Gesundheit

Er eröffnete einen Supermarkt für Drogen – nun starb er selbst an einer Überdosis

Im Mai machte die Geschichte Schlagzeilen. Jerry Martin hatte genug von den Problemen Suchtkranker in seiner Heimat Vancouver. Er entschied sich, ganz offiziell harte Drogen zu verkaufen. Die zu erwartende Verhaftung nahm er in Kauf (hier erfahren Sie mehr). Jetzt ist er selbst harten Drogen erlegen.

Das berichtet "Vice" unter Berufung auf seine Lebensgefährtin Krista Thomas. Der nur 51-jährige Martin hatte demnach Anfang der Woche eine Überdosis Fentanyl zu sich genommen, war in der Folge im Krankenhaus eingeliefert worden. Obwohl er die Überdosis selbst überlebte, kam er auch nach mehreren Tagen nicht zu Bewusstsein. Seine Familie habe sich deswegen entschieden, die lebensverlängernder Maßnahmen zu beenden, so Thomas.

Drogenkrise in Amerika – Teil 1
Fentanyl verursacht menschliches Elend wie keine andere Droge – unterwegs auf den Straßen von San Francisco

Mit Drogenhandel gegen Überdosen

Die Umstände der Überdosis sind offenbar nicht vollständig klar. Martin sei kein regelmässiger Konsument von Opiaten gewesen, erklärte Thomas dem Magazin. Sie könnte schlicht nicht sagen, ob er bewusst Fentanyl konsumiert hatte oder es untergejubelt bekam, als er eine andere Droge einnehmen wollte.

Letzteres wäre angesichts Martins Aktivismus eine besonders tragische Wendung. Er hatte seine Aktion mit dem "Drogen-Supermarkt" bewusst inszeniert, um auf das Problem verunreinigter und gestreckter Rauschmittel hinzuweisen. Die aus einem Camping-Trailer verkauften harten Drogen wie Meth, Kokain oder Heroin hatte Martin vorher alle im Labor auf ihre Reinheit testen lassen. Selbst die Polizei, die ihn deshalb verhaftete, betonte danach, man respektiere die Bemühungen, Süchtige mit sauberen Substanzen versorgen zu wollen. Dennoch müssten die Beamten aber geltendes Recht umsetzen.

Sucht, aber sauber

Martin wollte mit seiner Aktion auf das grassierende Problem verunreinigter Drogen aufmerksam machen. Und strebte dazu auch eine Gesetzesänderung an. Seine Argumentation: Weil der Handel mit den Rauschmitteln illegal ist, lockt er skrupellose Geschäftemacher an. Und diese würden auch nicht davor zurückschrecken, mit Streckmitteln die Gesundheit ihrer "Kunden" zu gefährden.

Er wollte deshalb eine liberalere Drogenpolitik, erläutert auch Thomas. "Jerry glaubte, dass Menschen mit den Drogen ihre Traumata behandeln. Und dass sie Zugang zu sauberen Substanzen brauchen, solange sie das tun." Auch Martin selbst hatte das betont. "Ich weiß, dass ich ihnen süchtig machende Drogen verkaufe", betonte er bei der Eröffnung seines Ladens. "Aber ich gebe ihnen zumindest Drogen, die nicht mit Fentanyl oder ähnlichem gestreckt sind."

Wie in vielen Teilen der Welt nimmt auch in Kanada das Problem verunreinigter Drogen immer weiter zu. Besonders der Einsatz des Opiats Fentanyl zum Strecken von Heroin sorgte bereits für zahlreiche Todesopfer. Auch Martin selbst hatte sich durch einen Drogentod zu seinem Aktivismus veranlasst gesehen. Sein Bruder sei letztes Jahr an einer Überdosis gestorben, erklärte er im Mai. Nun muss seine Familie erneut um einen verlorenen Sohn trauern.

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