Gesundheit

Erektionsstörung bei Männern heilen – wie Schweinepenisse helfen können

Es ist reine Biologie: ab einem gewissen Alter muss Mann sich mit der Gefahr anfreunden, dass sein bestes Stück nicht mehr so hart wird wie früher oder schneller erschlafft. Auch wenn kaum einer darüber reden mag, Erektionsstörungen sind weiter verbreitet, als viele Männer es wahrhaben wollen. Etwa jeder Zehnte muss sich schon in seinen Vierzigern mit Erektiler Dysfunktion auseinandersetzen, bei den 60-jährigen sogar jeder Dritte.

Und das sind nur die bekannten Fälle, die Dunkelziffer liegt weit höher, schätzen Experten. Denn viele Männer setzen nachlassende Potenz noch immer mit einem Verlust von Männlichkeit gleich und konsultieren aus Scham keinen Arzt. Dabei gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmethoden und ein neuer könnte bald dazukommen. Er hat mit bionischen Schweinepenissen zu tun.

Ist ein Mann erregt, pumpt er verstärkt Blut in Arterien und Schwellkörper, der Druck nimmt zu und der Penis wird steif. Was simpel klingt, ist in Wahrheit ein ausgetüfteltes Zusammenspiel von Hormonen, Blutgefäßen und Nerven. Wenn die Blutversorgung nicht richtig funktioniert, die Muskulatur geschädigt ist oder ein Testosteronmangel vorliegt, kann dieses Zusammenspiel aus dem Takt kommen.

Auch psychische Faktoren wie Stress oder Depression sowie Krankheiten und Medikamente können einen Einfluss auf die Potenz haben. Alkohol und Tabak, zu wenig Bewegung und Übergewicht können die Blutgefäße schädigen. Das führt zu einer schlechteren Durchblutung und – genau – weniger Blut bedeutet weniger Druck und weniger Härte.

Die Diagnose

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Erektionsstörungen durch Sex-Verletzungen

Ähnlich liegt der Fall, wenn beim Sex das Bindegewebe Tunica albuginea verletzt wurde. Dadurch kann es zu Entzündungen und Vernarbungen des Gewebes kommen, wodurch sich der Penis im erigierten Zustand krümmt. Nicht selten an verschiedenen Stellen. Außerdem kann das Gewebe mit fortschreitendem Alter schwächer werden. Auch Verhärtungen sind möglich.

Die Tunica albuginea ist dafür zuständig, dass das Blut während der Erektion im Penis bleibt und die Erektion Bestand hat. Ist sie beschädigt, kann sie das Blut während der Erektion nicht im Penis halten und damit auch den erigierten Zustand nicht aufrecht erhalten. Bei drei bis neun Prozent der Erektionsstörungen ist diese sogenannte Peyronie-Krankheit die Ursache. Wissenschaftler:innen von der South China University of Technology haben an einer Lösung für solche Bindegewebs-Schädigungen geforscht und jetzt möglicherweise eine Lösung gefunden. 

Das Forscherteam hat ein künstliches Material auf Hydrogelbasis entwickelt, das die Tunica albuginea und seine biomechanischen Eigenschaften imitiert. Aus diesen machten sie "Gewebe-Pflaster". Der größte Vorteil des künstlichen Materials sei, dass es gewebeähnliche Funktionen erreiche, "indem sie die Mikrostruktur von natürlichem Gewebe nachahmt", sagt Xuetao Shi, Professor für Tissue Engineering an der South China University of Technology. 

Zentimeter für Zentimeter

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Künstliches Gewebe in Schweinepenissen getestet

Getestet wurde das "Pflaster"-Verfahren im Rahmen einer kleinen Studie an zwölf Miniaturschweinen mit geschädigten Penissen. Die Penisse der Miniaturschweine seien in Bau und Größe mit den menschlichen vergleichbar. Vier Schweine wurden nicht behandelt, vier bekamen das Hydrogel, vier weitere erhielten eine Nahtoperation.

Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift "Matter" veröffentlicht. Demnach hätten die Schweine "sofort nach dem Einsatz [der künstlichen Tunica albuginea ] wieder eine normale Erektion" gehabt, die mit der von gesunden Schweinen vergleichbar sei, sagte Shi. Die Reparaturergebnisse einen Monat nach dem Eingriff seien gut, aber nicht perfekt gewesen. Es hatten sich Narben gebildet.

Dennoch verbuchen die chinesischen Wissenschaftler: innen die Studie als Erfolg. Die Studie zeige, dass das künstliche Biomaterial die Defekte adäquat reparieren könne, mit guten kurzfristigen Ergebnissen, so der Kinderurologe und Direktor des Wake Forest Institute for Regenerative Medicine Anthony Atala zu "Inverse".

Er war nicht an der Studie beteiligt, glaubt aber: "Die Technologie ist vielversprechend und verdient weitere Untersuchungen, damit sie eines Tages sicher auf menschliche Patienten übertragen werden kann, die von diesem Fortschritt profitieren können." 

Bis es aber so weit ist, ist noch eine Menge Forschung nötig. Hält das neuartige Gewebe allerdings, was es bisher verspricht, wäre sein Einsatz laut Shi auch in anderen Körperbereichen wie Darm oder Blase denkbar. 

Quelle: Matter, Sciencealert, München Klinik, MSD Manual, The Telegraph, Inverse

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