Gesundheit

Forscher berechnen Ende der Epidemie in Italien – was heißt das für Deutschland?

Wann ist das alles vorbei? Wohl kaum eine Frage dürfte die Menschen derzeit so sehr interessieren wie die nach dem Ende des coronabedingten Ausnahmezustands.

Eine neue Studie aus Italien macht Mut. Dort, wo das Virus besonders heftig grassiert, haben Forscher ausgerechnet, wann ein Ende der Epidemie in Sicht sein könnte. Auch für Deutschland dürften die Daten interessant sein – sind wir doch, was den Infektionsverlauf anbelangt, nur wenige Wochen hinter Italien.

Situation in italienischen Krankenhäusern

Einfach nur am Ende – ein Fotograf hat Pfleger und Ärzte in Italien porträtiert

Die gute Nachricht: Die Kurven steigen in Italien nicht mehr exponentiell

Noch immer ist Italien das Land mit den meisten Corona-Toten. Gut 11.500 Menschen sind bis Montagabend an den Folgen der Pandemie gestorben. Und noch immer grassiert das Virus dort besonders heftig. Allein am Montag meldeten die Behörden über 4000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden.

Die gute Nachricht: Die Kurven steigen in Italien nicht mehr exponentiell. Das sagte Pierpaolo Siler, Italiens Vize-Gesundheitsminister: „Die Ansteckungskurve wächst, aber linearer und regelmäßiger.“ Das deutet darauf hin, dass das Land entweder bereits am Höhepunkt angelangt ist – Experten sprechen dabei von einem Plateau – oder zumindest kurz davor steht.

Forscher des Einaudi-Instituts für Wirtschaft und Finanzen (von der Bank von Italien finanziert) haben sich die vom Zivilschutz jeden Tag veröffentlichten Zahlen nun genauer angeschaut und daraus einen prognostizierten Infektionsverlauf berechnet. Wie die Nachrichtenseite „Quotidiano“ berichtet, kam die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass mit dem Höhepunkt der Infektionswelle wohl Anfang April zu rechnen ist. Auch danach werden sich weiter Menschen mit dem Virus anstecken – jedoch jeweils weniger als in den Tagen zuvor. 

Da sich das Infektionsgeschehen in den einzelnen Regionen Italiens unterschiedlich entwickelt hat, haben die Forscher für jedes Gebiet ein Datum ermittelt, an dem es wahrscheinlich gar keine Neuinfektionen mehr geben dürfte.

Experten: Ende der Corona-Epidemie in Italien Mitte Mai

Den Anfang macht demnach die Region Trentino-Südtirol: Dort dürfte der 6. April der erste Tag ohne Neuansteckungen sein. In Ligurien, Umbrien und der Basilikata soll die Epidemie einen Tag später, am 7. April zu Ende sein. Dann folgen das Val D’Aosta (8. April), Apulien (9. April), Friaul Julisch Venetien (10. April) und die Abruzzen (11. April).

Ein paar Tage später sollen den Wissenschaftlern zufolge auch Sizilien und Venetien keine Neuinfektionen mehr melden (14. April), im Piemont soll es am 15. April soweit sein. Darauf folgen das Latium mit der Hauptstadt Rom (16. April), Kalabrien (17. April) und Kampanien (20. April).

In der mit Abstand besonders hart betroffenen Lombardei rechnen die Experten am 22. April mit dem Ende der Epidemie, in der Emilia Romagna, zweiter Hotspot in Norditalien, am 28. April. Im Rest des Landes soll der Nullpunkt der Neuinfektionen zwischen dem 5. und 16. Mai. liegen.

Bedeutet: Mitte Mai hätte das Land das Gröbste überstanden – sofern sich die Menschen auch danach weiter an die Ausgangsbeschränkungen halten und weitere Infektionen verhindern.

Deutschland ist etwa zweieinhalb Wochen hinter Italien

Sind die Zahlen auch für Deutschland ein Grund zur Hoffnung? Durchaus. Enrico Bucci ist Biochemiker, Datenanalyst und Professor an der Temple University in Philadelphia. Der Zeitung „La Repubblica“ erklärte er, dass die Infektionskurve der meisten Länder der westlichen Welt ähnlich aussehen könnte – mit ein paar Tagen Verzögerung. 

„Tutto andrà bene“ – alles wird gut werden: Die beiden Männer, die am Turiner Rathaus dieses Plakat aufhängen, sprechen damit wohl die Hoffnung aller Italiener aus.

Demnach soll Spanien sechs Tage hinter Italiens Hotspot Codogno (Lombardei) sein, Frankreich elf Tage, die USA zwei Wochen, Großbritannien 16 Tage, die Niederlande 17, Deutschland und Belgien 18 Tage. Buccis Einschätzung beruht unter anderem darauf, wie schnell sich das Virus in den einzelnen Länder ausbreitet. Dabei spielt eine Rolle, wie schnell dort Maßnahmen getroffen wurden, um die Infektionskurve abzuflachen.

Deshalb wird Deutschland den Höhepunkt der Epidemie wohl später erreichen, dafür wird er aller Voraussicht nach aber nicht ganz so hoch sein wie zum Beispiel in Spanien. 

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Vergleicht man Buccis Berechnung mit der Enaudi-Studie, wäre ein Ende der Corona-Krise in Deutschland Ende Mai zu erwarten. Das gilt allerdings nur, falls die Maßnahmen der Regierung weiter Wirkung zeigen – und die die Infektionskurve auch in Deutschland nicht mehr exponentiell steigt.

Quellen: „Quotidiano“, „La Repubblica“, Italienisches Datencenter, Nachrichtenagentur ANSA

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