbar“
Für Hamburg wurden die Daten von 73.000 erwerbstätigen Frauen und Männern untersucht. Das Ergebnis: Auch die Hamburger sind erstaunlich oft im Sommer erkrankt, die Fehltage belaufen sich auf vier Tage in den drei untersuchten Monaten.
Den stärksten Anstieg verzeichneten an der Elbe die Muskel-Skelett-Probleme. Hier stieg der Arbeitsausfall laut DAK um 26,5 Prozent! In Tagen bedeutet das eine Zunahme von 66 auf 83 Fehltage je 100 Beschäftigte.
Das sieht Professor Dr. Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement, mit Besorgnis: „Bei bis zu einem Drittel der Krankschreibungen in dieser Erkrankungsgruppe ist davon auszugehen, dass sich psychische Erkrankungen dahinter verbergen, etwa psychosomatischer Rückenschmerz.“
Nürnberg weiter: „Die vielfältigen Belastungen und die seelische Anspannung der Menschen machen sich bei den Rückenproblemen bemerkbar.“
„Bei vielen ist nicht nur Akku leer, sondern das Ladekabel defekt“
Laut DAK-Fehlzeitenanalyse gab es bundesweit zusätzlich zu den psychischen Problemen, die sich hinter Rückenleiden verbergen, auch deutlich mehr Fehltage wegen Depressionen oder Angststörungen als im Vorjahresquartal. Sie stiegen um ein Viertel. Professor Volker Nürnberg: „Ein Anstieg von einem Viertel gegenüber dem Vorjahresquartal ist als dramatisch, quasi als epidemisch zu bezeichnen.“
Der Experte bilanziert: „Burnout ist die neue Pandemie! Bei vielen Mitarbeitern ist nicht nur der Akku leer, sondern das Ladekabel defekt.“
Bei der DAK befürchtet man, dass die derzeit hohen Krankenstände und der Personalmangel in vielen Branchen zusammenhängen und zu einem Teufelskreis führen. Eine ohnehin enge Personaldecke wird noch enger, wenn wegen Erkrankungen weitere Mitarbeiter ausfallen und die Verbleibenden das erhöhte Arbeitsvolumen auffangen müssen. Denn die werden dann auch noch leichter krank, weil sie stärker belastet sind.
„Die Nachwirkungen der Pandemie, die Unsicherheit in Deutschland durch die vielen Krisen in der Welt: Das alles belastet die Psyche der Menschen zunehmend“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Die Themen Gesundheit und psychisches Wohlbefinden der Beschäftigten müssen ganz oben auf die Agenda der Unternehmen.“
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Das Original zu diesem Beitrag „Warum wir seit Corona so oft krank sind“ stammt von Mopo.
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